Den letzten Abschied selbst gestalten
Bestattungen ohne Begleitung von Angehörigen. Das ist oft der Fall, wenn sich der Verstorbene einen Platz irgendwo in der Karibik oder vor San Francisco gewünscht hat. Häufig aber wollen die Trauergäste mit dabei sein und ordern ein deutsches Schiff für ein paar wenige oder auch dreißig Personen. Der Kapitän übernimmt die Aufgabe des Zeremonienmeisters und steuert zum Beispiel in Ost- und Nordsee regelrechte Friedhofsgebiete an, die in allen Karten eingezeichnet sind und vom Schiffsverkehr umfahren werden müssen.
Die wasserlösliche Urne wird während der Fahrt meist an einem geschmückten Platz in der Kajüte aufgebahrt. Die Mitreisenden können dort jede Art von Trauerfeier gestalten und Reden halten, Musik hören oder selbst musizieren. Bei Erreichen der Position wird die Maschine gestoppt und die Urne vom Kapitän auf der Reling platziert. Wenn nicht die Angehörigen selbst oder eine Trauerrednerin sprechen, hält der Kapitän die Abschiedsrede und bittet um eine Gedenkminute. Dann lässt er die Urne an einem Seil ins Meer hinunter, während die Angehörigen über der Stelle Blumen abwerfen oder Rosenblätter verstreuen können. Während des Absenkens schlägt die Schiffsglocke traditionell acht Mal.
Die Beisetzungsposition wird genau ermittelt und in das Logbuch eingetragen. Die Angehörigen erhalten eine Urkunde mit Seekarte und genauer Positionsangabe. Dann nimmt das Schiff langsam wieder Fahrt auf, umkreist noch einmal die Bestattungsstelle und tritt die Rückfahrt an.
Seit einiger Zeit bieten verschiedene Seebestattungs-Reedereien auch jährliche Gedenkfahrten an, um den Menschen bei ihrer Trauerarbeit zu helfen. Da findet dann beispielsweise erst auf Helgoland, in Kiel oder Lübeck eine Messe statt, und anschließend trifft man sich an Bord zu einer Erinnerungsfahrt.
Ähnlich wie viele Bestatter sprechen die Reedereien am liebsten gar nicht über die Kosten. Auf vielen Webseiten wimmelt es von Möwen und romantischen Sonnenuntergängen, das Geldthema aber wird schlichtweg ignoriert und die Interessenten sind gezwungen, eigens Kontakt aufzunehmen. Man kann bei Nord- und Ostseebestattungen von einem Grundpreis von 1500 Euro ausgehen, auf Mallorca von 2500 . Dazu kommen noch mindestens 1000 Euro für Bestatter, Sarg, Kremation und Urne, zuzüglich Anreise. Dafür aber entstehen bei der Seebestattung keinerlei Folgekosten mehr.
Ökologische Bestattung durch Gefriertrocknen
Die Schwedin Susanne Wiigh-Mäsak ist Biologin und hat 20 Jahre an einer ökologischen Bestattungsmethode gearbeitet, die sie »Promessa Organic« nennt. Auf ihrer Homepage erklärt sie ausführlich, warum ihrer Meinung nach die traditionellen Bestattungsformen nicht ökologisch sind: »Wir wissen, wenn etwas zu Humus werden soll, dann wird Sauerstoff benötigt. Trotzdem beerdigen wir unsere Toten in sauerstofffreier Tiefe. Mit Hilfe von schwefelatmenden Bakterien verwesen die Körper, abhängig von der Erdqualität, unterschiedlich schnell. Danach gelangen die Reste ins Grundwasser und dann in unsere Meere, wo sie zur Überdüngung beitragen. Gleichzeitig wird unser Trinkwasser beeinflusst und sogar verdorben. Sargbeerdigung ist eine alte Tradition, die leider die Menschen hinter das Licht führt. Es gibt keinen feinen Humus, wenn wir tief in der Erde bestattet werden. Aus biologischer Sicht und auch aus Umweltgesichtspunkten ist Verbrennung keine besonders gute Alternative. Bei einer Verbrennung wird der Sarg mit dem Verstorbenen in einen Ofen, bei einer Temperatur von fast 800 Grad, eingeführt. Die Wärme sorgt dafür, dass der Sarg sich selbst anzündet, danach kommt ein Ölbrenner zum Einsatz. Für jede Verbrennung braucht man gut 20 Liter Heizöl, für die Reinigung der Rauchgase ein halbes Kilo Aktivkohle. Trotzdem gelangt eine große Menge an Rauchgasen, vor allem Quecksilber, in die Luft. Das (schwedische) Naturschutzamt schätzt, dass ein Drittel der ganzen Emission von Quecksilber aus den 73 vorhandenen Verbrennungsanlagen in Schweden kommt.«
Die Alternative sieht die schwedische Forscherin darin, dem Körper den 70 -prozentigen Wasseranteil zu entziehen. Dazu wird der Körper zusammen mit dem Sarg bei - 18 Grad eingefroren und dann in flüssigen Stickstoff eingetaucht. Der Leichnam werde dadurch sehr zerbrechlich und zerfalle durch herbeigeführte kleine Vibrationen zu organischem Pulver. Dieses müsse dann durch einen Metallabtrenner geleitet werden, um eventuelle Körperersatzteile und Quecksilber
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