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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Lulu.
    Karl Petersen schob ihr einen Café con leche hin. »Wie genau hatten Sie sich das Essen denn gedacht?«
    »Wir sollten einen Tisch in den Garten stellen, so dass man im Hintergrund die Weinberge sieht. Keine Tischdecke, nur Blumen und Weinlaub als Dekoration. Alles sollte improvisiert aussehen. Wie eine spontane Feier.«
    »Sehr schön«, sagte Sam Haller. »Wir haben ein paar Statisten engagiert. Und einen Akkordeonspieler. Es wird eine richtige Feier.«
    Ja, dachte Lulu, wir feiern meinen Abschied von den Männern. Sie warf einen kurzen Blick zu Mike. Selbstgefällig hielt er das Gesicht in die Sonne. Seine Brutzelbräune erinnerte mittlerweile an ein Grillhähnchen.
    »Wir nehmen den Tisch aus der Küche«, beschloss Philipp. »Der reicht für alle. Könnten Sie mal mit anfassen, Herr Ypsilon?«
    Fusselbart sprang auf. »Aber gern.« Er schien froh zu sein, dass man ihn brauchte.
    »Und lauter verschiedene Stühle«, ergänzte Lulu. »Auf dem Tisch verteilen wir Weinflaschen und Früchte. Um vier beginnen wir zu shooten, dann wird das Licht weicher. Bis dahin laufe ich ein bisschen herum und sammle mit der Kamera andere Motive.«
    »Sehr gut«, sagte Petersen. »Wir arrangieren das. Eine Stylistin ist gebucht, und später kommt noch ein Spezialist für Haare und Make-up. Sammeln Sie nur, soviel Sie wollen.«
    »Ich komme mit!«, rief Sabrina.
    Arm in Arm gingen die Freundinnen davon. Als Mike außer Hörweite war, prustete Sabrina los. »O Mann, der hat das Karnickelgen. Bin ich froh, dass ich mal eine Pause einlegen kann!«
    »Ich auch«, stöhnte Lulu.
    »Besonders clever ist er nicht gerade«, amüsierte sich Sabrina. »Der hat seinen Grips in der Hose …«
    »… und wo andere Menschen ihr Herz haben, hat der einen Eiswürfelautomaten«, ergänzte Lulu.
    Sie hockte sich hin und richtete ihre Kamera auf eine kleine Katze, die sich zwischen zwei Oleanderbüschen zusammengerollt hatte. Ihr gelbliches Fell leuchtete in der Sonne, und als sie gähnte, zeigte sie ihre rosa Zunge.
    »Lotte hat sich immer eine Katze gewünscht«, sagte Lulu leise. »Zu Hause geht das nicht, dafür sind wir zu selten in der Wohnung. Das arme Tier würde die Tapeten von den Wänden kratzen vor lauter Frust.«
    Sabrina kickte nachdenklich ein Steinchen hin und her. »Hier wäre das anders. Stimmt’s?«
    »Hmmm.«
    Plötzlich erstarrte Sabrina. Leise pfiff sie durch die Zähne. »Hey, was ist denn da los?«
    Lulu richtete sich auf. »Wo?«
    Mit dem ausgestreckten Arm zeigte Sabrina auf eine etwas entfernte Reihe Weinstöcke. Im Gewirr der Blätter entdeckte Lulu einen lila Farbklecks. Und das blonde Haar ihrer Mutter. Lautlos machte Lulu ein paar Schritte auf die Weinstöcke zu.
    Und dann sah sie die Bescherung. Fusselbart und Gill umarmten sich. Sie taten es so vorsichtig, als wären sie aus hauchdünnem Porzellan und könnten jeden Moment zerbrechen. Behutsam schmiegte Gill ihre Wange an Fusselbarts Schulter. So verharrten sie still, ganz still. Sie küssten sich nicht einmal.
    Es war das Herzzerreißendste, was Lulu jemals gesehen hatte. Zwei nicht mehr ganz junge Menschen, die sich fanden, ohne dass sie sich gesucht hatten. Zwei einsame Herzen, die im selben Rhythmus schlugen. Der perfekte Einklang.
    »Ist der nicht verheiratet?«, wisperte Sabrina, die sich ebenfalls herangepirscht hatte.
    »Das Gesetz der Serie. Die Kleefeld-Damen rasseln zu gern mit Juchhu ins Unglück«, flüsterte Lulu. »Besorg schon mal eine Vorratspackung Tempotaschentücher. Spätestens heute Abend fließen Tränen. Ich könnte jetzt schon heulen, wenn ich die beiden sehe.«
    Sie schaute angestrengt in das Grün. Wie in Zeitlupe löste sich Gill aus Fusselbarts Umarmung. Eine kleine Ewigkeit sahen sie einander in die Augen, dann griff Fusselbart nach Gills Hand, und gemeinsam spazierten sie weiter den Weinberg hinauf, bis sie aus dem Blickfeld verschwanden.
    Sabrina lachte leise in sich hinein. »Warum hast du sie nicht fotografiert? Das wäre ein Super-Paparazzi-Schuss geworden.«
    »Und mit dem hätte ich den armen Fusselbart dann bisan sein Lebensende erpressen können«, sagte Lulu. »Nee, nee, in puncto Gemeinheiten überlasse ich Mike das Terrain.«
    »Falsch.« Sabrina kickte ein neues Steinchen an und ließ es durch die Luft fliegen. »Von nun an hast du immer deine Kamera dabei.«
    Betroffen sah Lulu ihre Freundin an. Das passte so ganz und gar nicht zu Sabrina. Was war nur in sie gefahren?
    »Ach, Süße, du hast echt Ladehemmung. Rate

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