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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Publikum Exotika vom Nil als wenig aufregend betrachtete, außer sie kamen direkt aus Cleopatras eigenem Fischteich. Calliopus hatte auch einen ausgebüxten Python aufgenommen, der von den Vigiles auf dem Markt eingefangen worden war.
    Nach langem Suchen fand ich endlich die Eintragung für Leonidas. Calliopus hatte ihn letztes Jahr erworben, über einen Kommissionär aus Puteoli namens Cotys. Der Eintrag war kaum von hundert anderen zu unterscheiden, ordentlich ausgeführt von Calliopus' Buchhalter, der genug in Kalligrafie geschult war, um völlig unleserlich zu schreiben. Zum Glück waren seine Zahlen plumper und leichter zu lesen. Sofort fiel mir eine offenbar später hinzugefügte Notiz auf, neben dem Originaleintrag, mit klecksigerer Tinte und ungezügelterer Schrift. Neben »gekauft von Cotys« hatte jemand wütend »auf Veranlassung von Saturninus, dem Drecksack!« geschrieben.
    Sieh an. Wie die legale Abstammung des Mannes auch aussehen mochte, dieser Saturninus war mir gerade zum dritten Mal an diesem Tag untergekommen. Zuerst hatte Iddibal mir erzählt, dass Cal- liopus den Löwen an einen anderen Lanista dieses Namens verkaufen wollte, als er herausfand, dass Leonidas ein dressierter Menschenfresser war. Jetzt stellte sich heraus, dass Saturninus der ursprüngliche Verkäufer war. Also hatte Calliopus in Wirklichkeit wahrscheinlich über einen Agenten versucht Leonidas dem Mann anzudrehen, der ihn reingelegt hatte. Und das nach einer Partnerschaft, die sie im Jahr zuvor geschlossen hatten - und die, nach meiner Erfahrung mit Partnerschaften, vermutlich in einer unangenehmen Trennung, wenn nicht gar in einem wütenden Streit geendet hatte.
    Rivalität, ja?
    Als es Zeit zum Aufbruch war, gelang es mir, Anac- rites abzuschütteln. Wir gingen zusammen durch den Portikus der Unterkünfte auf die Straße hinaus, wo ich meinen Partner mit der simplen Lüge abspeiste, meinen Stilus vergessen zu haben.
    Während er allein zum Tiber tappte, verschwendete ich Zeit im Herkulestempel, wo ich dem leicht angetrunkenen Priester ein bisschen Tratsch entlocken wollte. Er hatte keine Ahnung, wer seine Nachbarn waren, hatte noch nicht mal das ständige Gebrüll der Löwen ein Stück die Straße runter bemerkt, und falls die Bestiarii je herkamen, um die Götter um eine gute Behandlung zu bitten, war ihr Opfer verschwendet. Dieser Scharlatan war nur daran interessiert, Innereien zu studieren, wenn sie in einer Schüssel mit Speck und Sellerie serviert wurden, mit viel Weinsoße darüber.
    Ich verließ den Tempel. Anacrites war verschwunden. Als ich zu Calliopus' Unternehmen zurückkam, waren die Kampfplätze leer. Alle Gladiatoren lieben den Futtertrog.
    Unschuldig schlenderte ich hinein, und da weit und breit niemand zu sehen war, verdrückte ich mich rasch in den Schatten am Fuße der grob gearbeiteten Merkurstatue. Eingehüllt in meinen Mantel, machte ich mich fröstelnd aufs Warten gefasst. Da wir Winter hatten, wurde es bereits dunkel. Von drinnen war das Stimmengemurmel der beim Essen sitzenden Kämpfer zu hören. Ab und zu trug ein Sklave einen Eimer zur Menagerie und wieder zurück. Dann kam jemand aus den Räumen unter dem Büro.
    Wer konnte das sein?
    Es waren sogar zwei. Der eine, ein stämmiger junger Bursche, der wie Iddibal aussah, hielt sich ein bisschen zurück. Er trottete hinter einer Frau her. Einer, die eindeutig Klasse hatte - auf diese selbstbewusste, kostspielige Art. Tja, das ist noch so etwas, das allen Gladiatoren angeblich gefällt.
    Ihr Gesicht konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen, aber auf ihrem wohl geformten Busen blitzte Schmuck auf. Sie verbarg sich hinter einem Schleier, vermutlich aus gutem Grund. Reiche Frauen sind dafür bekannt, bei Gladiatorenschulen herumzulungern, aber wir tun alle nach wie vor so, als wäre das ein Skandal. Ihr Gewand schwang beim Gehen. Sie hatte einen stolzen Gang, wie eine dieser würdevollen, überaus ernsten griechischen Göttinnen, die ummauerte Städte auf ihren Köpfen tragen statt Haarknoten und Bändern. Obwohl beide schwiegen, hatte ich den Eindruck, dass erregte Worte zwischen Iddibal und dieser Person gefallen waren, bevor sie herauskamen, und dass es immer noch viel zu sagen gab, zumindest von ihrer Seite.
    In diesem Moment trat Calliopus aus seinem Büro, das im Stockwerk darüber lag. Wortlos schaute er vom Balkon. Die Frau sah ihn und stolzierte dann ungeheuer würdevoll aus dem Komplex hinaus - ein totaler Schwindel, falls sie sich gerade

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