Den letzten beissen die WerWölfe
von Jalhay dieses Gebäude nutzen dürfen. Wir können uns daher nur verabschieden und uns für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Die belgische Polizei hatte nämlich einen Tipp bekommen, der mit Ihnen wirklich, also wirklich, nichts zu tun hat. Davon konnten wir uns selbst überzeugen.«
Vasudeva stand auf:
»Ich bitte Sie. Wir haben uns über Ihren Besuch sehr gefreut und werden in den nächsten Tagen und Wochen immer wieder versuchen, mit der Kraft unserer Liebe den unruhigen Geist des Wolfsmenschen zu beruhigen.«
Zehn Minuten später hatte die Gruppe aus Gendarmen, Polizisten und Förstern und natürlich Charly Nusselein die Wagen an der Feldweg-Einfahrt zum Venn erreicht, zwanzig Minuten später fuhren die Fahrzeuge auf den Hof der Polizei in Eupen. Karl Jerusalem sammelte noch einmal alle um sich:
»Den Schlag ins Wasser nehme ich auf meine Kappe und entschuldige mich bei allen hier. Ich hatte nach den Schilderungen der Streifen im Venn tatsächlich etwas zu schnell angenommen, dass da oben ein Treff von deutschen und belgischen Neo-Nazis sei.«
»Wieso entschuldigen?«, warf Förster Georg Hamacher ein, »woanders hätten wir dafür sogar noch Eintritt bezahlen müssen.«
***
23.50 Uhr
Auf der Rückfahrt nach Mützenich hörte Gottfried Zimmermann seine Mailbox ab:
»Scheiße«, fluchte er, »Frau Blockwart aus Lammersdorf hält Vogelsang wohl immer noch für belgisches Hoheitsgebiet. Und unser Werwolf Feldhofer liegt wohl auch zu Hause in seinem Bett statt über dem Venn von Plénesses zu jaulen und das Horst-Wessel-Lied zu singen.«
Charly Nusselein triumphierte;
»Dann ist morgen der Tag der Schmugglerspur.«
Gottfried Zimmermann nickte nur. Als die beiden sich an Nusseleins Mazda auf dem Grenzparkplatz trennten, großmaulte der Journalist:
»Jetzt schau ich noch schnell bei der nymphomanischen Comtesse d’ Mützenich vorbei.«
»Dann grüße Incitatus von mir«, beendete der Kommissar den Nachteinsatz, während Nusselein murmelte:
»Wie sagte schon Andy Warhol? ›Sex ist die Sehnsucht nach dem Sex, den man früher mal hatte‹.«
***
Vierter Tag – Freitag, 7. Februar
00.30 Uhr
Zwanzig Minuten später lag Charly Nusselein neben seinem Kater im Bett. Während dieser genüsslich von einem Kampf mit einer riesigen Elster träumte, sprach Nusselein in die Finsternis:
»Gute Nacht Incitatus! Gute Nacht Mama! Gute Nacht Daddy! Gute Nacht John-Boy! Gute Nacht Mary Ellen! Gute Nacht alle miteinander …«
Diesmal schiss kein Hund in die Einfahrt.
***
07.00 Uhr bzw. 09.00 Uhr
Ungläubig rieben sich Gottfried Zimmermann (7 Uhr) und Charly Nusselein (9 Uhr) die Augen, als ihre Wecker in Monschau und Ruitzhof klingelten: kein Anruf aus Roetgen, kein Mord, kein Brand, kein Sprengstoffanschlag auf eine Bank.
In der Randgemeinde zu Aachen schien also Frieden zu herrschen!
Während der Kommissar mit seiner Frau Helga in der Gaststube des Krugs frühstückte (Kaffee, gemischter Brotkorb, Butter, Marmelade, Käse, Aufschnitt, ein Ei), schlief Nusselein noch tief und fest.
Der Kommissar überflog die »Eifeler Zeitung« – die Angelegenheit kam ihm vor, als läge sie schon Tage zurück:
Roetgen.- Unbekannte haben in der Nacht zum Donnerstag in der Sparkasse in Roetgen einen Geldautomaten sowie Schließfächer gesprengt und dabei erheblichen Schaden angerichtet.
Nach Angaben der Polizei hatten Anwohner gegen 3.45 Uhr
einen lauten Knall gehört. Die Zeugen sahen, wie maskierte Männer anschließend zu einem Fluchtauto liefen. Die Polizei fahndet mit Kollegen aus Belgien und den Niederlanden nach den Flüchtigen. Die Beamten vermuten, dass es sich bei den Tätern um Profis handelt. Ob ein Zusammenhang mit dem Roetgener Mord an einem Rentner und der anschließenden Brandstiftung in dessen Haus in dieser Woche besteht, wollte die Polizei nicht bestätigen.
Als Gottfried Zimmermann bereits über eine Stunde in seinem Büro war und schon x Anrufe erledigt hatte, wurde im fernen Ruitzhof auch der Journalist durch dieses unbarmherzige Klingeln wach. Incitatus hatte schon seit einer Stunde auf der Elsterlauer gelegen, beim Klang des Weckers schlüpfte er aber schnell durch seine Katzenklappe und führte eine höchst dramatische Darbietung an seinem Schüsselchen auf. Nusselein bediente ihn – wie immer – zuerst, dann schmiss er seinen mörderischen belgischen Kaffee an und rief aus: »Full Scottish Breakfast?«
Wie immer reagierte kein Mensch. Der Journalist erhitzte also eine Pfanne, in die
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