Den letzten Abschied selbst gestalten
Verein sicherte sich ein Areal auf Deutschlands größtem Friedhof und bettet die Grabsteine der abgelaufenen Gräber hierher um. Wer sich als Mitglied und Mäzenin für den Erhalt dieser historischen Steine einsetzt, erwirbt gleichzeitig das Recht auf einen Urnenplatz im Garten der Frauen. Als Grabstein können einheitliche »Steinwellen« erworben werden, in die Namen und persönliche Daten eingraviert werden.
Trend Friedpark. Gräber unter Bäumen
Der kleine hessische Kurort Bad König hat seinen Friedhof alten Stils um einen Friedpark mit Urnenbestattungen unter Ginkgobäumen erweitert. Der Weg durch den Haupteingang des Friedhofs zeigt zunächst das übliche Bild. Schwarze Grabsteine in Reih und Glied vermitteln Düsternis und Strenge. Hundert Meter weiter überzeugt die offene Gestaltung einer über verschiedene Ebenen angelegten Grünanlage. Rund um 16 neu gepflanzte Ginkgo-Bäume stehen je 30 Urnenplätze zur Verfügung. Von den tortenförmig angeordneten Flächen können sich auch Paare einen Doppelplatz sichern. Alle bestatteten Personen werden auf einer Stele mit Namen und Lebensdaten genannt. Für alle gemeinsam steht am Rande der Wiese ein »Feldaltar« aus drei großen Natursteinen, an dem Kerzen, Blumen und Gestecke abgelegt werden können. (Der Preis beträgt 790 Euro pro Urne inkl. Rasenpflege für 30 Jahre.)
Etliche Städte haben die Idee der Baumbestattung aufgenommen und bieten diese unter dem Begriff Friedpark in »Waldgebieten« auf ihren Friedhöfen an. Die Asche wird dafür in der Regel in eine biologisch abbaubare Urne gefüllt und im Baumwurzelbereich beigesetzt. Einige Friedhöfe bieten sogar Körperbestattungen unter Bäumen an. Die Namensnennung ist auch hier mit einer kleinen Plakette am Baum, aber auch über ein zentrales Denkmal möglich.
In Anlehnung an das Gedicht Theodor Fontanes vom Birnbaum im Garten bietet der Friedhof Kemminghausen in Dortmund Baumgräber für je vier Urnen oder die reine Asche (!) mit einem gemeinsamen Gedenkstein an. Zentraler Punkt jeder Grabstätte ist ein Obstbaum, den sich die Angehörigen aus verschiedenen Sorten aussuchen können. Auf diese Weise soll eine Streuobstwiese entstehen.
Eine andere Variante hat sich der Humanistische Verband in Berlin überlegt. Ihm steht auf dem Waldfriedhof Zehlendorf ein 6000 Quadratmeter großes Gelände unter hohen Birken und Kiefern als Naturgrabstätte für Urnen zur Verfügung. Eine Stele markiert das Areal. Hier bleiben die Grabstellen zwar offiziell anonym, die Plätze können aber von den Angehörigen selbst ausgewählt werden.
Der Künstler Harry Kramer arbeitet seit längerem an einem Bestattungskonzept für Künstler mitten in der Landschaft des Kasseler Habichtswalds. Bereits zu Lebzeiten haben ausgewählte Künstler / -innen die Möglichkeit, dort ihr Grab und Grabmal ohne jede Auflage zu gestalten. Zu dieser »Künstler-Nekropole« werden regelmäßig Führungen angeboten.
Eine völlig andere Bestattungsform gibt es neuerdings in Saarbrücken. Hier werden oberirdische Grabkammern für Körperbestattungen angeboten, ein Service für Italiener in Deutschland, für die dies eine vertraute Bestattungsform ist und eine Alternative für alle Menschen, die nicht unter die Erde möchten.
Treffen im Friedhofs-Café. Was in Berlin klappt und in Hamburg nicht
Neuartig auf deutschen Friedhöfen sind auch gastronomische Einrichtungen.
Die Wände des kleinen Cafés »Finovo« sind mit Blumen bemalt, echte Blumen und hübsche Decken gibt es auf den Tischen, und Papierlampen sorgen für ein schönes Licht. Es sollte gemütlich werden, sein Friedhofs-Café, das war dem Künstler und ehemaligem Krankenpfleger Bernd Boßmann wichtig, als er nach langer Suche auf dem St. Matthäus-Friedhof in Berlin-Schöneberg ein leerstehendes Gebäude für seine Zwecke entdeckte. »Es gibt auf den Friedhöfen viel zu wenig Möglichkeiten, sich mal aufzuwärmen, was zu trinken und mit anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen«, meinte er in einem Interview. Jetzt gibt es hier Kaffee, Kuchen und Kultur in Form von Lesungen und Diskussionen. Die Besucher sind dankbar für Berlins einziges Friedhofs-Café, und Boßmann ist beglückt über ihr Kommen. »Ich sehe die Menschen an ihrem tiefsten Punkt und dann erlebe ich, wie es ihnen nach und nach besser geht. Wie fast vertrocknete Blumen, die Wasser bekommen.«
Anders ist die Situation in Hamburg. Dort wollte der Leiter des Öjendorfer Friedhofs, Siegfried Carstens, schon vor Jahren
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