Den letzten Abschied selbst gestalten
entsprechenden Einäscherungen nur noch zur Hälfte in der Hauptstadt selbst statt. Ähnliches gilt für andere Großstädte, denen die modernen Krematorien kleiner flexibler Kommunen den Rang ablaufen. Das hat auch mit einer offensiven Informationspolitik zu tun, mit der manche Krematorien auf sich aufmerksam machen. Sie bieten Führungen durch das ganze Gebäude an oder lassen die Trauergäste auf Wunsch dabei zuschauen, wie der Sarg in den Ver- brennungsofen gefahren wird.
Die Abläufe sind überall ähnlich: Vor der Verbrennung wird an jedem Sarg ein hitzebeständiger Schamottstein angebracht, auf dem die Kennnummer des Toten und der Name der Feuer- bestattungsanlage zu lesen sind. Dieser Stein übersteht den gesamten Verbrennungsprozess und wird am Ende zusammen mit der Asche in die Aschenkapsel gefüllt. Auf diese Weise ist eine Verwechslung so gut wie ausgeschlossen.
Es gibt Krematorien mit zwei oder auch fünf Ofenlinien. Es können also mehrere Einäscherungen gleichzeitig stattfinden, aber immer nur eine pro Ofen bzw. Kammer. Die Öfen haben jeweils eine große und darunter mehrere kleinere Verbrennungskammern. In der großen Kammer verbrennt der Sarg, zerfallen Muskeln und größere Knochen, in den unteren brennen die Überreste bei 850 bis 1000 Grad Hitze weiter aus. In einem Ascheauffangbecken werden dann Prothesen und Metallteile aussortiert und die restliche Knochen-Asche-Mischung noch einmal durch eine Knochenmühle geschickt. Auch hier gibt es oft noch einen Magneten, der metallene Teile herauszieht. Danach sind noch ein bis zwei Kilo Asche übrig, die weiß, gelb oder gräulich aussehen kann. Was vom Menschen am Ende übrig bleibt, ist weniger Asche wie man sie aus dem Hausbrandofen kennt, als vielmehr ein sandartiges Kalkgemisch, das durch das Zermahlen der Knochen entsteht.
Diese Asche wird zusammen mit dem Schamottstein in eine offizielle Aschenkapsel gefüllt und mit einem Deckel verschlossen, auf dem noch einmal die Daten des Toten eingraviert sind. Der ganze Vorgang dauert zwischen einer und drei Stunden, was von der Kapazität der Anlagen, aber auch von den Toten selbst und der Sargbeschaffenheit abhängt. Ein Problem stellen beispielsweise übergewichtige Tote dar, für deren große Särge die Türen der Verbrennungsöfen nicht breit genug sind. In England hat man schon begonnen, Anlagen entsprechend »upzugraden«.
Eigentlich sollten nur umweltverträgliche Särge zugelassen sein und alle Metallgriffe vorher abgeschraubt werden. Das stimmt aber mit der Praxis nicht ganz überein. So ist häufig zu hören, dass angekokelte Griffe und Metallteile später dem Altmetall zugeführt werden. Ein Krematorium in Halle hat 3054 angelieferte Särge auf Umweltverträglichkeit ausgewertet und festgestellt, dass 72 Prozent mit schädlichen Lacken behandelt worden waren. Bei jeder Verbrennung entstehen Umweltgifte, sowohl durch den Sarg als auch durch den Leichnam und Medikamenten-Schadstoffe. Dafür gibt es besondere Filter. Die Krematorien unterliegen in Deutschland strengen Abgasbestimmungen. Nach Angaben des Bundesumweltamtes machen die Dioxin-Emissionen aller Krematorien ein Fünftel dessen aus, was Hausfeueranlagen im Jahr ausstoßen.
Bestatter weisen immer wieder darauf hin, den Verstorbenen zuvor den Schmuck abzunehmen, da dieser durch die Hitze vernichtet würde. Allerdings überstehen Edelmetalle diesen Vorgang durchaus. So wurden 2007 in Nürnberg mehrere Friedhofsmitarbeiter angeklagt, die Zahngold und Schmuck aus den Auffangbehältern der Asche gefischt und so über die Jahre 135 000 Euro erbeutet hatten. Sie kamen mit einer Bewährungsstrafe davon. Die Vorfälle brachten aber viele Betreiber dazu, neue Regeln aufzustellen. Die über Metall-Abscheider aufgefangenen Edelmetalle wie auch künstliche Hüftgelenke etc. werden nun entweder den Angehörigen ausgehändigt oder offiziell einem gemeinnützigen Zweck zugeführt. Es schadet nicht, nach diesem Procedere zu fragen.
Seebestattung
Bei einer Emnid-Umfrage meinten acht Prozent der Befragten, sie würden gern auf See bestattet werden. Rund zwei Prozent halten auch daran fest. In Berlin sind das rund 150 Personen im Jahr. Anbieter gibt es in Hülle und Fülle. Für die Seebestattung ist eine Sondergenehmigung erforderlich, die von den Ordnungsbehörden aber fast immer erteilt wird. Am besten begründet man seinen Wunsch bereits zu Lebzeiten schriftlich und verweist auf eine besondere Beziehung zum Meer.
Auch auf See gibt es anonyme
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