Den letzten beissen die WerWölfe
draußen war, telefoniert. Die Gruppe war rund um die Uhr zusammen. Es ist noch nicht einmal einer weggefahren, um Bier an einer Tankstelle zu kaufen. Morgens fuhren die hier nach Simmerath zum Supermarkt und dann trieben die sich den ganzen Tag auf dem Buhlert, in Vogelsang und auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz-Gelände rum. Immer brav nach Gesetz: Die haben nicht einmal die Wege im Naturpark verlassen, keine Bananenschale ins Gebüsch geworfen.«
»Haben die bemerkt, dass sie beobachtet wurden?«, fragte der Kripomann nach.
Günther Henn lachte:
»Mit Sicherheit! Wir haben uns auch keine Mühe gegeben und uns versteckt. Ich wollte ja, dass die sich dauernd beobachtet fühlen und dann vielleicht früher abhauen. Erst gestern Abend um
20 Uhr haben die sich voneinander verabschiedet und getrennt.«
»Und Feldhofer war immer dabei?«
»Immer, Herr Kommissar. Aber warum interessiert sich die Kripo für den?«
»Sie haben doch von den ganzen Vorfällen in Roetgen gehört?«
»Klar!«
»Feldhofer ist da unter Verdacht geraten!«, erklärte der Kommissar noch vorsichtig.
Günther Henn schüttelte ungläubig den Kopf:
»Der Alte? Warum denn das?«
Gottfried Zimmermann beschloss, die Karten offen zu legen:
»Unter uns. Feldhofer gehörte als HJ-Junge zu dem Werwolf-Kommando, das in Aachen den Bürgermeister Oppenhoff ermordet hat. Und auf der Todesliste, die die damals von Himmler bekommen hatten, stand auch der Fritz Rumbach aus Roetgen, da er ebenfalls von den Amerikanern als Bürgermeister eingesetzt worden war. Für die Nazis in Berlin waren das somit Verräter.«
Günther Henn staunte:
»Sie an, der Feldhofer. Ist der damals nicht eingesperrt worden?«
»Nein«, schüttelte Zimmermann den Kopf, »Freispruch, Befehlsnotstand nannten die das.«
Der Beamte vom Simmerather Ordnungsamt verstand den Gedankengang des Kommissars:
»Und Sie vermuten nun, dass der alte Werwolf, bevor er in die Kiste geht und ihm die letzten Zähne ausfallen, als ewiger Nazi den letzten Befehl ausgeführt hat?«
»Genau, das war eine unserer Vermutungen. Es gibt auch noch eine Schmugglerspur.«
Henn nickte:
»So leid es mir tut. Aber leider muss ich dem Feldhofer das Alibi verschaffen. Er selbst und seine Biwak-Brüder waren nicht in Roetgen. Aber das heißt ja nichts. Vielleicht wollten die ja, dass wir ihnen zu einem Alibi verhelfen, während andere die Drecksarbeit in Roetgen erledigten und beim Biwak gar nicht in Erscheinung traten.«
Gottfried Zimmermann nickte:
»Kein schlechter Gedanke.«
Henn lachte:
»Und das von einem Simmerather! Ihr Monschauer haltet uns doch sonst eher für leicht beschränkt.«
»Ich doch nicht! Nur die Politiker untereinander!«, versicherte der Kommissar und verabschiedete sich. Auf der Rückfahrt nach Monschau meldete sich Zimmermanns Handy auf dem Beifahrersitz:
»Schön guten Tag Herr Kollege, ich bin Kriminalhauptkommissar Norbert Laube, Fallanalytiker beim Landeskriminalamt. Die Aachener Kollegen haben mich angefordert. Ich habe die Unterlagen schon eingesehen. Können wir uns um Viertel nach zwölf am Tatort in Roetgen treffen?«
Zimmermann sagte zu und rief Nusselein an. Doch der hatte sein Handy ausgeschaltet, da er gerade durch Belgien zockelte und keine Gebührenflut auf seiner Telefonrechnung zum Monatsende verzeichnen wollte.
***
11.30 Uhr
»Musst du immer die fiese Texashose anziehen, wenn du nach Prüm kommst? Hoffentlich sieht dich keiner. Man muss sich ja schämen!«
Freundlich begrüßte Franziska Nusselein ihren Sohn, als dieser mit Gebinde und Gebäck an der Haustür des unscheinbaren Einfamilienhauses an der Kalvarienbergstraße erschien. Mutter Nusselein schaute nach links und rechts, dann winkte sie ihren Sohn wie einen Sittlichkeitsverbrecher auf Freigang schnell ins Haus:
»Gottseidank, keiner guckt. Und zum Friseur könntest du auch noch mal gehen. Wie du immer aussiehst. Wenn’s nach mir gegangen wäre, wärst du heute Lehrer an der Volksschule oder wenigstens bei der Kreissparkasse. Ich habe neulich gelesen, dass eine Mutter von einem Zeitungsmenschen immer Leute umbringen musste, damit ihr Sohn was zu schreiben hatte. Also, das mache ich nicht. Wenn du deshalb ausnahmsweise deine Mutter besuchst, kannst du direkt wieder fahren.«
Nusselein beruhigte seine Mutter:
»Ich habe Morde genug! Aber danke der Nachfrage.«
Franziska Nusselein ging stramm auf die Achtzig zu, trug eine weiße Kittelschürze über einem grauen Kleid und grauen Schuhen, die im
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