Den letzten beissen die WerWölfe
reagiert:
»Recherche-Sache, Recherche-Sache, die Südeifel ist doch voll mit Puffs, die bestimmt morgens schon aufmachen.«
Doch Nusselein wollte nicht in die Niederungen der Südeifeler Rotlichtszene, auch wenn ein Artikel vor Monatsfrist im »Trierischen Volksfreund« sein Interesse geweckt hatte:
Bitburg ist Rotlicht-Hochburg Statistisch gesehen kommen in Bitburg gerade mal rund 2.000 Einwohner auf einen gemeldeten Rotlichtbetrieb, in Trier sind es 7.700, in Trier-Land 10.500, in Prüm 11.500 und in Wittlich oder Daun gibt es so was (zumindest offiziell) gar nicht erst.
Nein, Nusselein steuerte kein Bordell, sondern vielmehr seine Mutter an. Er hatte sich für 15 Uhr mit Hans Paprotta, dem ehemaligen Zöllner, außerhalb von Prüm im »Blockhaus zum Schwarzen Mann« in Gondenbrett verabredet und dann seine Mutter angerufen:
»Hier ist der Karl-Heinz. Ich wollte einfach mal so bei dir vorbeischauen und bin so gegen halb zwölf da. Und wenn ich schon mal in Prüm bin, habe ich mir gedacht, dann kann ich mich ja um 15 Uhr auch noch dienstlich mit jemandem treffen.«
Seine Mutter hatte wie immer reagiert:
»Verstehe ich das richtig? Das heißt, du bleibst noch nicht mal zum Kaffeetrinken. Deine Mutter ist dir das wohl noch nicht einmal wert. Nur so ein paar läppische Stündchen, dabei hätte ich dir soviel zu sagen, was eine Mutter ihrem Kind einfach mit auf den Lebensweg geben muss.«
»Mutter, du weißt, wie alt ich bin«, hatte Nusselein zaghaft eingeworfen.
»Jede Minute weiß ich. Aber Kind bleibt nun einmal für eine Mutter Kind, da kann es so alt werden, wie es will. Klöße mit Pilzsoße hast du doch immer gemocht, die mache ich dir. Ich habe noch Pfanni-Knödel und zwei Dosen Champignons im Haus. Iss unterwegs aber nix, sonst hast du wie immer keinen Hunger, wenn du alle Schaltjahre mal zu deiner Mutter kommst.«
»Mutter«, widersprach Nusselein, »ich war erst Weihnachten da.«
»Weihnachten zählt nicht, das ist selbstverständlich.«
»Ich komme jetzt ins belgische Netz«, log der Journalist, »da kostet die Einheit 5 Euro, ich bin pünktlich da.«
Dann beendete er das Gespräch, kaufte in Kalterherberg in der »Blumenstube Backes« und in der »Bäckerei Thomas« noch Gewächs und Gebäck und fuhr über Elsenborn, Rocherath, Mürringen und Losheimergraben gen Prüm. Seinem Schotten-Knall zollte er diesmal mit »Wolfstone«, einer Band aus den schottischen Highlands, Tribut:
»Brave Foot Soldiers«.
Bei Wolf und Soldaten fiel ihm Gottfried Zimmermann ein. Ob der Werwolf den Kommissar wohl gefressen hatte? Nusselein sang zu schottischer Geigenbegleitung:
»Was rumpelt und pumpelt
in meinem Bauch herum?
Ich meinte, es wären sechs Geißlein,
Doch sind’s lauter Zimmermanns!«
***
10.45 Uhr
Gottfried Zimmermann fuhr von Lammersdorf über Paustenbach und das Kalltal nach Simmerath und steuerte dort das Rathaus an. Günther Henn vom Ordnungsamt nickte wissend, als ihn der Kommissar mit den Aussagen von Feldhofer konfrontierte:
»Ja, die haben uns mit ihrem Winter-Biwak den letzten Nerv gekostet. Diese Idioten wollten sogar in einem Bunker pennen, aber da haben wir denen einen Strich durchgemacht. Daher haben die in ihren Autos geschlafen, ein ganz seltsamer Haufen. Zur Sicherheit haben wir vom Ordnungsamt die Typen durch einige Förstern rund um die Uhr beobachten lassen, da wir den Verdacht hatten, dass das Neo-Nazis sind.«
»Und wie sehen Sie das heute?«, frage der Kommissar.
»Also offensichtlich waren das keine, aber so ’nen rechten Knall hatten die schon weg: Camouflage-Klamotten, so ein Schnauzton bei der Unterhaltung und dann sind die natürlich auch in Vogelsang rumgepilgert. Die waren allerdings jede Minute unter Beobachtung!«
Gottfried Zimmermann nickte:
»Mich interessiert allerdings nur ein Günther Feldhofer aus …«
»Ach, der Depp aus Lammersdorf. Das ist ein alter Bekannter von uns, Lager, Treffen, Winz-Demonstrationen – aber bisher konnten wir nichts gegen den unternehmen. Meldet alles ordnungsgemäß bei uns an, kleine Demos, aber meistens Lagerveranstaltungen. Riecht alles schon nach Nazis, aber wie gesagt: Nichts zu machen.«
Der Kommissar nickte erneute:
»Mich interessiert auch nur, ob der die ganze Zeit bei diesem Biwak dabei war, oder mal ein paar Stunden weg: Vielleicht sogar mit einigen von seinen Wald- und Wiesenfreunden.«
Günther Henn schüttelte den Kopf:
»Nein, die haben sich nie getrennt. Ich habe immer mit dem jeweiligen Förster, der
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