Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
Vom Netzwerk:
Bestattungs-Historiker Norbert Fischer konnte in einer »Report«-Sendung keine Pietätlosigkeit der Peace-Box erkennen. »Früher hat man die Menschen in Leinentüchern beigesetzt oder ganz ohne Umhüllung. Der Sarg ist wirklich ein Pres-tigeobjekt, was zunächst in den Oberschichten aufkam und erst in neuerer Zeit allgemein üblich wurde.«
    Was in der gesamten Bestattungsbranche und auch in den einzelnen Bundesländern bis heute sträflich vernachlässigt wurde, sind Untersuchungen über das Umweltverhalten und die Verrottbarkeit von Särgen und Urnen. (Siehe Umweltpro-bleme auf dem Friedhof)
    Särge selbst gestalten, bauen oder bemalte Särge kaufen
    In den Tagen nach dem Tod eines geliebten Menschen kann es sehr hilfreich sein, noch einmal etwas Sinnvolles und ganz Persönliches für ihn zu tun. Das gemeinsame Bemalen des Sarges könnte für manche ein schönes Ritual sein. Gerade die einfa-chen Holzsärge oder die aus Pappe sind zum Bemalen und Beschriften sehr gut geeignet. Solange umweltfreundliche Farben verwendet werden, gibt es auch keine Probleme bei der Erdbestattung oder im Krematorium.
    Inzwischen bieten auch eine Reihe aufgeschlossener Bestattungsunternehmen das Anmalen des Sarges oder auch der Urne in ihren eigenen Räumen an. Vorreiterin war hier die Bestatterin Claudia Marschner aus Berlin-Kreuzberg, die Trauernde schon seit Jahren dabei unterstützt, den Abschied von ihren Angehörigen selbst zu gestalten. In ihrer Trauerwerkstatt können Menschen in aller Ruhe Särge selbst bemalen oder Urnen zur Gestaltung mit nach Hause nehmen.
    Ebenfalls in Berlin bemalt die Künstlerin Marlies-Kathrin Föllmer Särge und Urnen mit farbenfrohen Motiven nach den Wünschen ihrer Kunden. »Mir ist besonders wichtig, mit den Menschen ausführlich über die gewünschten Motive zu sprechen, denn dabei beginnt die Trauerarbeit«, sagt Föllmer. Drei Szenen hat sie gerade fertiggestellt, eine Waldlandschaft für einen Jäger, einen Strandkorb mit Möwen vom letzten Urlaub und einen bunten Garten für jemanden, der einen grünen Daumen hatte.
    Schlichte Särge und Urnen, bemalt mit klaren Ornamenten in ruhigen Farben oder einem sehr dezenten, angedeuteten Porträt des Verstorbenen im Mittelpunkt, bietet der Bildhauer Thomas Henniges in Leipzig an.
    Der Wandelmaler Alfred Opiolka – der sich so nennt, weil sich die Dinge wandeln, wenn er sie bemalt – benutzt wasserlösliche Farben für seine freundlichen Motive aus der Natur, Gänseblümchen, Sonnenblumen oder Wiesen voller Enziane. Er bemalt damit auch Schmetterlingsschreine und kleine Blumensärge für Frühchen und Kinder. Der Künstler hat sich in Kempten im Allgäu einen eigenen Laden zugelegt, in dem seine bemalten Särge, Urnen und Grabkreuze zum Verkauf angeboten werden. Die Preise liegen zwischen 950 und 2250 Euro.
    Vielleicht haben sich von diesem Sargladen ein paar Menschen inspirieren lassen, zumindest bietet eine städtisch unterstützte Werkstatt für jedermann in Kempten nun auch Särge zum Selbstbauen an. Die Initiatorinnen Birgit Klügel und Claudia Heidrich wollen selbst nicht in einem Standardsarg beerdigt werden und haben verschiedene Modelle ausgetüftelt. In ihren Kursen zeigen sie, wie man »Erdmöbel« so herstellt, dass sie vor dem Tod noch eine Weile als Truhe, Bücherregal oder Schuhschrank dienen können.
    Es lohnt, sich bei Interesse an bemalten Särgen oder deren Selbstbau in der eigenen Stadt oder Region umzuhören. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe künstlerisch begabter Menschen, die sich damit ihr Geld verdienen (möchten).
    Aschenkapseln und Urnen
    Nach DIN 3198 ist die »Aschenkapsel ein normiertes luft- und wasserdichtes Metallbehältnis zur Aufnahme der zerkleinerten und von Metallteilen befreiten Asche eines Verstorbenen«. Sie ist rund 20 cm hoch und mit einem festen Deckel verschlossen, in den die Daten des Toten eingestanzt werden. Die gleichen Daten stehen noch einmal auf einem kleinen Schamottstein, der die gesamte Einäscherung begleitet und am Ende zu der Asche in die Kapsel gelegt wird. Wegen der sicheren Hand-habung und Unverwechselbarkeit wird die Kapsel seit langer Zeit von den Krematorien serienmäßig verwendet und zur Beisetzung bereitgestellt.
    Da vielen Menschen die Aschenkapsel allein zu hässlich ist, wird häufig eine Überurne dazu gekauft. Wie bei Särgen gibt es auch hier enorme Unterschiede, und es tun sich zuweilen geschmackliche Abgründe auf. So gibt es Gefäße aus schweren Metallen mit erhaben

Weitere Kostenlose Bücher