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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sagte mein Partner, ein Mann von sauertöpfischer und bitterer Moral, »wenn du in seinem Namen eine Plakette mit dem Dank des Kaisers anbringst und dem Löwenbegräbnisverein eine bescheidene, einmalige Spende zukommen lässt.«
    Ich sagte ihm, er könne gegen alles Einspruch erheben oder nicht, solange er mich in Ruhe lasse. Ich war durchaus in der Lage, unsere Revision hier mit links zu erledigen in der Zeit, die Anacrites brauchte, um sich daran zu erinnern, wie man das Datum in Verwaltungsgriechisch über unseren Bericht schrieb. Während ich meinen Teil beitrug, würde ich gleichzeitig herausfinden, wer Leonidas ermordet hatte.
    Anacrites wusste nie, wann er Ruhe geben sollte. »Geht das jetzt nicht nur noch seinen Besitzer was an?«
    Klar. Und ich wusste bereits, was sein Besitzer zu unternehmen gedachte - nichts.
    Als er die Wunde und den abgebrochenen Speer sah, hatte Calliopus' Gesicht eine seltsame Farbe angenommen. Gleich darauf hatte ich den Eindruck, es täte ihm Leid, dass er mir gestattet hatte, den Kadaver zu betrachten. Ich bemerkte, dass er Buxus stirnrunzelnd ansah, ihn offenbar zum Schweigen verdonnern wollte.
    Der Lanista versicherte mir, an dem Tod des Löwen sei nichts Unheil verkündendes, und sagte, es werde sich alles aufklären, nachdem er mit seinen Sklaven gesprochen habe. Einem erfahrenen Ermittler wie mir war sofort klar, dass Calliopus mich abzuwimmeln versuchte. Er wollte die Sache vertuschen.
    Tja, er hatte nicht mit mir gerechnet.
    Ich sagte Anacrites, er sehe aus, als würde er eine Ruhepause brauchen. Tatsächlich sah er aus wie immer, aber ich musste ihn gönnerhaft behandeln, um mich aufzumuntern. Ich ließ ihn im Büro des Lanista zurück mit der Aufgabe, Zahlen in Einklang zu bringen (vielleicht nicht die beste Medizin für einen Mann mit einer Kopfverletzung), ging hinaus zu dem Kampfplatz aus festgestampfter Erde, auf dem fünf oder sechs Gladiatoren seit dem Morgen trainiert hatten. Es war ein kahles Rechteck in der Mitte des gesamten Komplexes, an dessen einer Seite die Menagerie lag, ziemlich unpassend direkt neben dem Refektorium der Gladiatoren. Die Unterkünfte mit den Schlafquartieren befanden sich am hinteren Ende, verdeckt von einer halbherzigen Kolonnade, die zu einem Ausrüstungslager mit dem Büro darüber führte. Das Büro hatte einen eigenen Balkon, von dem aus Calliopus seinen Männern beim Training zuschauen konnte, und eine Außentreppe. Eine plumpe Merkurstatue am anderen Ende des Hofes war dazu gedacht, die Männer beim Training zu beflügeln. Selbst Merkur sah deprimiert aus.
    Das nervenaufreibende Rasseln der Übungsschwerter und das aggressive Gebrüll hatten endlich aufgehört. Die Bestiarii standen jetzt als neugieriger Haufen an der Tür zur Menagerie. In der eingetretenen Stille hörte ich beim Näherkommen das Grunzen und Brüllen der Tiere.
    Diese Bestiarii waren keine riesigen, muskelbepackten Kerle, aber stark genug, einem wehzutun, wenn man sie länger anstarrte, als es ihnen lieb war. Alle waren mit einem Lendenschurz bekleidet, manche hatten sich Lederriemen um die kräftigen Arme geschlungen, und um realistischer zu wirken, trugen ein oder zwei sogar Helme, wenn auch einfacher in der Form als die kunstvoll gestalteten der Kämpfer in der Arena. Drahtiger und schneller auf den Füßen als viele Professionelle, sahen diese Männer auch jünger und gescheiter aus als der Durchschnitt. Ich fand bald heraus, dass sie deswegen trotzdem nicht sanftmütig auf Fragen reagierten.
    »Hat jemand von euch letzte Nacht was Verdächtiges bemerkt?«
    »Nein.«
    »Mein Name ist Falco.«
    »Dann verpiss dich, Falco.«
    Wie ein Mann drehten sie sich um und nahmen mit betonter Gleichgültigkeit ihre Übungen wieder auf, machten Salto rückwärts und schlugen mit den Schwertern aufeinander ein.
    Ihnen in den Weg zu kommen war gefährlich, und für Fragen war es viel zu laut. Brüllen mochte ich nicht. Ich salutierte spöttisch und ging davon. Jemand hatte sie mundtot gemacht. Ich fragte mich, warum.
    Vor dem Haupttor des Komplexes lag ein Wurfplatz; vier weitere aus der Gruppe der Gladiatoren vermaßen seine Länge mit geschleuderten Speeren. Anacrites und ich hatten sie bei unserer Ankunft bemerkt. Jetzt schlenderte ich zu ihnen hinaus und fand sie immer noch beim Üben. Vermutlich hatten sie noch nichts von Leonidas' Schicksal gehört. Der mir am nächsten Stehende, ein junger, durchtrainierter, dunkelhaariger Bursche mit bloßem Oberkörper, kräftigen

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