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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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durch die Finger die Begine sah, wunderte ihn das kaum noch. Hatte das der Prediger nicht gestern gesagt, dass die Beginen bei den Mönchen ein und aus gingen, als seien sie mit ihnen anstatt mit dem Herrn vermählt? Jakob spürte den Schlag. Er war nicht heftig, aber schmerzhaft genug, um jeden Gedanken abzutöten.
    »Schwester!«, rief er. »Helft mir, ich bitte Euch. Sie schlagen mich noch tot. Ich habe doch Weib und Kinder!«
    Erst jetzt schienen die Mönche zu bemerken, dass sie beobachtet wurden. Zum Glück für Jakob hörten sie auf zu dreschen. Mitten beim Ausholen zum neuerlichen Schlage gefror die Bewegung des einen Mönches.
    »Das hättest du dir eher überlegen sollen, bevor du beim Unbill mitmachst«, sagte die Begine kaltherzig.
    »Bin doch nur zufällig hier«, beteuerte Jakob. »Glaubt mir bitte. Nur zufällig. Beten. Gestern in St. Andreas war es eine so schöne Predigt.« Es ist nicht ganz gelogen!, dachte Jakob selbstgefällig. Als er heute Morgen von seiner nächtlichen Arbeit zurückgekehrt war und das Geraune vernommen hatte, dass man etwas gegen die Bedrohung des Seelenfriedens und der Ernte der Bauern unternehmen wolle, wie es Bruder Hermann gesagt hatte, damit der Herr wirklich die zehn Gerechten und womöglich noch viel mehr in Köln finden und die Stadt verschonen möge, hatte er gedacht, es könne nicht schaden, einmal zu schauen, was dort in der Stolkgasse los sein würde. Er war aber wohl zu früh da gewesen und hatte niemanden vorgefunden. Um sich aufzuwärmen, war er, nachdem er eine Weile gewartet hatte, in die Predigerkirche gegangen. Dort musste er offenbar eingedöst sein. Jedenfalls war er aufgeschreckt, als die Prügelei am Eingang der Kirche begann. Mit einem Male fing das Rennen in der Kirche an, und aufgeregt hatte er versucht, nach draußen zu gelangen, bis der eine der beiden Mönche, die ihn nun mit den Stuhlbeinen bedrohten, Anstalten machte, auf ihn loszugehen.
    »Dieser verdammte Hundsfott von Bruder Hermann«, knurrte einer der Mönche einen ganz unheiligen Fluch und holte wieder aus.
     
    *
     
    Köln, Predigerkloster, am Vormittag des 12.2.1327
     
    Durch Bruder Hinkmar erfuhr Wilhelm davon. Er befand sich im Scriptorium, um eine weitere Predigt für Bruder Hermann zu schreiben. Das Leben im Kloster war sehr unbeschaulich geworden, hassenswert sozusagen. Wilhelm hatte schon überlegt, ob er Bruder Hermann nicht fragen sollte, in einem anderen Konvent Unterschlupf zu finden, vielleicht bei St. Johannes und St. Maria Magdalena, den Predigern in Koblenz. Oder man könnte auch als Wanderprediger umherziehen, er würde die Predigten schreiben und Bruder Hermann sie halten. Sie würden mächtig viel Almosen einnehmen, und niemand könnte überprüfen, ob sie die wirklich an den Orden ablieferten. Nein, das durfte er nicht denken. Das wäre eine Räuberei, Diebstahl am Herrn. Andererseits würden sie in einem solchen Falle nicht mitbekommen, wie es in Köln weitergehen würde. So könnten sie die Früchte ihrer Bemühungen nicht einfahren. Hier war Wilhelm wichtiger, hier wurde er gebraucht. Und sobald er sich an sein Pult setzte, war er glücklich. Endlich wurden seine Geistesgaben in der rechten Weise anerkannt.
    Wilhelm verspürte einen Stoß, der gegen seine Schulterblätter ausgeführt wurde, und wegen des Ruckes rutschte er mit seinem Griffel ab und zerstörte dabei einige der Buchstaben auf der Wachstafel, die er benutzte, um seine Gedanken festzuhalten. Ärgerlich drehte er sich um und blickte Bruder Hinkmar ins Gesicht.
    »Was erlaubst du dir?«, blaffte Wilhelm. Er hatte sich eisern vorgenommen, sich nichts mehr von den Brüdern gefallen zu lassen.
    »In der Kirche steht eine Meute, die alles kurz und klein schlägt. Sie wollen den ganzen Konvent verwüsten. Du musst dich nun entscheiden, ob du mit denen oder mit uns bist.«
    »Wer ist ›denen‹?«, fragte Wilhelm ängstlich. Unter den hitzigen Worten des Bruders schmolz sein Vorsatz sogleich wieder dahin.
    »Der Pfennigserzpfaffe, die stinkenden Barfüßer, ein gewisser Prediger namens Bruder Hermann …« Bruder Hinkmar ließ den begonnenen Satz unvollendet im Räume stehen. Das Wort »Bruder« hatte er mit besonderer Verachtung ausgesprochen.
    Ohne Bruder Hinkmar eines Blickes oder Wortes zu würdigen, lief Wilhelm, um Bruder Hermann zu finden. Irgendetwas war schief gegangen. Oder doch nicht? Er verstand nicht, auf was Bruder Hermann letztendlich hinauswollte.
    Er fand ihn schließlich in der Bibliothek, wo

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