Den letzten Abschied selbst gestalten
abzutrennen.
Die Überreste haben danach noch ein Gewicht von 25 bis 30 Kilo und sollten in einem Sarg aus Maisstärke in einer »lebenden« Erde, direkt unter der Erdoberfläche, bestattet werden. Auf diese Weise werde sich der Sarg mit den Überresten des Menschen in sechs bis zwölf Monaten zu rückstandslosem Humus umwandeln.
Umbruchzeiten auf deutschen Friedhöfen
Ein Gespenst geht um auf deutschen Friedhöfen. Es sind vor allem die rasant gestiegenen Urnen- und anonymen Bestattungen sowie die Abwanderung zu Gräbern im Wald und auf der Alm, die der gesamten Friedhofsbranche wie ein Mahr auf der Brust sitzen. Den Gemeinden fehlen die Einnahmen, die Friedhofsverwaltungen schlagen sich mit großen Überhangflächen herum und die Gärtner und Steinmetze bekommen weniger Aufträge. Dabei ist der Kuchen eigentlich ganz schön groß. Bei 800 000 bis 850 000 Bestattungen im Jahr gab es zuletzt jährliche Gesamtumsätze von rund 15 Milliarden Euro. Davon bekamen Friedhofsträger, Gärtnereien und Steinmetze zwischen 16 und 24 Prozent ab. Nun aber werden die Kuchenstücke durch die günstigeren Aschebestattungen kleiner und müssen außerdem mit privaten Friedhöfen, Waldbestattern und Anbietern im Ausland geteilt werden.
»Grabwahlverschiebungen« heißt das ganz nüchtern. Überall gehen die lukrativen Erdbestattungen (Ganzkörperbestattung) zurück – abgesehen von einigen ländlichen Bereichen. In Berlin sollen bereits 30 Prozent der Friedhofsflächen leerstehen und 35 Anlagen geschlossen werden, weil für Urnenbeisetzungen viel weniger Platz gebraucht wird. Je nach Größe des Wohnorts machen die Aschebestattungen inzwischen die Hälfte bis hin zu 90 Prozent aus. Alarmierend für die Branche ist auch der Anstieg der anonymen Urnen-Bestattungen: bundesweit 15 Prozent, in Großstädten und vor allem im Osten Deutschlands mehr als ein Drittel, in Berlin zuletzt 40 Prozent.
In einer Emnid-Studie von 2002 hatten noch 36 Prozent auf die Frage: »Wie möchten Sie bestattet werden?« gesagt, sie wünschten sich ein traditionelles Erdbegräbnis im Sarg. Jeder dritte wollte verbrannt und in einer Urne beigesetzt werden. Je acht Prozent entschieden sich für eine Bestattung auf See oder in freier Natur. Interessant ist die abweichende Meinung junger Leute bis 29 Jahre. Sie votierten stark für eine Erd- bestattung und die alternativen Formen der See- oder Naturbestattungen, hatten jedoch wenig Sinn für die Urne.
Statt mehr kundenfreundliche und zeitgemäße Angebote zu offerieren, verharrt ein Teil der Branche in Schockstarre, jammert über Gebühreneinbußen und spricht von der »Zerstörung der Friedhofskultur«. Doch die Probleme sind hausgemacht. Zu lange haben sich die Friedhofsverwaltungen auf ihrem Monopol ausgeruht und mitunter haarsträubende Gesetze nachgebetet. Die deutsche Regelungswut kennt ja auch hier keine Grenzen. Normiert wird immer noch gern die Gestaltung der Grabsteine, der Neigungswinkel der Gräber oder die Art der Bepflanzung. Fotos auf Grabsteinen sind häufig verboten. Nach Auskunft der Verbraucherinitiative Aeternitas kommt es wegen dieser rigiden Vorschriften immer häufi-ger zum Streit, weil Angehörige sich das nicht mehr gefallen lassen wollen. Es werden dann alternative Bestattungsmöglichkeiten in der Umgebung gesucht, denn grundsätzlich ist es möglich, einen Platz auf einem Friedhof der eigenen Wahl zu erwerben. Innerhalb großer Städte ist die Auswahl unter verschiedenen Friedhöfen meist problemlos möglich, die Bestattung an einem anderen Ort hängt von der Zusage der jeweiligen Gemeinde ab. Oft wird schon in deren Friedhofsverordnung festgelegt, ob auch Menschen ohne Wohnsitz in der Gemeinde dort ein Grab bekommen können. Je weniger exklusiv die Lage eines Friedhofs ist, desto größer ist die Chance auf eine Zusage. Allerdings wird für Fremde oft ein »Externenzuschlag« erhoben. Dies vor allem dann, wenn zwischen den Gebühren einer nahegelegenen Großstadt und dem kleinen Friedhof auf dem Land große Preisunterschiede bestehen und sich viele Leute für die preiswertere Grabstätte entscheiden.
Wenn man als Nicht- oder Andersgläubiger auf einem christlich geführten Friedhof bestattet werden möchte, muss man zuweilen einen Extrazuschlag bezahlen.
Zu prüfen ist immer der Service! Gibt es eine Beerdigung am Wochenende, oder geht das nur montags bis freitags von acht bis zwölf Uhr? Und wenn es mit der Grabpflege nicht richtig klappt, steckt dann ein weithin sichtbares
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