Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
einen Getreidesack erzählen, der heute von der Arx verschwunden ist und vergiftet war?«
    »Ich weiß nichts davon und kann auch nichts dazu sagen, Falco.« Was anderes hatte ich nicht erwartet.
    »Ich bin froh, dass Sie das nicht auf Ihre Kappe nehmen. Wenn die heiligen Gänse der Juno was von dem Gift gefuttert hätten, dann hätte Rom vor eine nationalen Krise gestanden.«
    »Schockierend«, sagte er ungerührt.
    »Calliopus scheint regelmäßig Säcke bekommen zu haben, die >von einem Karren gefallen sind<.«
    Saturninus ließ sich nach wie vor nicht aus der Fassung bringen. »Straßendiebe klauen immer wieder Sachen, wenn die Karren an einer Kreuzung langsamer werden, Falco.«
    »Ja, das ist ein alter Trick. Und eine bessere Erklärung als die, dass die Lieferanten regelmäßig Korn an die Menageriebesitzer verschieben.«
    »Oh, an uns nicht. Wir kaufen das Futter regulär, durch ordnungsgemäße Kanäle.«
    »Tja, das würde ich für die nächsten paar Monate auch sehr empfehlen! Schließen Ihre >ordnungsge- mäßen Kanäle< auch den Kornspeicher der Galbae mit ein?«
    »Ich glaube, wir bekommen bessere Bedingungen vom Kornspeicher der Lollii.«
    »Sehr schlau. Zufällig hat Calliopus einen prächtigen Strauß verloren, der das verdorbene Korn aufgepickt hat.«
    »Das tut mir aber Leid.«
    Helena merkte, dass meine Kraft wieder nachließ. »Calliopus scheint ziemliches Pech mit seiner Menagerie zu haben. Oder vielleicht auch nicht. Denken wir daran, wie er sich verhalten hat, als er seinen Löwen verlor. Die Geschichte mit dem Unfug im Trainingslager ist eindeutig gelogen. Beweise zeigen, dass Leonidas aus seinem Käfig geholt und an einen anderen Ort gebracht wurde. Calliopus ist entweder tatsächlich sehr dumm und glaubt an das, was Iddibal angeblich getan hat, oder er weiß, was wirklich passiert ist, und versucht auf törichte Art, Marcus Didius irrezuführen.«
    »Warum sollte Calliopus das tun?«, fragte Euph- rasia großäugig und kichernd.
    »Die einfache Lösung, die er uns glauben machen will, ist, dass Calliopus beschlossen hat, selbst Rache für den Tod seines Löwen zu nehmen, und dabei keine Einmischung will.«
    »Und gibt es auch eine komplizierte Lösung, Helena?«
    Ich beobachtete Saturninus verstohlen, aber es gelang ihm, nur höflich auszusehen.
    »Eine Erklärung wäre«, meinte Helena, »dass Cal- liopus genau wusste, was für jene Nacht geplant war.« Bei dem Interesse, das er zeigte, hätte Saturni- nus auch Helenas Beschreibung eines neuen griechischen Romans zuhören können.
    »Warum hätte er mit dem Tod seines Löwen einverstanden sein sollen?«, spottete Euphrasia.
    »Das war er wahrscheinlich nicht. Was für trübe Geschäfte da auch gelaufen sind, Leonidas ist vermutlich unbeabsichtigt getötet worden.«
    »Als Calliopus den Kadaver sah, wirkte seine Reaktion echt«, bestätigte ich. Tatsächlich waren seine Wut und seine Überraschung die einzigen glaubwürdigen Reaktionen gewesen, die er an dem Tag gezeigt hatte. »Aber ich bin mir verdammt sicher, dass er von Anfang an über Leonidas' >Entführung< Bescheid wusste.«
    So wie Saturninus jetzt auf seine Fingernägel starrte, war eine Veränderung mit ihm vorgegangen. Was hatte das bewirkt? Dass Calliopus von dem Plan wusste? Nein, Saturninus war bei Helenas Behauptung völlig ruhig geblieben. Ich bin mir sicher, dass er von Leonidas' Entführung gewusst hat ... War Leonidas das Schlüsselwort? Ich erinnerte mich an ein paar Ungereimtheiten, die mir in der Menagerie aufgefallen waren: das Namensschild von Leonidas, das in einem anderen Teil des Gebäudes aufgehoben wurde, der zweite Löwe, der zuerst versteckt wurde und dann in den anderen Käfig zurückkehrte, als wäre das sein angestammter Platz.
    »Meiner Meinung nach«, behauptete ich, »war Leonidas ein Ersatz.«
    »Ein Ersatz?« Sogar Helena war überrascht.
    »Calliopus besitzt einen zweiten Löwen, frisch importiert. Ich glaube, Draco sollte in jener Nacht auf die mysteriöse Reise gehen.«
    Saturninus schwieg. Möglich, dass das alles nichts mit ihm zu tun hatte. Oder dass er bis über beide Ohren drinsteckte.
    »Ich glaube«, sagte ich, »dass Calliopus aus irgendeinem Grund Draco und Leonidas heimlich ausgetauscht hat.«
    Saturninus blicke endlich auf. »Es wäre sehr gefährlich gewesen«, sagte er langsam, »jemandem, der ein frisch gefangenes wildes Tier erwartet, statt- dessen einen dressierten Menschenfresser zu schicken.«
    Ruhig erwiderte ich seinen Blick.

Weitere Kostenlose Bücher