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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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will, mich in seine Munterkeit mit einzubeziehen. »Also, Falco! Wie ich höre, lassen Sie meinen alten Partner Callio- pus über die Klinge springen!«
    Dieses Thema wollte ich nun ganz und gar nicht diskutieren. Ich zeigte ihm das erforderliche diskrete Lächeln. »Das sind vertrauliche Informationen.«
    »Ich wette, er hat den Zensus bis zum Hades und zurück betrogen.«
    »Er hat einen geschickten Buchhalter engagiert.«
    »Aber Sie sind ihm auf die Schliche gekommen?«
    Meine Gereiztheit war nur schwer zu zügeln. »Sie sind zu intelligent, Saturninus, um mich zum Essen einzuladen und zu erwarten, dass ich Geheimnisse ausplaudere.«
    Ich dachte nicht daran, meinen Bericht mit jemandem zu besprechen, selbst nicht mit Calliopus. So wie ich die Bürokratie kannte, war es durchaus möglich, dass Falco & Partner einen Millionen-Sesterzen- Betrug aufdeckten, nur um an einen schleimigen hochrangigen Beamten zu geraten, der beschloss, es gebe politische Gründe oder uralte Präzedenzfälle oder einen Sachverhalt, der seine eigene Pension betraf, und seinem hohen kaiserlichen Herrn empfahl, den Bericht ad acta zu legen.
    Saturninus gab nicht auf. »Auf dem Forum hört man das Gerücht, dass es für Calliopus nicht gut aussieht.«
    »Das«, unterbracht Helena Justina ruhig, »liegt daran, dass seine Frau von der Geliebten erfahren hat.« Sie glättete das Kissen, auf dem sie ruhte. »Er muss befürchten, dass Artemisia von ihm verlangt, ihr um diese schreckliche Jahreszeit nach Surrentum zu folgen.«
    »Würden Sie das so gemacht haben, Helena?«, fragte Euphrasia mit einem Seitenblick auf mich.
    »Nein«, antwortete Helena. »Wenn ich Rom verlassen würde, weil mich mein Mann gekränkt hat, würde ich entweder die Scheidungspapiere an seine Essschüssel gelehnt dalassen, oder er würde neben mir in der Kutsche sitzen, damit ich ihm sagen könnte, was ich von ihm halte.«
    Saturninus wirkte ehrlich verwirrt. »Sie würden das tun, was Ihr Mann von Ihnen verlangt.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Helena.
    Saturninus sah einen Augenblick lang beleidigt aus, als wäre er es nicht gewöhnt, dass Frauen ihm widersprechen, obwohl er nach dem, was wir an diesem Abend beobachtet hatten, genauso daran gewöhnt war wie alle anderen. Dann beschloss er dem Thema auszuweichen und weitere neugierige Fragen zu stellen. »Und Calliopus wartet also jetzt auf das Ergebnis Ihrer Ermittlungen!«
    Ich sah ihn durchdringend an. »Mein Partner und ich kommen so schnell nicht zur Ruhe. Wir führen eine grundlegende Prüfung durch, nicht nur zufällige Stichproben.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Saturninus lächelnd.
    Ich hatte eine widerliche Erkältung, aber ich war doch kein Trottel. Ich sagte es freundlich, weil wir in seinem Hause speisten: »Das heißt, Sie sind der Nächste.«
    Während des restlichen Abends sprachen wir darüber, wo man im Dezember am besten Girlanden kaufte, wandten uns dann der Religion, dem Pfeffer und den heftigeren Seitenströmungen formeller epischer Dichtung zu. Sehr nett. Ich überließ Helena die Arbeit. Sie war dazu erzogen, in Gesellschaft zu glänzen. Ein Mann mit verstopfter Nase, der nur noch durch den Mund atmen kann, ist dazu berechtigt, sich mit finsterem Blick zurücksinken zu lassen und vorzugeben, er sei ein ungebildetes aventinisches Schwein.
    »Helena Justina ist bewundernswert gebildet«, beglückwünschte mich Saturninus. »Und sie spricht über Pfeffer, als besäße sie ein ganzes Lagerhaus voll davon!«
    Das tat sie. Ich fragte mich, ob er das irgendwie rausgefunden hatte. Wenn nicht, dachte ich nicht daran, ihn über ihre private Einnahmequelle aufzuklären.
    Ich hatte gedacht, Helena würde Saturninus und Euphrasia fragen, was sie von Silphion wussten. Sie stammten vom richtigen Kontinent, dem geografischen Habitat der Pflanze. Aber Saturninus war ein Mann, dem sie ihren jüngeren Bruder Justinus nicht ausliefern würde. Justinus war kein Unschuldslamm, doch er befand sich auf der Flucht und war daher verletzlich. Es war unwahrscheinlich, dass sich Ca- millus Justinus je einer Gladiatorentruppe anschließen würde, obwohl es durchaus schon Senatorensöhne gegeben hatte, die aus Geldmangel oder Trotz diese Laufbahn eingeschlagen hatten. Der Gedanke, dass unser vermisster Knabe dem Lanista ins Auge fallen könnte, lag auf unheimliche Weise nahe. Der Mann war Unternehmer, ein Beschaffer von Männern. Saturninus würde sich jeden aneignen - egal, für welchen Zweck -, der ihm nützlich

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