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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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Harfe und Leierkasten waren dabei, fehlt nur noch ein Flügel.«
    Die Idee des Friedwaldes stammt ursprünglich aus der Schweiz und wurde von dem Ingenieur Ueli Sauter entwickelt. Der hat sich das Konzept als Markenzeichen für ganz Europa gesichert. Der erste deutsche Friedwald wurde im November 2001 im Reinhardswald bei Kassel eröffnet. Inzwischen sind es mehr als 20 – unter der Mitarbeit von 60 Förstern, die auch regelmäßige Führungen machen.
    Ruheforst
    Konkurrenz belebt das Geschäft, denkt man unwillkürlich, wenn man nur wenige Kilometer Luftlinie südlich des Friedwaldes Michelstadt in Erbach nach Osten abbiegt, um hinauf zum Ruheforst zu fahren. Aber Friedhöfe gibt es ja auch in jedem Dorf, ohne dass das einen kundenfreundlichen Wettbewerb mit sich gebracht hätte. Der Weg zum Erbacher Ruheforst schlängelt sich einige Kilometer über die idyllischen Örtchen Erlenbach und Bullau an weidenden Schafen und Kühen vorbei steil in die Höhe und macht so eine besinnliche Anfahrt möglich.
    Die Anbieter der sogenannten Ruheforste haben sich den Begriff »Ruhebiotop« schützen lassen. Ein Einzel-, Familien-, Freundschafts- oder Gemeinschaftsbiotop umfasst eine Fläche von rund 50 Quadratmetern, die sich »durch markante Natur-elemente auszeichnet«. Das zu erkennen, ist gar nicht so einfach, weshalb man zur Auswahl eines Grabplatzes auf jeden Fall einen begleitenden Förster braucht. Mittelpunkt eines solchen Ruhebiotops können Bäume sein, eine Lichtung mit Farnen, Steine oder ein prägnanter Baumstumpf. In jedem Fall bieten diese Plätze jeweils zwölf Beisetzungsstellen, genug für eine Großfamilie oder die Gruppe alter Freunde. Wer lieber für sich sein will und genug Geld hat, kann auch ein exklusives Einzelbiotop an der schönsten Stelle des Waldes erwerben, was allerdings bis zu 10 000 Euro kosten kann (alle Preise im Anhang).
    Der Ruheforst Erbach erstreckt sich über ein großes Waldstück mit vielen Laubbäumen, Kiefern und Fichten. Das Gebiet ist mit einem leichten Geländer aus Fichtenstangen vom übrigen Wald abgegrenzt. »Befriedete Bezirke« nennt Ruheforst-Geschäftsführer Jost Arnold das. Nahe am Parkplatz steht ein großer halboffener Unterstand mit rundum laufenden Bänken aus Holz, unter dem sich die Trauernden bei Regen versammeln und auch die ein oder andere Zeremonie veranstalten können. Zusätzlich gibt es im Wald eine »Andachtsstelle«, Bänke stehen im Halbrund um einen großen Baumstumpf, auf den die Urne gestellt werden kann. Ein großes Holzkreuz zwischen zwei Bäumen macht deutlich, dass an dieser Stelle christliche Abschiedsrituale gefeiert werden können. »Der Platz steht auch für andere Zeremonien zur Verfügung«, sagt Jost Arnold. »Zuletzt stand hier eine Urne auf einer Harley Davidson, als Motorradfreunde ein Mitglied ihrer Gruppe verabschiedeten.« Auch in diesem Wald hat es schon einige Familienzusammenführungen gegeben. »Die Menschen sehen, wie schön es hier ist und holen die Urne der Oma aus der Urnenwand im Heimatort, um sie hier mit der Familie noch einmal zu begraben.« Viele Täfelchen an Bäumen und auf Pfählen aber weisen bisher nur einen Namen aus, so wie den einer erst 1964 geborenen Frau. An ihrer Ruhestätte zeigt sich, wie schwer es manchen fällt, im Wald keinerlei Gruß hinterlassen zu dürfen. Die Familie hat sich darüber hinweggesetzt und ein kleines Kränzchen mit gelben Rosen im Laub abgelegt. Vielleicht sieht der Förster bei seinen Rundgängen ja darüber hinweg.
    Ein zweiter Ruheforst, der vom Förster des Gräflichen Forst-amtes Erbach betreut wird, liegt etwa 40 Kilometer weiter östlich in Stadtprozelten im Südspessart, oberhalb des Mains. Dieser Ort ist besonders gut erreichbar für Menschen ohne Auto oder jene, die lieber mit der Bahn fahren. Der kleine Zug hält hier auf der Strecke zwischen den nahegelegenen Orten Miltenberg und Wertheim. Vom Bahnhof des kleinen denkmalgeschützten Ortes aus kann man dann ohne weiteres zu Fuß die Große Steig hinauf zum Ruheforst, einem locker eingegrenzten Mischwald, gehen. Die Gemeinde räumt hier schon länger bewusst nicht mehr auf, Totholz und ein pittoresk umgekippter Baum mit neuen Trieben zeigen den natürlichen Fortgang. Belohnt wird man hier mit einem freien Blick auf die Burgruine Henneberg und abwechslungsreicher Aussicht auf den ruhig dahinfließenden Main mit seinen Lastkähnen und Ausflugsschiffen.
    Auch der Ruheforst ist als Markenzeichen geschützt und bisher mehr als 20 Mal

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