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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verbotenerweise einem Junghengst an den Hals geworfen hatte. Ich entdeckte einen Sklaven, der vor dem Haupttor auf sie wartete.
    Kein Lanista ermutigt solche anrüchigen Geschichten. Na ja, zumindest nicht offen. Pragmatiker sehen ein, dass die Geschenke reicher Frauen ihre Kämpfer bei Laune halten, wenn sie diesen Damen auch nicht Tür und Tor öffnen. Außerdem lieben die reichen Damen diesen Hauch von Heimlichtuerei.
    Welche offiziellen Regeln hier auch galten, Iddibal (falls er es war) zog den Kopf ein, ohne seinen Herrn zu grüßen, und hastete rasch hinüber zum Hauptgebäude, wo seine Kumpel ihr Mahl verzehrten.
    Calliopus sah ihm mit verschränkten Armen nach. Er kam die Treppe herunter und ging mit schnellen Schritten quer über den Hof zu den Tierkäfigen. Ich bemerkte, dass er einen langen, gefalteten Umhang über der Schulter trug; Zeit für den Lanista, nach Hause zu gehen. Das war gut. Ich hatte schon gedacht, ich müsste hier die halbe Nacht in der Kälte hocken.
    Er blieb nur kurz bei den Tieren und kam mit Bu- xus und zwei weiteren Helfern wieder heraus. Calli- opus schickte die Sklaven weg, die zu den Unterkünften schlurften, zweifellos in der Hoffnung, dass ihnen die Gladiatoren noch ein paar Brocken übrig gelassen hatten. Calliopus schloss die Menagerie ab. Dann gingen Buxus und er zum Büro, das ebenfalls mit großer Sorgfalt verschlossen wurde. Der Lanista hängte den gewaltigen Schlüsselring an seinen Gürtel. Statt durch das äußere Haupttor zu verschwinden, versetzte Calliopus mir einen ordentlichen Schreck. Er kam mit Buxus die Treppe vom Büro herunter und direkt auf mich zumarschiert.
    Ich war hinter die Plinthe geschlüpft, als der La- nista zum ersten Mal aus dem Büro getreten war. Jetzt zog ich meinen Kopf ein und wartete auf die offenbar unvermeidliche Entdeckung. Hinter mir befand sich eine Kolonnade, vor den Zellen, in denen die Bestiarii schliefen, aber wenn ich versuchte dorthin zu huschen, würden sie mich sehen. Der Entdeckung zu entkommen schien unmöglich. Sobald die beiden Männer auf gleicher Höhe mit mir waren, würde ich dastehen wie die Jungfrau, die mit dem Melonenverkäufer erwischt wird. Ich machte mich darauf gefasst, vorzuspringen und mich mit ein paar lahmen Ausreden aus der Affäre zu ziehen. Aber der gemessene Schritt, mit dem sich die beiden Männer näherten, ließ mich innehalten. Ich drückte mich gegen die grob behauene Plinthe und wagte kaum zu atmen.
    Sie hatten mich erreicht. Nur die Statue stand noch zwischen uns. Scharrende Schritte. Stiefelleder auf Holz statt auf festgestampfter Erde. Ein leises Klirren von Metall und ein kleines Klopfgeräusch. Noch zwei Schritte. Dann hörte ich die beiden Männer zu meinem Erstaunen wieder weggehen. Sobald mein Herz nicht mehr wie wild klopfte, lugte ich um die Ecke. Sie hatten mir den Rücken zugewandt und begaben sich direkt zum Portikus. Inzwischen wartete dort eine große Kutsche. Calliopus sagte etwas und verschwand. Buxus schlenderte pfeifend zu seiner Abendmahlzeit.
    Ich rührte mich nicht, bis ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden hatte. Dann schlich ich um den Fuß der Statue und blieb gedankenverloren vor dem ruhig blickenden Merkur mit seinen Flügelsandalen und der für Dezember unangebrachten Nacktheit stehen. Er starrte über meinen Kopf hinweg, versuchte zweifellos so zu tun, als ob er sich nicht wie ein Idiot vorkommen würde, seine edelsten Teile den örtlichen Spatzen zu präsentieren und einen schief auf seinem Reisehut sitzenden Lorbeerkranz zu tragen. Zwei Holzstufen führten zu ihm hoch, damit man die Lorbeerblätter austauschen konnte.
    Leise tappte ich die Stufen hinauf. Mit einem geflüsterten »Entschuldige bitte« fummelte ich unter dem Kranz herum. Wie schon vermutet, hatte ein hartherziger Perverser einen Nagel in Merkurs Kopf geschlagen, direkt hinter seinem linken Ohr. Wie konnte man einen Mann nur so behandeln - ganz zu schweigen von dem Boten der Götter. An dem Nagel hing ein einzelner großer Schlüssel. Ich ließ ihn dort. Jetzt wusste ich, wo sie den Ersatzschlüssel für Notfälle aufbewahrten. Was vermutlich auch halb Rom wusste.
    Genau wie Calliopus begab ich mich nach Hause. Im Gegensatz zu ihm waren meine Einkünfte eher dürftig. Auf mich wartete keine Kutsche; ich ging zu Fuß. Für Ermittler die ideale Möglichkeit nachzudenken.
    Für gewöhnlich über unsere Freundinnen und das Abendessen.
    Meine Wohnung war voller Menschen. Die meisten waren gekommen, um mich zu

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