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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aus diesem betrügerischen Unternehmen konnte ihn wieder zurückschieben. Dann fiel mir noch etwas auf, das an der Innenwand des Schuppens lehnte. Eine Art Strohbündel. Zusammengebunden zu einer bestimmten Form. »Das ist eine Strohpuppe oder was davon übrig geblieben ist.« Die grob geformte Puppe war zerfetzt und auseinander gerissen. Die Stricke an den Beinen waren noch heil, aber an den Schultern hielten sie nicht mehr. Ein Arm und der Kopf fehlten ganz. Aus dem Körper war die Hälfte rausgerissen und lag verstreut am Boden. Als ich die kläglichen Überreste hochhob, zerfielen sie in zwei Stücke. »Das arme Ding ist ja völlig aus dem Leim! Ihr benutzt die als Köder, stimmt's?«
    »In der Arena«, sagte Buxus, spielte noch immer den wenig hilfsbereiten Trauerkloß.
    »Ihr werft sie rein, um die Aufmerksamkeit der Tiere zu erringen, macht sie aber manchmal auch wütend damit?«
    »Ja, Falco.«
    Ein bis zum Äußersten gereiztes Wesen hatte diese Strohpuppe zerfetzt. »Was macht dieses kaputte Ding hier?«
    »Muss eine von den alten sein.« Buxus gelang es, ein unschuldiges Gesicht aufzusetzen, überzeugte mich aber nicht.
    Ich sah mich um. Alles war sehr ordentlich. Dies war ein Hof, wo Dinge regelmäßig gelagert, gezählt, aufgelistet und verstaut wurden. Alles, was kaputt war, wurde ersetzt oder repariert. Die Strohpuppen hingen an Deckenhaken im selben Schuppen wie die Sicherheitsstangen. Alle schon benutzten Köder, die momentan dort hingen, waren wieder in Form gebracht worden.
    Ich klemmte mir die beiden Teile der verstümmelten Puppe unter den Arm und gab Buxus damit zu erkennen, dass ich die Beweismittel konfiszierte. »Letzte Nacht muss es zweimal ganz schön laut bei Leonidas' Käfig zugegangen sein - als er geholt und als er zurückgebracht wurde. Du behauptest, dir wäre das alles entgangen. Wirst du mir jetzt verraten, wo du an diesem Abend wirklich warst, Buxus?«
    »Ich war im Bett«, wiederholte er. »Ich war da, und ich hab nichts gehört.«
    Ich war ein guter römischer Bürger. Egal, wie schamlos er mich belog, ich dachte nicht daran, den Sklaven eines anderen Bürgers zu verprügeln.
    Als wir zur Menagerie zurückkehrten, widmete sich Buxus betont seiner Arbeit, während ich mich ein letztes Mal bei den Käfigen umsah. Er umgab sich mit den vier Straußen, die sich eng an ihn schmiegten und ihre Füße mit der übertriebenen Sorgfalt alles häuslichen Federviehs hoben. »Passen Sie auf, Falco, die können ganz schön treten.«
    Treten war nicht ihr einziges Können. Ein Strauß interessierte sich brennend für die geflochtene Litze am Hals meiner Tunika, reckte immer wieder den Kopf über meine Schulter und pickte daran. Der Tierpfleger machte keine Anstalten, das aufdringliche Ding zurückzuhalten, und ich gab bald mein Herumschnüffeln auf, was er zweifellos gehofft hatte.
    Mit den Teilen der Strohpuppe unter dem Arm, ging ich zurück ins Büro. Anacrites redete mit Calli- opus. Beide beäugten meine Trophäe. Ich setzte die Stücke auf einen Hocker und sagte nichts dazu.
    »Ihr Löwe hat gestern Nacht einen Ausflug gemacht, Calliopus, und vermutlich nicht, weil der
    Arzt ihm eine Kutschfahrt an der frischen Luft verordnet hatte.«
    »Das ist unmöglich«, versicherte mir der Lanista. Als ich ihm die Beweise beschrieb, blickte er nur finster.
    »Die Fahrt geschah nicht mit Ihrer Billigung?«
    »Natürlich nicht, Falco. Machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Bereitet es Ihnen Sorgen, dass sich jemand Leo- nidas als Spielzeug für eine nächtliche Spritzfahrt ausgeborgt hat?«
    »Selbstverständlich.«
    »Irgendeine Ahnung, wer das gewesen sein könnte?«
    »Nicht die geringste.«
    »Muss jemand gewesen sein, der sich mit Löwen auskennt.«
    »Hirnlose Diebe.«
    »Aber rücksichtsvoll genug, Leonidas zurückzubringen.«
    »Wahnsinn«, stöhnte Calliopus. Er verbarg alle echten Gefühle unter theatralischem Kummer. »Vollkommen unbegreiflich!«
    »Ist so was Ihres Wissens nach schon mal vorgekommen?«
    »Natürlich nicht. Und es wird auch nicht wieder vorkommen.«
    »Kaum, da Leonidas jetzt tot ist!«, warf Anacrites ein. Sein Sinn für Humor war infantil.
    Ich versuchte meinen Partner zu ignorieren, was immer am sichersten war, außer er stellte gerade Killer ein und war dabei gesehen worden, wie er meinen Namen auf eine Schriftrolle schrieb. Dann hielt ich ihn in der Tat unter strikter Beobachtung.
    »Buxus war nicht sehr hilfreich, Calliopus. Ich wollte, dass er mir Hinweise gibt, wie

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