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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Süß.
    In diesem Moment kam er mit einer Flasche und zwei Gläsern wieder hinter dem Küchentresen hervor. Siegesgewiss ging er auf Lulu zu und reichte ihr ein Glas Champagner. Er schien das Zeug zu trinken wie Wasser.
    »Auf – unsere Zusammenarbeit!«, sagte er weich.
    Dann hielt er inne. Fassungslos betrachtete er die grauen Papierknödel auf dem Teakholz-Parkett.
    »Was – ist – das?«, fragte er mit tonloser Stimme.
    Jetzt erst sah Lulu die Bescherung. »Äh – Toilettenpapier?«
    Das war ein Sakrileg, zumindest in diesem Designerloft. Lulu konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Halbherzig kickte sie ein paar Papierknödel unter die Couch.
    »Ich glaube, ich werde morgen ein sehr, sehr unangenehmes Gespräch mit meiner Putzfrau haben«, sagte Mike düster.
    Lulu beschloss, den Abend so unkompliziert wie möglich zu Ende zu bringen. Ein letztes Glas Champagner, ein paar nette Worte, okay, und ein Abschiedskuss sollte drin sein.
    »Wo waren wir noch stehengeblieben?«, fragte sie mit Unschuldsmiene.
    Mike rang immer noch um Fassung. »Ich wollte gerade auf unsere Zusammenarbeit trinken. Und darauf, dass der Prinz die Prinzessin gefunden hat.«
    »Fein, auf uns«, erwiderte Lulu. »Aber wir sollten nichts überstürzen.«
    Du bist echt undankbar, zirpte die zarte Stimme in ihr. Blödsinn, der sieht sich schon auf der Zielgeraden, meckerte die andere Stimme, zeig ihm die rote Karte!
    »Ich gestehe, das geht alles etwas schnell«, sagte Mike, während er sich zu Lulu auf die Couch setzte. »Und ich weiß ja noch so gut wie gar nichts von dir. Nur, dass du eine Frau bist, die ich nicht wieder loslassen möchte. Du hast Talent, du hast Ideen, genau das, was ich suche.«
    Er stand auf, ging zu einem Schreibtisch und kehrte miteinem Stapel Skizzen zurück. Eine nach der anderen breitete er auf dem Parkett aus. »Na, was sagst du jetzt?«
    Lulu war Fachfrau genug, um zu sehen, dass die Skizzen in der Tat auf eine kreative Kampagne schließen ließen.
    »Sehr interessant«, erwiderte sie.
    Mike setzte sich wieder zu ihr und legte einen Arm um sie. »Als ich dich das erste Mal sah, vor einer Woche bei diesem Termin in der Agentur, da dachte ich: Hey, die Frau ist es! Die und keine andere!«
    Lulu hielt den Atem an. Die und keine andere, das war genau der Satz, nach dem sie sich gesehnt hatte. Die Stimmen in ihrem Kopf verstummten andachtsvoll. Doch was war das? War da nicht ein Piepsen? Das Handy! Gill! Lotte! Da stimmte was nicht. Sie richtete sich kerzengerade auf.
    »Mein Handy piepst!«
    »Kannst du das Ding auch mal ausstellen?«, fragte Mike ärgerlich.
    So weit kommt es noch. Lulu erhob sich. Wo lag ihr Rucksack? Ach, richtig, auf dem Wurzelholztresen der unvergesslichen Nobelküche.
    »Sorry, es geht um meine kleine Tochter«, erklärte sie.
    »Du hast eine Tochter?« Mikes Stimme klang genervt.
    »Ja, und ich muss jetzt leider gehen.«
    Er sprang auf. »Nein, bleib noch. Was ist mit dem Vertrag, den ich vorbereitet habe?«
    Lulu hob entschuldigend die Hände. »Ich werde jetzt zu Hause gebraucht.«
    »Komm schon, auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es jetzt doch nicht an.«
    Warum kapierte er nicht, dass Lulu Prioritäten hatte? Warum waren Männer so wenig einfühlsam?
    »Ich kann nicht anders«, hauchte Lulu.
    »Soso.« Kopfschüttelnd betrachtete Mike sein Glas, als ob darin eine unangenehme Wahrheit schwimmen würde. »Das geht ja gut los. Läufst einfach weg … nur, weil du ein Kind hast!«, stieß er hervor.
    Auf einmal spürte Lulu eine dicke, fette Wut in sich aufsteigen. »Das nächste Mal klebe ich mir ein Schild auf die Stirn: Vorsicht – Mami!«
    So ein Ignorant. Viel wichtiger aber war: Wie ging es Lotte?
    Sie checkte ihr Handy. Es war eine SMS, die an Sachlichkeit nicht zu überbieten war.
    Lotte heult Rotz und Wasser.
    Von wegen Freundschaft zwischen Großmutter und Enkelin. Lotte ging es grottenschlecht. Und das Fräulein Rabenmutter amüsierte sich mit einem Sonnenbankcasanova in seinem gewienerten Loft. Lulu versank in Schuldgefühlen.
    Piiiep! Erneut zerschnitt der hohe Ton die Luft. Auf dem Handy erschien eine weitere Hiobsbotschaft.
    Lotte besteht darauf, dass Du sofort nach Hause kommst!
    Das reichte. Die Party war vorbei. Lulu spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte.
    Was für ein Desaster. Doch sie wusste, wohin sie gehörte.In dieses Loft ganz bestimmt nicht. Jedenfalls nicht jetzt.
    »Meine Tochter ist krank«, erklärte sie. »Und meine Mutter ist leider nicht in der

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