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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vorkam. Das war der Grund, warum wir heute hier waren.
    Hätte ich Beweise gebraucht, erhielt ich die beim Abschied. Im Laufe einer anscheinend harmlosen Unterhaltung darüber, dass professionelle Dichter in Rom Patrone benötigten oder verhungerten, entschlüpfte es mir, dass auch ich zur Entspannung schrieb. Das ist immer ein Fehler. Die Leute wollen dann wissen, ob es bereits Abschriften bei Schriftrollenverkäufern gibt oder ob man schon öffentlich aufgetreten ist. Sagt man Nein, senkt es das Ansehen; sagt man Ja, bekommen sie einen defensiven Blick. Obwohl ich erwähnte, dass ich manchmal mit der Idee spielte, einen Raum zu mieten und einen Abend lang aus meinen Liebesgedichten und Satiren vorzulesen, tat ich das in wehmütigem Ton. Jeder, mich eingeschlossen, war überzeugt davon, dass es ein Traum bleiben würde.
    Ich sagte das unter der deutlichen Voraussetzung, dass Selbstachtung mich davon abhielt, mich bei einem reicheren Mann als Klient einzuschleimen. Ich würde mich nie dazu hergeben, eine bloße Handelsware zu sein, und ich war nicht der Typ, der es genoss, dankbar zu sein. Saturninus lebte in einer anderen Welt und schien sich meiner Einstellung nicht bewusst zu sein. »Das ist eine attraktive Idee, Falco! Ich habe mich schon immer danach gesehnt, mein Unternehmen in eine etwas kultiviertere Richtung auszudehnen - ich würde Sie bei der Suche nach einem geeigneten Vortragssaal mit Vergnügen finanziell unterstützen ...«
    Ich ging nicht darauf ein, als wäre ich zu fiebrig dazu. Der Abend kam mir schrecklich lang vor; es war Zeit zu gehen. Ich musste rasch zurück in die Sänfte, bevor mir die Geduld riss. Unser Gastgeber war wirklich durch und durch Unternehmer: Der Drecksack versuchte ganz offen mich zu kaufen.
    Mir war die ganze Nacht kotzübel. Ich wurde stinksauer auf unsere Gastgeber. Helena meinte, dass in Häusern, in denen nach außen hin alles glänzt und funkelt, meist alte Soßenreste die Kessel verkrusten. Je feiner die Gesellschaft, desto wahrscheinlicher war es, dass sie Ratten unter der Kochbank hatten. Wie auch immer, irgendwas war mir absolut nicht bekommen.
    »Gift!«
    »Ach, übertreib doch nicht so, Marcus.«
    »Der Strauß, die heiligen Gänse der Juno - und jetzt ich.«
    »Du hast eine böse Erkältung, und du hast heute Abend Speisen gegessen, die dir nicht vertraut sind.«
    »Unter Bedingungen, die eine Magenverstimmung unvermeidlich machten.«
    Ich legte mich wieder ins Bett, und Helena nahm mich geduldig in die Arme und streichelte meine heiße Stirn. »Ich fand unsere Gastgeber eigentlich recht sympathisch«, sagte sie und versuchte ihr
    Gähnen zu unterdrücken. »Könntest du mir verraten, warum du so gereizt warst?«
    »War ich grob?«
    »Du bist Ermittler.«
    »Ich meine, war ich sehr grob?«
    »Vielleicht ein bisschen genervt und misstrauisch.« Sie lachte.
    »Was daran liegt, dass wir nur von Leuten eingeladen werden, die gesellschaftlich noch unter uns stehen. Und sie laden uns bloß ein, wenn sie was von uns wollen.«
    »Das hat Saturninus nicht verhehlt«, stimmte Helena zu. »Ihn auszuhorchen war, als wollte man mit einem Löwenzahnstängel ein Loch in eine Eisenstange bohren.«
    »Ich hab aber was aus ihm rausgekriegt.« Ich erzählte Helena von meiner Theorie, dass Leonidas in Urticas Haus den Tod gefunden hatte.
    Sie hörte schweigend zu, ließ sich dann das Gesagte durch den Kopf gehen und erwog die Konsequenzen. »Hat Saturninus den Löwen selbst mit dem Speer erlegt?«
    »Ich würde sagen, nein. Er hat von Anfang an zugegeben, dass er Rumex dabeihatte. Außerdem wurde in der anonymen Nachricht, die Anacrites bekommen hat, Rumex als Täter genannt.«
    »Selbst wenn Rumex das arme Viech getötet hat, muss Saturninus die Verantwortung übernehmen. Er hat das Ganze organisiert. Was meinst du, wer hat die Nachricht geschickt?«
    »Möglicherweise Calliopus, obwohl ich immer noch glaube, dass er die Sache unter den Teppich kehren will. Damit hat er nämlich was gegen Satur- ninus in der Hand - und der will auch nicht, dass es an die große Glocke gehängt wird. Alles bestens für eine Erpressung geeignet. Sein Lieblingsprätor kommt in große Schwierigkeiten, wenn je bekannt wird, dass ein Gladiator in seinem Haus aufgetreten ist, ganz zu schweigen von dem Tod eines Menschenfressers vom Circus, der zu dem Zeitpunkt möglicherweise gestohlen war.«
    »Aber du sagtest, Calliopus habe im Voraus davon gewusst.«
    »Ja, doch das war nicht so geplant. Er hätte es

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