Den letzten Abschied selbst gestalten
ermessen, die einen beim Anblick all der gehämmerten, messingbrünierten Lampen aus schwerem Metall ergreift.
Schöne und schnörkellose Grableuchten aus Stahlblech oder (leider teurem) Edelstahl kann man inzwischen im Internet finden. Bei den dortigen Anbietern kann man auch gezielt nach einer Händleradresse vor Ort fragen.
In der Ausstellung »Dernier Cri – Designer gestalten den Abschied« zeigten 2006 im Museum für Sepulkralkultur in Kassel mehr als sechzig Gestalter aus Europa neue Objekte und Konzepte rund um Trauer und Bestattung. Auf der Webseite des Veranstalters (Adresse im Anhang) sind entsprechend hochwertig gestaltete Särge, Urnen, Grabmale, Leuchten und Erinnerungsschmuck zu sehen.
Friedwald, Ruheforst und Trauerpark
Friedwald
Es ist wie überall in der Welt. Die besten Plätze sind schon weitgehend besetzt. Von den ersten Baumreihen eines Friedwalds bei Michelstadt im Odenwald schaut man über freie Wiesen und kann die Sonne auf der anderen Seite aufgehen sehen. Entsprechend viele dieser teuren, einzeln stehenden Bäume tragen schon kleine Metallschilder mit einem oder mehreren Namen von Menschen, die hier unter einem Familien- oder Gemeinschaftsbaum liegen (alle Preise im Anhang).
Der Zugang zu diesem Friedwald ist recht profan. Aus dem Ort hinaus, einige hundert Meter den Berg hoch, liegt direkt oberhalb eines Ausflugslokals der Parkplatz der Anlage, bestückt mit einem einfachen, abgeschlossenen Bauwagen. Der Lageplan aber weist den Weg in ein großzügiges, 70 Hektar großes Waldgebiet voller Eichen, Buchen und Birken, das nicht durch Zäune, sondern nur durch Wege vom weiteren Wald getrennt ist. Hinweisschilder erinnern daran, dass mitten durch diesen Friedwald der Europäische Fernwanderweg Nr. 8 von der Nordsee bis zu den Karpaten führt. Blaue und gelbe Bänder an den Bäumen zeigen alle noch zu vergebenden Ruheplätze an, blickt man an anderen hoch, hängen dort auf zwei Metern Höhe kleine Schildchen wie »Familie Hausmann« oder »Baum Charlotte«, mitunter eine ganze Reihe von Namen oder auch ganz patriarchalisch »Familie Heinrich Müller«.
»Es sind sowohl große Familien, die sich hier einen Baum aussuchen, als auch viele Ehepaare, alte Freundinnen oder einzelne Personen«, erzählt Förster Roland Honecker, der seit der Einweihung 2002 dabei ist. »Es ist immer wieder spannend, wie die meisten Interessenten nach einem einstündigen Rundgang ihren Baumfavoriten gefunden haben. Manche sagen, sie spüren etwas, wenn sie an einen bestimmten Baum heran- treten, andere suchen gezielt nach einem Ahorn, weil sie je-des Jahr im ahornreichen Kanada Urlaub machen.« Manche suchten ganz dringend nach einem krummen Baum, andere möchten einen besonders schlanken oder ganz jungen Baum. »Gesellige suchen sich bewusst einen Gemeinschaftsbaum aus, unter dem schon verschiedene Menschen liegen. Ach, von denen spielt vielleicht einer Karten, hat es schon geheißen, da können wir uns dann abends zusammentun«, erzählt Honecker. Einem älteren Portugiesen sei bei der Auswahl wiederum nur ein schattiges Plätzchen wichtig gewesen. Er habe gemeint, er habe »mehr als genug Sonne« im Leben gehabt. Drei Gründe seien für die meisten ausschlaggebend für die Wahl einer Baumbestattung. »Die Menschen möchten keine Grabpflege betreiben, ihnen ist das Geprotze auf den Friedhöfen zuwider, und sie haben ein starkes Naturbewusstsein.«
Roland Honecker steht die ganze Woche über bereit, Interessenten durch den Friedwald zu führen, bei der Auswahl ihres Baumes zu helfen, oder die Bestattungen zu leiten. Nur die vielen Wochenendtermine teilt er sich im Wechsel mit vier anderen Förstern. Denn wie Honecker sind etliche Förster ebenso wie städtische Angestellte durch die Umwidmung meist staatlicher Wälder zu Bestattungshelfern geworden. Der Förster aus dem Odenwald hat sich nach 1300 Bestattungen in fünfeinhalb Jahren daran gewöhnt. »Ich habe gelernt, die Menschen mit der Urne zu begleiten und auch, auf sie einzuge-hen, wenn sie weinen müssen.« Die Abschiede sind sehr unterschiedlich. Mitunter sind Pfarrer bei diesem letzten Weg dabei, wenn die Trauerfeier nicht schon im Heimatort statt-gefunden hat, manchmal ist es für den Förster ein ganz inti-mer ruhiger Gang mit zwei Angehörigen, dann wieder wird ein richtiges Fest mit hundert Leuten unterm Baum zelebriert, mit Musik, Gedichten und Picknickkorb. »Wir haben schon fast jedes Musikinstrument hier gehabt«, schmunzelt Honecker. »Auch
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