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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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Erhalt und dürfen dafür die Grabstelle für sich selbst und ihre Nächsten nutzen.
    Sie konnten den Trend zum Anonymen aufhalten?
    Ja, deutlich. Bei 550 Urnen- und nur 55 Erdbestattungen im Jahr müssen wir vor allem gute Urnenplätze anbieten. So gibt es jetzt Paargrabanlagen, die allen Paaren offen stehen – das können Geschwister, Mutter und Tochter oder ein homo- sexuelles Paar sein. Die Fläche kann selbst bepflanzt und gepflegt werden. Diese Paargräber gibt es auch unter Bäumen, bei denen je zwölf namentlich bezeichnete Gräber wie Tor-tenstücke abgeteilt sind. Jedes Areal hat einen Durchmesser von 4,50 Meter und wird durch eine Pflasterkante abgegrenzt. Im Urnenwäldchen kann man auch Bäume mit je vier Plätzen in alle Himmelsrichtungen für Freunde und Familie reservieren.
    Noch nicht gelungen ist uns eine bessere Auslastung der schönen Feierhalle. In dem wunderbaren Jugendstilsaal gibt es Platz für 80 Personen. Man könnte hier große Abschiede feiern, sehr gern auch für Verstorbene aus anderen Städten.
    Patenschaften sichern Kulturgüter. Erfahrungen aus Düsseldorf und Hamburg
    Die Stadt Düsseldorf ist stolz auf mehr als 1000 alte Grab-male auf dem unter Denkmalschutz stehenden Golzheimer- wie auf dem Nordfriedhof. Um sie vor dem Verfall zu bewahren, ist man hier wie in anderen Städten auf die Idee der Patenschaft gekommen. Wer die Kosten für die Pflege und Sicherung eines dieser Kulturgüter übernimmt, kann die Grabstätte auch für sich selbst in Anspruch nehmen. Dafür wird dann eine neue Namenstafel im Stil und aus dem Material des historischen Grabmals hinzugefügt.
    »Der Umbruch ist auch bei uns zu spüren«, meint Silke Wiebrock vom Städtischen Gartenamt. »Wir haben schon etliche Flächen aufgegeben oder umgewandelt. Wenige Erd- und viele Urnenbestattungen sorgen für jede Menge Patchwork-Gräber, und wir müssen uns was einfallen lassen, um noch Gestaltungsspielraum zu haben.« Man habe aber das ehrgeizige Ziel, alle dreizehn kommunalen Friedhöfe zu erhalten und durch parkähnliche Gestaltung als Erholungsraum für die Bewohner attraktiv zu machen.
    Silke Wiebrock meint, dass viele Leute keine Ahnung mehr vom Tod hätten. »Sie beschäftigen sich einfach nicht damit, und wenn ein Todesfall bei ihnen eintritt, ist Holland in Not.« Deshalb biete die Stadt schon Kindergärten an, kleine Rundgänge über die Friedhöfe zu machen. »Die Kinder mögen das sehr und fragen nach, aber die Eltern haben oft Angst, ihre Kinder würden überfordert.« Aufklärung sei dringend notwendig, was die einzelnen Bestattungsarten und den Ablauf einer Beerdigung betreffe. Wer sich unüberlegt für eine anonyme Bestattung entscheide, bereue das hinterher oft. »Wegen der häufigen Nachfrage bieten wir eine günstige anonyme Bestattung an, bei der die Urne unter Ausschluss der Angehörigen beigesetzt wird. Immer wieder liegen dann auf dem Rasen Blumen, obwohl das nur an einer zentralen Stelle erlaubt ist.« Vielleicht ist da die angebotene Variante besser, die Urne unter Mitwirkung der Angehörigen an einer ausgewählten Stelle in einem Waldfeld zu bestatten oder, ganz neu, die Asche gemeinsam auf einem Rasenfeld zu verstreuen.
    Am Herzen liegt der Friedhofsverwaltung die halbanonyme Bestattung mit einer biologisch abbaubaren Urne unter einem Baum. Silke Wiebrock wirbt so dafür: »Auf dem Baumfeld im Gerresheimer Friedhof stehen dafür zahlreiche Bäume zur Verfügung. Mittendurch führt ein schöner Kopfsteinpflaster-Weg, in dessen Granitsteine die Namen der Verstorbenen gemeißelt werden. Manchmal steht noch der Beruf oder ein Hobby dabei, manchmal auch nur ›Oma Liesel‹.« Die Pflege des Feldes übernimmt die Verwaltung.
    Der Punkgruppe Die Toten Hosen scheint das Konzept der parkähnlichen Friedhöfe zu gefallen. Campino hat sich jedenfalls für die ganze Truppe schon ein besonders schönes Gräberfeld auf dem Südfriedhof gesichert. Dort sollen »so in 200 Jahren« mal Schulklassen vorbeipilgern. Der genaue Ort wird von der Verwaltung nicht verraten, man hat ein bisschen Angst vor nächtlichen Feiern an diesem möglicherweise Kult werdenden Platz.
    Patenschaftserfahrungen gibt es auch in Hamburg. Dort existiert ein »Garten der Frauen« innerhalb des Ohlsdorfer Friedhofs. Im Jahr 2000 gründete eine Gruppe von Hamburgerinnen den gleichnamigen Verein, weil die Nutzungsdauer vieler Grabmale bedeutender Frauen aus der Geschichte Hamburgs abgelaufen und sie dem Verfall ausgesetzt waren. Der

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