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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Graf einen Bastard hatte, der etwas von den Vorfällen in Köln wusste, bahnte sich nun etwas an. Was? Demudis konnte nicht anders, als eine Ungeheuerlichkeit zu erwarten. Sie versuchte durchzuatmen, aber die Angst hielt ihren Brustkorb wie in einem eisernen Käfig.
    »Er ist der Minne Sohn.« Irmgard schaute Demudis von der Seite verschmitzt an. »Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Nicht, wenn du mir nicht sagst, wer dieser Bastard ist.« Demudis wich das Blut gänzlich aus dem Gesicht.
    »Hermann heißt er, ein Prediger aus Köln. Er hat ihm die traurige Botschaft überbracht. Aber zugleich hat er den Grafen auch froh gemacht, denn jetzt kann er offen zu ihm stehen.«
    »Warum vorher nicht?«, fragte Demudis, die nicht noch bleicher werden konnte, als sie bereits war. Sie musste sich anstrengen, dass ihr ihre Beine nicht den Dienst versagten. Bruder Hermann als Sohn von Schwester Guta. Als Bastard des Grafen gar. Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Das Blut stieg ihr zurück in den Kopf und pochte in den Augen. Sie sah rot. In den Zehen kribbelte es vor Kälte, aber an den Schläfen bildete sich ein Sturzbach aus Schweiß. Der Herzschlag schien für einen Augenblick auszusetzen, doch dann spürte sie, wie ihr Puls zu rasen begann. Sie vergaß auszuatmen, und als sie es nicht mehr aushalten konnte, stieß sie die Luft geräuschvoll aus.
    Du musst jetzt ganz ruhig bleiben, ermahnte sich Demudis, und überlegen, was aus dieser unerhörten Kunde folgen könnte. Wenn der Graf zu seinem Bastard, also Bruder Hermann, stehen würde, wie Irmgard andeutete, würde dieser ein noch mächtigerer Feind sein! Und der geboren aus dem Schoße einer Schwester!
    So lange hatten sie Seite an Seite gelebt, Schwester Guta und sie, und nichts hatte Demudis von ihrem wahren Leben geahnt! Aber jetzt, nach ihrem schrecklichen Tod, brach das ganze Gebäude von Lügen zusammen und drohte einen nach dem anderen zu erschlagen. Schwester Guta auf dem Fuße folgend hatte es nun Martin, ihren ersten Sohn, getroffen. War es möglich, das Unheil aufzuhalten? Das Unheil, von dem sie noch gar nicht wusste, wie es aussehen würde?
    »Guta wollte es nicht.«
    »Woher weißt du das alles?«
    Irmgard lächelte. »Ich weiß alles über den Grafen. Das gehört zu meinen Obliegenheiten.«
    Demudis verstummte. Sie musste die Neuigkeiten erst einmal verdauen. Was hatte sie erfahren? Dass Graf Walram der Friedel von Schwester Guta gewesen war, war ihr schon durch das Gespräch bei Schwester Mathilde bekannt geworden. Aber wenn sie noch einen Sohn hatte, einen mit dem Grafen, und wenn dies Bruder Hermann war – was bedeutete das? Es erklärte, warum Bruder Hermann ihn benachrichtigt hatte. Wie lange wusste Bruder Hermann, dass er der Sohn des Grafen war? Und wie lange, dass er derjenige von Schwester Guta war? Hatte er sie im Vollbesitz dieses Wissens der Unzucht mit Hechard angeklagt? Was sagte sein Vater, Graf Walram, dazu? Das musste sie herausfinden! Den Grafen hatte er jedenfalls davon überzeugt, dass Martin, der erste Sohn von Schwester Guta, sie gemeuchelt habe. Er hatte ihn so sehr überzeugt, dass er Martin kurzerhand das Leben nahm. Seins für ihrs. Demudis’ Zweifel waren damit nicht ausgeräumt.
    Sie drängte sich zu dem Sarg durch, in welchem Martin lag. Anna weinte.
    »Nur ungern störe ich deine Trauer«, begann Demudis vorsichtig. Sie sah, dass Irmgard ihr folgen wollte, es aber ihres dicken Bauches wegen nicht so schnell durch die dicht gedrängten Leiber schaffte.
    »Wie konnte er das nur tun!«, schluchzte Anna. »Wir wären doch auch als Knecht und Magd glücklich gewesen! Warum hat er seine Mutter erschlagen, nur weil –«
    »Erwürgt«, berichtigte Demudis. Wie konnte es nur sein, dass sie Martin jetzt für schuldig hielt?, überlegte sie. Was wusste Anna? Hatte sie von dem Mord schon geahnt, als sie zusammen von Riehl nach Köln gegangen waren? »Du meinst, er hätte es getan?«
    »Der Graf hat das Urteil über ihn gefällt«, knurrte Anna sie unwillig an.
    »Das habe ich gehört«, sagte Demudis kalt. Sie fragte sich, wieso der Graf, den die Magd Irmgard wiederholt als »großzügig« beschrieben hatte, es Anna nicht gestattet hatte, Martin vom Henker abzubitten und auf diese Weise, wie es recht und billig gewesen wäre, vor dem schändlichen Tode zu bewahren. Aber richtig, gegen Irmgards Aussage stand auch das Zeugnis des Andernacher Barfüßerabtes Paul, dem es offenbar vor Graf Walram graute.
    »Und es soll einen Zeugen

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