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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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diktierten. Einer dieser Kritiker, Siegfried Eckhardt aus Wetter, hat immerhin mit dem Modell »Papst-Sarg« Erfolg, den er nach der Beerdigung Papst Johannes Paul II. als Erster in Deutschland nachbaute. » 180 Stück habe ich von diesem handwerklich schönen Sarg bisher verkauft«, erklärt er stolz. Das schlichte Modell mit einer Verjüngung in Höhe und Länge, gezinkten Eckverbindungen, einem unsichtbaren Deckelverschluss und verstaubaren Seilgriffen ist allerdings aufwendig herzustellen und liegt mit rund 2800 Euro im oberen Preisbereich.
    Erfahrungen hat Siegfried Eckhardt auch mit überlangen und voluminösen Särgen für sehr große oder sehr schwere Menschen. »Die Särge müssen in Handarbeit gebaut und dem Gewicht der Menschen angepasst werden.« Das mache die Särge um die Hälfte teurer. »Schwierig wird es bei 200 Kilo. Dann brauchen wir Außenmaße von 90 Zentimetern und die passen nicht mehr durch die Ofenluke des Krematoriums. Da bleibt nur die Erdbestattung in einem extra großen Grab.«
    »Wir suchten nach Vaters Tod einen Sarg aus. ›Den können Sie nicht nehmen, das ist ein Frauensarg‹, sagte der Bestatter bestimmt. Wie bitte? Ich konnte es nicht glauben. Schließlich war mein Vater kleiner und schlanker als ich.«
    (Angelika, 47 Jahre)
    Schöne Särge gibt es bei dem Designer Andreas Spiegel aus Köln. Sein Modell »Cocoon« beispielsweise – eine dreidimensionale Ellipse aus nachwachsenden Rohstoffen wie Pflan-zenfasern – wiegt nur ein Drittel der üblichen Holzsärge. Die schwermetallfreie Lackierung gibt es in 14 ungewöhnlichen Farben, von denen Bordeauxrot am häufigsten verkauft wird. »Wir haben den traditionellen Sarg neu interpretiert und vor allem auf Umweltfreundlichkeit und hohe Funktionalität geachtet«, sagt Spiegel. »Die herausziehbaren Edelstahlgriffe können abmontiert werden oder gleich durch Taue aus Naturfasern ersetzt werden.« So viel Schönheit hat mit rund 3500 Euro allerdings auch ihren Preis.
    Möbeldesigner Hans Rademaker wiederum versorgt von Holland aus eine kleine Szene von Ästheten mit seinen, wie er sagt, »sanften« Särgen. Es sind gerade und glatte Särge aus unlackiertem Pappelholz, die zuvor als Bücherregale genutzt werden können. Ein Beispiel dafür ist das Modell »Sakkara«, ein Regal, welches zum Sarg wird, indem man die Regalbretter herauszieht und mit ihnen nach dem Nut-und Feder-Prinzip den Sargdeckel zusammenbaut. Die Tragegriffe bestehen hier wie auch bei den eleganten Luxor- und Gizeh-Modellen aus Aussparungen in einem rundumlaufenden Holzrand. Rademaker stellt sich vor, nach dem Tod den Deckel erst nach und nach zu schließen, indem man jeweils ein Regalbrett dazulegt. »So werde ich langsam den Blicken entzogen. Die Angehörigen können den Sarg auch selbst zuschrauben, die Bohrlöcher sind schon da.«
    Nach einer größeren Auswahl umweltfreundlicher Särge muss man in Deutschland noch suchen, vor allem, wenn sie auch schön oder zumindest originell aussehen sollen. (Siehe dazu: Grüne Bestattungen – Erfahrungen aus den USA und Großbritannien). Unter anderen wirbt die Berliner Sargfirma Lignotec mit der recycelten Serie »LignoBoard«. Für die einfachen Särge werden Holzreste eines Sägewerks zerfasert und zu Werkstoffplatten verleimt. Die sind dünner als üblich und machen den Sarg mit rund 40 Kilo recht leicht. Lösemittelarme Wasserlacke tragen zum Schutz der Umwelt bei.
    Für Aufregung sorgte vor einigen Jahren die Einführung der sogenannten »Peace-Box«, eines Faltsargs aus Pappe, der zu 60 Prozent aus recyceltem Altpapier besteht und mit Pflanzenstärke verleimt wird. Der nur 12 Kilo schwere Öko-Sarg wird mit losen Tragegurten transportiert und kostet rund 300 Euro. Der Würzburger Bestatter Norbert Papke hat diesen Sarg von Anfang an gegen alle Einwände (»Transportkarton«) verkauft. »Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht«, meint er. »Wir lassen jährlich 60 bis 80 dieser Särge im Krematorium Schweinfurt verfeuern, und es gibt keinerlei Probleme. Dennoch halten sich regelrechte Ammenmärchen über den Falt-sarg. Viele Krematorien lehnen die Verbrennung ab, weil der Sarg ›keine eigene Heizenergie besitze‹ oder weil die ›Flugasche die Filter voll mache‹. Nichts davon ist wahr.« Richtig aber sei, dass man in Schweinfurt zu Betriebsbeginn morgens als erstes Holzsärge verfeuere. »Wenn die Temperatur dann die volle Höhe erreicht hat, verbrennen auch die Pappsärge ohne Probleme.«
    Der

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