Den letzten beißen die Dämonen
den abfälligen Witz nicht erkannte, der sich hinter dieser Bemerkung verbarg. Hätte ich da schon gewusst, was ich schließlich herausfand, so hätte ich den Spöttern womöglich meine Faust zu kosten gegeben, Feierlichkeit hin oder her. Natürlich fand ich später ebenfalls heraus, dass die eine oder andere Rauferei während einer solchen Zeremonie in manchen Kulturen nicht nur akzeptiert, sondern fast schon erwartet wurde.
Obwohl ich also, wie nun auch für den Leser zweifellos feststeht, keinerlei Erfahrung mit derartigen Ereignissen hatte, hatte ich genug Zeit in den vorbereitenden Planungssitzungen zugebracht, um recht gut zu wissen, was ich von solch einer Feier zu erwarten hatte. Jedoch war ich auf den anschließenden Empfang vollkommen unvorbereitet.
Er fand im Palasthof statt, da es keinen Raum gab, der groß genug gewesen wäre, alle Gäste aufzunehmen. Allerdings hörte ich, die Party hätte sich bis auf die Straßen der Stadt ausgebreitet, wo sich ein Großteil der Bürger an dem inoffiziellen Feiertag erfreute. Die einzig auffallende Ausnahme waren die Lieferanten für Speisen und Getränke und die Eigentümer der Tavernen, die den ganzen Tag ein großartiges Geschäft für sich verbuchen konnten.
Angesichts der langjährigen Dienstzeit des Generals konnte es kaum überraschen, dass die halbe Armee ebenfalls auftauchte, um ihn gebührend zu feiern. Überraschender waren die wichtigen Persönlichkeiten, die ich in der Menge entdeckte, obgleich ich sie bei der eigentlichen Feier nicht gesehen hatte.
Don Bruce, der Gute Pate des Mobs, war mit einem kleinen Teil seines Kaders erschienen. Sie verbrachten einen Haufen Zeit damit, herumzustehen und die Menge zu beobachten, sich gelegentlich mit Guido und Nunzio und, noch gelegentlicher, mit Bunny zu unterhalten.
Sogar Robb und seine Freunde aus Sherwood waren da. Wir hatten es geschafft, einen Handel zu schließen, durch den das Königliche Jagdrevier zu einem öffentlichen Park erklärt wurde, und es war uns sogar gelungen, ein kleines Gehalt als Wildhüter/Parkwächter für sie herauszuschlagen. Übrigens hatten sie sich als recht nette Kerle erwiesen und sich angewöhnt, hin und wieder hereinzuschauen, Gliep zu besuchen und ihm kleine Leckereien zu bringen, bis ich fürchten musste, sie würden ihn total verziehen.
Überraschender als alles andere war in meinen Augen die Versammlung von Leuten aus dem Bazar von Tauf. Offenbar hatte Tananda ein paar Leuten gegenüber erwähnt, wohin sie zu reisen gedachte, als sie das Büro der Chaos GmbH vorübergehend geschlossen hatte, und die Neuigkeit hatte die Runde gemacht. Vermutlich hatten diese Leute auch gehört, dass die Menschen zumindest an diesem Ort der Dimension daran gewöhnt waren, Dämonen zu begegnen, denn sie hatten großzügig auf Tarnung verzichtet. Die übrigen Gäste neigten dazu, einen weiten Bogen um sie zu machen, aber darüber hinaus schien ihre Anwesenheit weder Panik noch Animositäten irgendeiner Art hervorzurufen.
Natürlich wäre es interessant gewesen zu erfahren, wie viele andere Dämonen gekommen waren, die einen Tarnzauber verwendet hatten, um in der Menge nicht aufzufallen.
Alles in allem war es eine festliche Gesellschaft, und ich fand mich bald zufrieden an einer Wand stehend wieder, wo ich träge an meinem Wein nippte und die Vorgänge beobachtete. Gelegentlich kam jemand herbei, um sich für einen Moment zu unterhalten, aber zumeist füllte ich lediglich die Rolle des interessierten Beobachters aus. Die Hauptaufmerksamkeit richtete sich auf andere, und ich war überaus zufrieden, nur eine Nebenrolle zu spielen.
»Es ist ganz angenehm, zur Abwechslung einmal nicht im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen, nicht wahr?«
Ich sah mich um und erblickte Königin Schierlingsfleck, die gleich neben mir an der Wand lehnte. Die Tatsache, dass sie sich unbemerkt in der Menge bewegen konnte, bewies deutlich, wie heiß es bei dieser Feier herging.
»Seltsam«, sagte ich lächelnd. »Gerade ging mir etwas ganz Ähnliches durch den Kopf.«
»Es war eine zauberhafte Zeremonie, nicht wahr?«, sagte sie. »Seid Ihr sicher, dass Ihr Eure Meinung nicht doch noch ändern wollt? Bezüglich Eurer und meiner Wenigkeit, wenn Ihr versteht.«
Vor nicht langer Zeit hätte dieser Vorschlag mich in blinde Panik versetzt. Genauer gesagt hat er das vor nicht langer Zeit tatsächlich getan. Nun jedoch schenkte ich ihr lediglich ein bedauerndes Lächeln.
»Aber Majestät«, sagte ich. »Ich dachte, das
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