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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hingeworfen.
    Helena rückte den Goldkragen an ihrem Hals zurecht; sie spielte die Nervöse, die Angst hatte, in der Skandalspalte des Tagesanzeigers erwähnt zu werden. »Dann weiß er nicht, von wem es kommt!« Das ist ihm vollkommen wurscht, dachte ich.
    »Ach, das sag ich ihm schon.« Damit hatte der Betreuer bereits viele abgewehrt.
    Helena Justina lächelte ihn an. Ein Lächeln, das ihm signalisierte, sie und ihre Freundin seien nicht wie alle anderen. Wenn er ihr glaubte, konnte das eine gefährliche Botschaft sein - nicht zuletzt für Helena und Maia. Ich war verzweifelt.
    »Ist schon in Ordnung«, versicherte Helena dem Mann, mit all dem Selbstvertrauen einer Senatorentochter, die etwas im Schilde führte. Ihre kultivierte Aussprache machte deutlich, dass sich Rumex was ganz Besonderes angelacht hatte. »Wir haben nicht erwartet, bevorzugt behandelt zu werden. Es muss viele geben, die ihn unbedingt kennen lernen wollen. Er ist so berühmt. Es wäre ein solches Privileg.« Den Männern war anzusehen, dass sie sie für ein echtes Unschuldslamm hielten. Ich fragte mich, wie ich mir jemals hatte ein Mädchen angeln können, das tatsächlich so viel weniger unschuldig war als die ungehobelten Seiltänzerinnen, auf die ich es früher abgesehen hatte. »Für Sie muss es harte Arbeit sein«, meinte sie mitleidig. »Mit Leuten fertig zu werden, die ihm keine Ruhe gönnen wollen. Werden die hysterisch?«
    »Kommt schon mal vor.« Der Sprecher hatte sich in eine Unterhaltung verwickeln lassen.
    »Die Leute werfen sich ihm an den Hals«, meinte Maia verächtlich. »Ich hasse das. Widerlich, nicht wahr?«
    »Nicht, wenn man selbst der Hals ist«, entgegnete einer der Sklaven lachend.
    »Aber es muss im richtigen Verhältnis stehen. Also, meine Freundin und ich ...« Maia und Helena tauschten schwärmerische Blicke hingebungsvoller Anhängerinnen aus, die über ihren Helden reden. »Wir verfolgen all seine Kämpfe. Wir kennen seine ganze Geschichte.« Sie zählte auf: »Siebzehn Siege. Dreimal unentschieden. Zweimal am Boden, aber die Menge ersparte ihm den Todesstreich und schickte ihn zurück. Beim Kampf mit dem Thraker im letzten Frühjahr klopfte uns das Herz bis zum Hals. Um den Sieg wurde er betrogen .«
    »Der Schiedsrichter!« Helena beugte sich vor und schüttelte wütend den Finger. Offenbar war das ein alter Streitpunkt.
    »Rumex ist gestolpert.« Ich war beeindruckt, wie sorgfältig sie sich vorbereitet hatten. »Er stand kurz vor dem Sieg, ohne Frage, dann hat ihn sein Stiefel in Stich gelassen. Er hatte drei Treffer, einschließlich des kniffligen, bei dem er den Salto machte und den Mann unter dem Arm erwischte. Man hätte ihm den Sieg zuerkennen müssen.«
    »Ja, aber Missgeschicke zählen nicht«, warf einer der Sklaven ein.
    »Der dämliche alte Kaiser Claudius ließ ihnen die Kehle durchschneiden, wenn sie gestolpert sind«, erklärte ein anderer.
    »Damit sie nicht schummelten«, sagte Helena.
    »Unmöglich. Die Menge hätte das bemerkt.«
    »Die Menge sieht nur, was sie sehen will«, meinte Maia. Ihr Interesse wirkte echt. Es hörte sich so an, als würden die feineren Details von Rumex' Niederlagen gegen den Thraker jetzt die nächsten drei Stunden durchgehechelt werden. Das war ja schlimmer, als sich einen Streit zwischen zwei betrunkenen Bootsmännern am Zahltag anzuhören.
    Meine Schwester hielt inne. Sie strahlte die Betreuer an, als wäre sie froh, mit ihnen ihr Wissen und ihre Fachkenntnisse geteilt zu haben. »Könnt ihr uns nicht für einen Augenblick reinlassen?«
    »Normalerweise«, erklärte der Sprecher vorsichtig, »normalerweise wäre das kein Problem, Mädels.« Und was war dann heute nicht normal?
    »Wir haben Geld«, verkündete Helena offen. »Wir möchten ihm ein Geschenk machen. Aber wir dachten, es wäre netter, wenn wir ihn persönlich fragen könnten, was er sich wünscht.«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    Helena schlug die Hand vor den Mund. »Er ist doch nicht krank?«
    Hat sich überanstrengt, dachte ich. Wobei? Darüber wollte ich lieber nicht spekulieren.
    »Hat er sich beim Training verletzt?«, hauchte Maia gepeinigt.
    »Er ruht sich aus«, sagte der Sprecher zum zweiten Mal. Ich fing doch an zu spekulieren. Jeder weiß, wie Spitzengladiatoren sind. Ich konnte mir die Szene drinnen lebhaft vorstellen. Ein ungebildeter Schläger, umgeben von ungebührlichem Luxus. Schlug sich den Bauch voll mit gesüßtem Spanferkel, tauchte es in Unmengen billiger Fischsoße. Roch nach

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