Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
jemand den Löwen klauen und danach sogar wieder zurückbringen konnte, ohne dass es bemerkt wurde.«
    »Ich spreche mit Buxus«, meinte Calliopus nervös. »Bitte, überlassen Sie die Angelegenheit mir, Falco. Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie sich einmischen müssen.« Hinter seinem Rücken nickte Anac- rites heftig und zustimmend.
    Ich bedachte Calliopus mit einem drohenden Revisorenblick. »Oh, es interessiert uns immer sehr, wenn etwas Besonderes passiert, während wir unsere Lebensstilüberprüfung durchführen.«
    »Ob es nun relevant scheint oder nicht«, fügte Anacrites hinzu, zielte so fröhlich darauf ab, dem Befragten Angst einzujagen. Schließlich war er ein guter Beamter. Calliopus warf uns einen schmutzigen Blick zu und hastete davon.
    Ich setzte mich schweigend hin und machte mir Notizen über den Tod des Löwen. Dabei hielt ich meine Tafel so, dass Anacrites nicht mitbekam, was ich schrieb.
    Er hatte zu lange allein gearbeitet, war ein Mann, der sich mit pervertierter Geheimniskrämerei umgeben hatte. Seit er mit mir zusammen war, bemühte er sich, umgänglich zu sein, fand es aber unerträglich, das Büro mit jemandem zu teilen, der sich weigerte, mit ihm zu sprechen. »Beabsichtigst du, die Ermittlung für den Zensor weiter zu betreiben, Fal- co?« Ich kam mir vor, als müsste ich meine Schularbeiten in Anwesenheit eines zappeligen jüngeren Bruders machen. »Oder gibst du unsere bezahlte Arbeit zu Gunsten dieser dämlichen Circusnummer auf?«
    »Kann ebenso gut beides machen.«
    Ich hielt den Blick gesenkt. Als ich mir alles Wichtige notiert hatte, narrte ich ihn, indem ich mit eifrigem Kratzen meines Stilus Strichmännchen malte. Drei verschiedene Gruppen von Gladiatoren beim Kampf, angefeuert von ihren Lanistae. Meine Denkzeit endete. Ich atmete scharf ein, als wäre ich zu einem Schluss gekommen. Dann glättete ich die Zeichnungen mit dem flachen Ende meines Stilus, was eine Schande war, weil einige durchaus künstlerischen Wert hatten. Ich drehte mich zu einem Stapel Schriftrollen um, die wir bereits durchgesehen hatten, und verbrachte den ganzen Nachmittag damit, sie auf- und wieder zuzurollen, ohne mir irgendwelche Notizen zu machen. Anacrites gelang es, mit seinen Überlegungen aufzuhören, was ich da tat. Mir gelang es ohne die geringste Anstrengung, die Sache für mich zu behalten.
    Was ich da tat, war eine nochmalige Überprüfung der Lieferscheine und Preislisten der Tiere, die Cal- liopus importierte. Wir hatten ursprünglich nachgesehen, was er für die einzelnen Tiere bezahlte und wie es um den gesamten Geldfluss des Menagierie- kontos bestellt war. All das hatte darauf abgezielt, sein tatsächliches persönliches Vermögen einzuschätzen. Jetzt ging es mir darum, ein allgemeineres Verständnis dafür zu bekommen, wie das Importgeschäft funktionierte. Wo die Tiere herkamen. In welchen Mengen und welchem Zustand. Und was es für Calliopus bedeutete, erst einen Löwen mit dem falschen Stammbaum für die Venatio zu kaufen, der dann unter mysteriösen Umständen ermordet wurde.
    Die meisten seiner Tiere wurden ihm über seine Heimatstadt Oea in der Provinz Tripolitanien geliefert. Sie wurden von einem Schiffseigner transportiert, der vermutlich sein Vetter dritten Grades war. Die ganzen Transporte wurden dort drüben in der Menagerie zusammengestellt, an der Anacrites und ich unsere Zweifel hatten und die angeblich seinem »Bruder« gehörte, dessen Existenz wir für Schwindel hielten. Auf jeden Fall hatten wir nirgends eine hingekritzelte Notiz von ihm gefunden, vielleicht mit der Frage: »Wie sind die Frauen in Rom denn so?«, oder der Bemerkung: »Mutter ging es letzte Woche gar nicht gut« - ganz zu schweigen von dem Familienlieblingsspruch: »Bitte schick mir mehr Geld.« Wenn es den Bruder gab, wirkte er seltsam unbrüderlich darin, anderen auf die Nerven zu gehen.
    Gelegentliche Eintragungen betrafen andere Käufe. Calliopus hatte von einem Senator, dessen Privatsammlung aufgelöst wurde, einen Bären gekauft, fünf Leoparden und ein Rhinozeros (das ihm prompt gestorben war). Iddibal hatte Recht. Calliopus kaufte selten große Katzen, obwohl er vor zwei Jahren zusammen mit einem anderen Lanista namens Satur- ninus eine Menge Tiere von einem Bankrott gegangenen Arenalieferanten erworben hatte. Im Alleingang hatte Calliopus dann Krokodile direkt aus Ägypten gekauft, aber die hatten die Reise nicht gut überstanden und erwiesen sich als unbefriedigend in der Arena, wo das

Weitere Kostenlose Bücher