Den Oridongo hinauf (German Edition)
an sie richten wird, an die Klerke, denn jetzt ist mir klar, dass sie doch so heißen werden, die Klerke, ich finde einfach, dass sie nichts Besseres verdient haben. Na gut. Da kommen also ein oder zwei Klerke, und hier komme ich, der letzte Einwanderer der Insel, ehe sie selbst ihre Ankunft gemeldet haben, ich komme ihnen entgegen, und so kommt es, dass ich sie in diese Gesellschaft weit oben im Norden und halb im Meer einführe, ich erzähle ihnen von den Eigenheiten der Insel und der Bewohner, und was die Bewohner angeht – ihre
Eigenheiten
–, so geht das nicht ohne Humor, da wir nun einmal die Gemeinsamkeit besitzen, von außen zu kommen, Fremde zu sein, und da wir uns deshalb auch einen oder zwei Scherze erlauben können, wenn es um die Eingeborenen geht. Ja, wir halten für eine Sekunde inne und schütteln einander die Hand. Sie kommen also aus Holland? Aus den Niederlanden? Da sollen sie mir doch willkommen sein, ich bin selbst den Weg gegangen, den sie soeben angetreten sind, den Pfad, der durch Klatsch und Unfug führt, über lange Blicke im Laden, bis zur Veralberung, wenn es um die Benutzung von Boot und Moped geht, aber das alles sollen sie nicht weiter ernst nehmen, sie sollen einfach ihr Leben führen und die anderen gewähren lassen, bis die das satt bekommen. Denn der Vaksøyinsulaner, so träge und einfältig er auch wirken mag, ist im Grunde gut, auch wenn es ein einzelnes Mal sehr weit bis zu diesem Grund sein kann. Ich selbst habe eine Perle gefunden, nein, ein reines Juwel, es ist doch so, dass ich wegen einer Frau hier oben gelandet bin. So einfach war das. So geht es eben zu im Leben und in der Natur. Ich lebe mit Berit in Viken. Sie können doch demnächst mal auf einen halben Schafskopf hereinschauen, oh ja, auf einen halben Schafskopf mit Augäpfeln und allem, wenn sie ihr Glück nicht lieber mit Laugenfisch versuchen wollen, ja, sie haben richtig gehört, wir reden von Kabeljaufilets, die in Lauge eingelegt worden sind, sodass die Fischstücke durchscheinend werden, durchsichtig sogar, sie werden zusammen mit ausgelassenem Speck serviert, also ausgelaugter Fisch, der in Schweinefett schwimmt, dazu Erbsenpüree und süßer oder scharfer Senf, es gibt unterschiedliche Schulen, was die Beilagen zum Laugenfisch angeht, hier auf der Insel und überall im Land, die Fronten stehen sich unversöhnlich gegenüber, wenn es um die Art der Kartoffeln geht, es kann zu Feindschaften führen, ja, sie haben richtig verstanden, und sie haben ja schon Norwegisch gelernt, wenn ich mich nicht irre. Und sie sind so erschrocken und wollen es nicht glauben, und ich sage immer wieder, doch, doch, so geht es hier oben zu, aber sie können ganz unbesorgt sein, sie werden geräucherten Schellfisch bekommen, wenn sie sich hierher begeben. Und Knäckebrot. Zum Nachtisch. Zum
Nachtisch
? Ja, zundertrockenes Brot, das zu einer Dicke von einem Millimeter platt geschlagen worden ist.
Und so weiter. Da habe ich mich darauf gefreut, sie zu schockieren. Sie mit perversen kleinen Details zu überraschen. Und dann stellt sich heraus, dass sie schon einmal hier oben waren. Dass sie vielleicht schon Partei ergriffen haben, wenn es darum geht, welche Sorte Kartoffeln zum Laugenfisch serviert wird. Das ist empörend!
Der zweite Grund, aus dem ich mich nicht mehr an der Gemeinschaftsarbeit beteiligen möchte, ist, dass sie jetzt nicht nur davon wissen, sondern auch sehen werden, wie die Arbeit voranschreitet, vermutlich werden sie sich auch daran beteiligen (alles andere wäre ja noch schöner), sie werden eine Rolle übernehmen müssen, die hier oben noch nie jemand gehabt hat, sie werden zu Sonderfällen gemacht werden, und das tut niemandem gut, das weiß ich aus Erfahrung, auch wenn meine Erfahrung von einem anderen Ort stammt. Es besteht ein großer Unterschied dazwischen, da unten unter dem Meeresspiegel herumzulaufen und zu wissen, dass eine Bande von Norwegern oben im wilden Hochland ihr Kommen vorbereitet, ihnen eine Hand reicht – und mit eigenen Augen zu sehen, was das wirklich für eine gigantische Arbeit ist, dass es in vieler Hinsicht schwerer sein kann, die alte Bruchbude wiederherzustellen, als ein neues Haus zu bauen, wo man sich immerhin für rechte Winkel als natürlichen Ausgangspunkt entscheiden kann. Das werden sie jetzt mit eigenen Augen sehen, aber die Alternative wäre gewesen, sie wissen zu lassen, dass wir noch ein paar Kleinigkeiten in Ordnung bringen müssen, ehe das Schulhaus im Jahre 2008 als
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