Den letzten Abschied selbst gestalten
und noch eine. Andere rückten zu ihm hinüber, griffen ebenfalls in die Urne, und Wurf um Wurf, langsam, feierlich und fröhlich, wehte die Asche des Dichters erneut in das prasselnde Element.«
Über die Trauerfeier von Luciano Pavarotti in Modena 2007 schreibt Petra Reski in der ZEIT : »Am Ende der Trauermesse habe ich nur noch einen Wunsch: als Italienerin zu sterben. Als berühmte Italienerin. Von einem ganzen Volk glücklich betrauert, mit Weihrauch, Ave Maria und der Mutter aller Kunstflugstaffeln, der Frecce Tricolori, den dreifarbigen Pfeilen der italienischen Luftwaffe. Genau in jenem Augenblick donnern die Flugzeuge über unsere Köpfe hinweg, als der Sarg von Luciano Pavarotti aus dem Dom getragen wird. Die Sonne hüllt sich in Weihrauchdunst, der Applaus rollt wie Meeresbrandung über die Piazza Grande hinweg, und alle weinen wie die Kinder: Finanzgeneräle in goldbetressten Uniformen, Leibwächter in schwarzen Anzügen, italienische Fernsehstern-stäubchen, schärpengeschmückte Bürgermeister. Die Journalisten schluchzen, bis sie Schluckauf bekommen, die Menge ruft ›Lu-cia-no, Lu-cia-no, addio, Lu-cia-no‹.«
Alternativen zur Erdbestattung
Feuerbestattung
Immer mehr Menschen möchten sich nach ihrem Tod verbrennen lassen. Die Einäscherungszahlen gehen seit Jahren in die Höhe und nähern sich allmählich der 50 -Prozent-Marke. Im Norden und Osten und in Großstädten liegen die Zahlen wesentlich höher, auf dem Land und im Süden und Westen niedriger. Zum Vergleich: In den nordeuropäischen Ländern werden bis zu 70 Prozent der Verstorbenen kremiert, in Frankreich nur jeder fünfte. In den USA sind es etwa 30 Prozent, in Asien auf Grund der religiösen Vorschriften bei Hindus und Buddhisten 90 Prozent. Für orthodoxe Juden und Muslime ist die Einäscherung verboten.
Neben weltanschaulichen Motiven und praktischen Erwägungen wird die Verbrennung bei uns auch deshalb zunehmend gewählt, weil es für die Asche sehr viel mehr Bestattungsmöglichkeiten gibt als für den Leichnam. Hinzu kommt, dass Verbrennungen alles in allem auch preisgünstiger sind, obwohl die eigentliche Kremation ähnlich viel kostet wie eine Erdbestattung. Das haben die meisten Gemeinden so entschieden, als die Einäscherungswünsche immer mehr zunahmen.
Für die Feuerbestattung ist eine handschriftliche Willens-bekundung des Verstorbenen notwendig. Aber auch die na-hen Angehörigen können eine entsprechende Erklärung abge-ben.
Im Gesetz über die Feuerbestattung ist festgelegt, dass der Tote vor der Einäscherung ein zweites Mal amtsärztlich untersucht werden muss. Dabei soll der gesamte Körper auf Schuss-, Stich- oder sonstige Verletzungen angeschaut werden, um jeden Verdacht eines nicht natürlichen Todes auszuschließen. Denn nach der Verbrennung ist ja jedes forensisch bedeutsame Beweismaterial verloren. Die zweite Untersuchung des Verstorbenen ist für viele Angehörige eine sehr unangenehme Vorstellung, aber nicht zu umgehen.
Das erste deutsche Krematorium wurde nach langem, ideologisch überfrachtetem Kampf 1878 in Gotha errichtet. Die evangelische Kirche ließ dann 1920 die Feuerbestattung für ihre Kirchenmitglieder zu, die katholische Kirche war erst 1963 so weit.
Heute gibt es rund 130 Krematorien in Deutschland, die meisten in kommunaler Trägerschaft. Die privaten erkennt man häufig daran, dass sie schneller arbeiten. So ist in manchen Städten die Einäscherung innerhalb von drei Tagen möglich, häufig aber dauert es mehrere Wochen. Das liegt, ähnlich wie bei Erdbestattungen, an behäbigen Strukturen und der Vorstellung, dass man keineswegs nach 17 Uhr arbeiten sollte. Verzögernd wirkt auch, wenn die Krematorien auf dem Friedhofsgelände liegen und die entsprechende Aussegnungshalle sowohl für Erd- als auch für Feuerbestattungen genutzt wird. Sicher ist, dass wochenlanges Warten bis zur Beisetzung der Urne die Trauerarbeit extrem blockiert und eine Zumutung für die Angehörigen darstellt.
Wartezeiten und Preisunterschiede tragen dazu bei, dass die Bestatter oft weitere Wege in Kauf nehmen, was sie allerdings mit den Angehörigen genau absprechen sollten. In Berlin macht zum Beispiel das 1998 von den Kanzleramts-Architekten Frank und Schultes gebaute Krematorium Baumschulenweg schwere Verluste, weil es durch einen ungeschickten Mietkaufvertrag ständig enorme Summen abführen muss, was zu hohen Gebühren führt. Während es in Berlin zuletzt rund 23 000 Urnen-begräbnisse gab, fanden die
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