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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht mein Typ. Das machte ihn allerdings nicht unbedingt zum Kriminellen.
    Er schlenderte an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Ich lag auf der Straße mit einem großen Hut über den Augen, neben einem angebundenen Esel, den ich zu bewachen vorgab.
    Es fiel mir schwer, nicht einzuschlafen, obwohl die Trägheit mich dazu verlockte. Zumindest musste ich mich jetzt, da mein Beobachtungsobjekt aufgetaucht war, aufrappeln und ihm folgen.
    Er kam und ging. Zum Forum (kurz); zum Markt (länger); in die Bäder (noch länger); zu seiner Gladiatorenkaserne (ein endloser Aufenthalt). Wann immer er sich in der Öffentlichkeit bewegte, war er ansprechbar für begüterte Männer. Er mischte sich unter sie. Er lachte und plauderte. Er beugte sich hinunter und sprach mit kleinen Jungs, die mit ihren Vätern unterwegs waren. Er beteiligte sich an Würfelspielen, schäkerte mit Schankkellnerinnen, saß an Tavernentischen und ließ die Welt an sich vorbeiziehen, so dass die vorbeiziehende Welt zu ihm kommen und ihn wie einen Onkel begrüßen konnte, der Geschenkte zu verteilen hatte.
    Vermutlich trainierte er in seinem Lager die Fechter, wie er es in Rom getan hatte, wenn auch in eingeschränkterem Maße. Die Möglichkeiten hier waren nicht zu vergleichen mit den großen kaiserlichen Festen. Aber seine Männer würden bei den nächsten leptischen Spielen auftreten. Das Zuschauen konnte sich lohnen.
    Calliopus war schwerer aufzuspüren. Helena fand ihn schließlich. Sie hatte gehört, wie der Name seiner Frau in den Frauenbädern erwähnt wurde. Artemisia war meinem Mädchen nie begegnet, und so würde sie es nicht erkennen. Helena folgte der Genannten nach Hause, in der Hoffnung, dass sie die Richtige war.
    »Sie ist ziemlich jung, schlank, eine ausgesprochene Schönheit!«
    »Hört sich nach einer meiner alten Freundinnen an«, bemerkte ich. Eine sehr dumme Bemerkung.
    Später (sehr viel später, weil ich zunächst auf häuslichem Gebiet einiges wieder gutzumachen hatte), beobachtete ich die Mietwohnung, die Helena ausfindig gemacht hatte, und sah Calliopus herauskommen, offenbar nun selbst auf dem Weg zu den Bädern. Wieder ein vertrautes Gesicht: breite Nase, Segelohren, dünn, adrett, kraushaarig.
    Er und seine Frau führten ein viel ruhigeres Leben als Saturninus und die Seinen, wahrscheinlich, weil sie in Leptis niemanden kannten. Sie saßen draußen in der Sonne, gingen zum Essen in nahe gelegene Tavernen, kauften ein wenig ein. Sie vermittelten den Eindruck, auf jemanden oder etwas zu warten.
    Mir kam es so vor, als sähe Calliopus besorgt aus, aber er war schon immer einer dieser langen, schlaksigen Burschen gewesen, der sich über Dinge die Nägel abkaut, die andere lässig hinnehmen.
    Die junge Frau war wirklich umwerfend, aber schrecklich still.
    Ich hatte Gaius zum Hafen geschickt, um nach Hanno Ausschau zu halten. Sein Schiff lag jetzt neben dem seiner Schwester Myrrah zwischen all den anderen Handelsschiffen in der Lagune vor Anker. Id- dibal war an Bord gesehen worden.
    Hanno und Myrrah tauchten gelegentlich auf dem Markt auf, führten die farbenprächtige Parade ihrer Dienstboten an. Der aufsässige Dolmetscher war auch dabei.
    Hanno wickelte viele Geschäfte im Chalkidikum ab. Er schien groß im Feilschen zu sein. Manchmal fielen barsche Worte, und obwohl das Geschäft am Ende gewöhnlich mit einem freundschaftlichen Handschlag besiegelt wurde, hatte ich das Gefühl, dass Hanno nicht beliebt war.
    Jetzt waren wir also alle hier versammelt. Keiner der drei Männer schien den Versuch zu machen, sich mit den anderen zu treffen.
    Wir hatten Saturninus und Calliopus, genau wie Scilla gewünscht hatte, und ich konnte ihr Hanno anbieten, zusammen mit der Erkenntnis, dass seine Machenschaften die dämliche Rivalität angestachelt hatten, durch die Pomponius letztlich zu Tode gekommen war. Mein einziges Problem bestand darin, dass Scilla immer noch nicht eingetroffen war. Sie hatte darauf bestanden, auf eigene Faust nach Leptis zu reisen. Nach meinem langen Umweg über Sabratha, den ich Famia verdankte, hatte ich erwartet, sie bereits hier vorzufinden. Falls sie hier war, gab es kein Anzeichen von ihr.
    Das war ärgerlich. Ich konnte nicht dafür garantieren, dass die drei lange hier verweilten. Vermutlich würden Hanno und Calliopus angesichts ihres beruflichen Interesses nur bis zum Ende der Spiele bleiben. Ich war nicht willens, in Scillas Namen Kontakt zu ihnen aufzunehmen, bevor sie nicht selbst hier war. Und ich dachte

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