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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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in Deutschland zu finden. Urnenplätze gibt es in den jeweiligen Ruhebiotopen. Gruppenführungen gibt es zumeist alle 14 Tage, weitere Führungen können vereinbart werden. Bei den Ruheforsten geht der größte Teil der Erlöse direkt an die Gemeinde.
    Trauerwald und Trauerpark
    Das jüngste Mitglied im Reigen der neuen Friedhöfe im Wald ist unter dem Namen »Trauerwald« von dem ehemaligen katholischen Pfarrer Anton Aschenbrenner (siehe Kapitel »Kirchliche Rituale«) und dem jungen Bestatter Manuel Kasberger im bayerischen Untergriesbach ins Leben gerufen worden. Sie verwalten den Trauerwald im Auftrag zweier Gemeinden im Nationalpark Bayerischer Wald.
    Für den bundesweit sicher wildesten Trauerwald steht eine sehr urwüchsige Berggegend in Bayerisch Eisenstein zur Verfügung, zu der alle Zugreisenden beim Grenzübergang nach Tschechien hinaufblicken können. Hier am Arber herrscht wirklich Abgeschiedenheit und Wildnis, die von den begleitenden Angehörigen echte Trittfestigkeit verlangt und Sinn für die raue Natur des Bayerischen Waldes voraussetzt. »Natur Natur sein lassen«, heißt hier das Motto. Im Trauerwald wird die Asche in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt – um die Wurzeln eines uralten Baumes herum, im Schatten eines Felsens, auf einer freien Lichtung, manche anonym, die meisten mit einem kleinen Erinnerungsstein versehen.
    Der Trauerpark liegt in einer parkähnlichen Landschaft unterhalb des Hochwaldes bei Spiegelau und gehört mit seinen 7000 Quadratmetern zum dortigen Waldfriedhof. Nach und nach entstehen hier mit Bäumen und Büschen abgegrenzte ringförmige Wiesenanlagen, in denen gut begehbare Wege zu verschiedenen Urnenfeldern führen. Die Anlage soll an sich schließende Lebenskreise erinnern. In diesem Trauerpark stehen Bäume und Felsen, Wiesen und Lichtungen für die Bestattung zur Verfügung. Man kann sich auch einen freien Platz aussuchen und dort selbst einen neuen Wunschbaum pflanzen. Für weltliche oder christliche Abschiede steht eine Aussegnungshalle zur Verfügung.
    Beide Trauerwälder sind auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die gute touristische Infrastruktur lädt dazu ein, den Besuch einer Ruhestätte mit ein paar Tagen Urlaub zu verbinden.
    Procedere für Waldbestattungen
    Die Bestattungsorte werden gemeinsam von Kommunen, Forstverwaltungen (oder auch Bestattern und Privatleuten) und den Unternehmen Friedwald, Ruheforst, Trauerwald oder ähnli-chen Anbietern als »Friedhofsgelände« geführt. Die naturbe-lassenen Wälder und Parks werden genau kartografiert und jeder einzelne, taugliche Baum oder das Ruhebiotop mit den genauen Koordinaten und einer Nummer festgehalten. Die Daten werden in eigenen Baumregistern der anbietenden Städte und bei der Organisation eingetragen. Die Käufer eines Baumes oder Platzes erhalten einen genauen Lageplan, an dem sie sich bei späteren Besuchen orientieren können. Die Ruhefristen betragen zwischen zehn und 99 Jahren. Idealerweise sucht man sich »seinen« Baum schon zu Lebzeiten aus, was auch meistens der Fall ist. Es gibt Familien- und Freundschaftsbäume bzw. Biotope, bei denen die Käufer selbst entscheiden, welche Personen einmal dabei sein werden. Man kann einen solchen Platz auch ganz allein für sich oder als Paar kaufen. Unter Gemeinschaftsbäumen oder in Biotopen wird man zusammen mit anderen, unbekannten Menschen bestattet. Freie Bäume sind meist an farbigen Bändern zu erkennen und mit einer Nummer versehen. Bestattungen »im Wurzelbereich« bedeuten übrigens, die Urne wird nicht direkt am Stamm, sondern im Umkreis von ein oder zwei Metern beigesetzt.
    Eine Bestattungsfeier kann sowohl im Heimatort stattfinden und durch eine kleine Trauerfeier im Wald ergänzt als auch ausschließlich in freier Natur unter dem Baum zelebriert werden.
    Die biologisch abbaubare Urne wird vom Bestatter oder dem Krematorium an das zuständige Forstamt versandt und vom Förster zur Bestattung in den Wald gebracht.
    Musik, Gesang und Tanz sind ebenso erlaubt wie eine letzte Vesper unterm Baum. Das Besondere: In Absprache mit dem zuständigen Förster ist eine Bestattung an jedem Wochentag und auch zu ungewöhnlichen Zeiten wie bei Sonnenuntergang möglich.
    Eine anonyme Bestattung ist erlaubt, die Angehörigen wissen aber, um welchen Baum es sich handelt. Die meisten entscheiden sich für die normierten, schmalen Metalltäfelchen, auf denen nur der Name oder zusätzlich die Lebensdaten, ein Spruch, ein Kreuz oder ein anderes

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