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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zog mit einiger Mühe die Speerspitze heraus. Dann legte ich sie neben den Speer, den ich mitgebracht hatte. Sie stimmten nicht überein. Der Speer, mit dem der Löwe getötet worden war, hatte eine längere, schmalere Spitze und war anders am Schaft befestigt. Ich war kein Experte, aber die Spitze war eindeutig auf einem anderen Amboss geschmiedet worden, von einem Schmied, der einen anderen Stil hatte.
    Buxus kam herein.
    »Arbeitet Calliopus mit einem bestimmten Waffenschmied zusammen?«
    »Kann er sich nicht leisten.«
    »Wo kriegt er dann seine Speere her?«
    »Von überall, wo sie gerade billig sind.«
    Warum muss ich bei meinen Aufträgen jedes Mal mit Geizhälsen zu tun haben?
    »Sag mal, Buxus, hatte Leonidas Feinde?«
    Der Tierpfleger sah mich an. Er war ein Sklave, hatte die übliche ungesunde Hautfarbe, trug eine schmutzige braune Tunika und grobe, zu große Sandalen. Zwischen den Riemen waren seine klobigen Füße arg zerkratzt von dem Stroh, mit dem er den ganzen Tag zu tun hatte. Flöhe und Fliegen, die es hier zur Genüge gab, hatten sich auf seinen Beinen und Armen ein Festmahl gegönnt. Er war weder so untergewichtig, noch wirkte er so geknechtet, wie er hätte sein können, hatte einen wachsamen Gesichtsausdruck und dicke Tränensäcke unter den Augen. Sein Blick war offener, als ich erwartete, was wohl bedeutete, dass Buxus von Calliopus ausgewählt worden war, mir den Schwachsinn auf die Nase zu binden, mit dem sein Herr mich abwimmeln wollte.
    »Feinde? Ich nehme an, dass die Männer, die er fressen sollte, ihn nicht sonderlich mochten.«
    »Aber die sind in Ketten. Thurius wird sich kaum über Nacht freigenommen, seine Todeszelle verlassen haben und hierher geflitzt sein, um dem Löwen zuvorzukommen.« Ich überlegte, ob Buxus selbst an der Ermordung beteiligt gewesen war; dieser Mord konnte, wie die meisten, durchaus häusliche Ursachen haben. Aber seine Zuneigung zu dem großen Viech und seine Wut, als er den Mord an dem Löwen entdeckte, hatten echt gewirkt. »Warst du der Letzte, der Leonidas lebend gesehen hat?«
    »Ich hab gestern Abend sein Wasser aufgefüllt. Er war etwas reizbar, aber ansonsten in Ordnung.«
    »Hat sich nach wie vor bewegt?«
    »Ja, er ist ein bisschen rumgeschlichen. Wie die meisten großen Katzen hasst er es - hasste es -, eingesperrt zu sein. Sie laufen dann ruhelos auf und ab. Ich hab's gar nicht gern, wenn sie das machen. Sie werden verrückt, genau wie Sie und ich, wenn man uns einsperren würde.«
    »Bist du gestern Abend in den Käfig gegangen?«
    »Nein, ich hatte keine Lust, den Schlüssel zu holen. Hab den Wassertrog mit einer Kelle durch die Gitterstäbe aufgefüllt und ihm eine gute Nacht gewünscht.«
    »Hat er geantwortet?«
    »Mit einem gewaltigen Brüllen. Ich hab doch gesagt, dass er hungrig war.«
    »Warum hast du ihn nicht gefüttert?«
    »Wir halten ihn knapp.«
    »Warum? Er musste doch noch nicht in die Arena. Weshalb habt ihr ihn hungern lassen?«
    »Löwen brauchen nicht jeden Tag Fleisch. Sie genießen es mehr, wenn sie Appetit haben.«
    »Du klingst wie meine Freundin! Also gut, du hast seinen Trog aufgefüllt. Was dann? Schläfst du in der Nähe?«
    »Auf dem Heuboden nebenan.«
    »Was passiert nachts? Wie wird für die Sicherheit der Menagerie gesorgt?«
    »Die Käfige sind immer abgeschlossen. Wir haben oft Leute aus der Bevölkerung hier, die sich die Tiere ansehen wollen.«
    »Die können sich alle ansehen?«
    »Wir gehen kein Risiko ein.«
    »Waren gestern Abend Fremde hier?«
    »Ich hab keine bemerkt. Nach Einbruch der Dunkelheit kommen selten noch welche.«
    Ich kam auf die Sicherheitsvorkehrungen zurück. »Die Schlüssel werden im Büro aufbewahrt, oder? Was passiert, wenn du ausmisten musst oder zur Fütterungszeit? Darfst du die Schlüssel selbst benutzen?«
    »Aber ja.« Ich hatte richtig erkannt, dass der Tierpfleger hier eine Vertrauensstellung hatte.
    »Und nachts?«
    »Die ganze Menagerie wird abgeschlossen. Darum kümmert sich Calliopus selbst. Die Schlüssel kommen ins Büro, und das wird ebenfalls verschlossen, wenn Calliopus heimgeht. Er hat natürlich ein Haus in der Stadt ...«
    »Ja, das weiß ich.« Plus mehrerer anderer. Das war der Grund, warum Anacrites und ich ihn mit einem Besuch beehrt hatten. »Ich nehme an, ihr schließt ziemlich früh am Abend ab. Calliopus wird vor dem Abendessen in die Bäder gehen wollen. Ein Mann von seinem Rang wird doch an den meisten Abenden formell dinieren, nehme ich an?«
    »Ich

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