Den schnapp ich mir Roman
einer solchen Situation aufgehoben fühlen?
Er blickte nach draußen. Der November war normalerweise auf Appleton Manor ein wunderbarer Monat, aber heute schien alles sehr düster. Die laublosen Bäume wirkten nackt und starr, der schwere Regen hatte überall schlammige Pfützen gebildet. Das Herbstlaub war zu feuchten Blätterhaufen zusammengeschrumpft, und der Regen hatte sämtliche Farben genommen.
Wütend schob er das zerschlitzte Bild von sich und vergrub den Kopf in den Händen. Immerhin brauchte er jetzt nicht mehr diesen Schmerz in der Brust zu erdulden, als würde sein Herz von einer Eisenfaust umklammert. Wahrscheinlich würde er mit der Zeit grollenden Respekt für Sophie entwickeln, wenn erst alles vorbei war. Aber im Moment schien das unmöglich.
Tristan heftete den Blick auf das zerstörte Gemälde. Im Moment wollte er sie nie wieder sehen.
Kapitel 23
Tessa warf Clemmie einen besorgten Blick zu, als sie in deren Einfahrt abbogen und dabei fast in eine Gruppe umherschwirrender Paparazzi fuhren. Sie schüttelten die Fäuste mit den Kameras hinter ihnen her, ehe sie erkannten, dass Clemmie ebenfalls im Wagen saß. Daraufhin drängelten sie sich sofort um die Spitzenposition. Hinter Tessas Audi folgte Joes Kastenwagen mit dem Filmteam. Mit blockierenden Rädern parkten sie neben den Paparazzi, so dass der Kies nur so aufspritzte.
»Bist du sicher, dass du es aushalten kannst?«
Clemmie nickte gleichmütig. Sie hatte die dunklen Haare unordentlich hochgesteckt und trug kaum Make-up, nicht einmal ihren üblichen kirschroten Lippenstift, wirkte allerdings immer noch makellos schön. Doch ihr Blick war verschleiert, und sie war sehr dünn geworden. Ihr Körper wies keinerlei Kurven mehr auf, die Taille war verschwunden, die Hüften wirkten schmal und jungenhaft. Sie trug ein schwarzes Kaschmirkleid von unverwechselbarem Stil, aber es machte sie sehr blass.
Tessa wünschte sich, etwas für sie tun zu können. Es war ein Klischee, aber Clemmie war sprichwörtlich nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Dreharbeiten im Schlösschen wurden heute beendet, und wie erwartet hatte Rufus mitteilen lassen, er würde erst später eintreffen. Er sei heute in London zu einer Anprobe seines Hochzeitsanzugs. Keiner im Filmteam glaubte ihm das, denn Rufus schien viel mehr Anproben zu haben als normalerweise
üblich. Aber aus Respekt für Clemmie gaben sie vor, ihm zu glauben. Da die meisten Journalisten, die um ihr Haus versammelt waren, nun beschlossen hatten, ihr nach Appleton Manor zu folgen, hatte Clemmie gefragt, ob sie nicht wieder nach Hause konnte, wo sie sich sicherer fühlte. Rufus wusste nichts von den geänderten Plänen, aber eigentlich erwartete ihn ohnehin niemand.
Im Haus angelangt, versuchte Susie, die Maskenbildnerin, Clemmie mit Blusher und Highlighter zurechtzumachen, doch der Filmstar rutschte dabei sehr unruhig hin und her. Susie strich ein letztes Mal mit dem breiten Blusherpinsel über ihre Wangen, ehe sie aufgab. Tessa sah, wie Clemmie zum zigsten Mal nervös auf ihr Handy starrte. Im Haus herrschte Chaos. Überall lagen künstliche Bouquets herum, Stapel von Antwortkarten und ungeöffnete Schachteln mit Hochzeitsschuhen. Vielleicht sah es in den Häusern anderer Bräute ebenso aus, aber hier herrschte auch eine Atmosphäre stummer Verzweiflung, als wäre der bloße Gedanke an eine Hochzeit unwirklich und unwahrscheinlich.
»Er hat eine Brillanthalskette gekauft, sagte ich das schon?« Clemmies Worte überstürzten sich. »Eine Halskette, die nicht für mich war, aber er hat es abgestritten. Ich habe ihm gesagt, er solle die Beziehung abbrechen … wer immer dieses Mädchen ist … Aber ich glaube nicht, dass das geschehen ist. Denn dann wäre er ja hier, oder?« Sie sah Tessa groß und besorgt an.
Tessa blieb eine Antwort erspart, als überraschenderweise Rufus’ Eltern auftauchten. Tief gebräunt und voller Lebenskraft waren sie von ihrem Portugalurlaub zurück.
»Clemmie, wie schön, dich zu sehen!« Lady Pemberton umarmte Clemmie herzlich, hinterließ aber Make-up-Flecken auf deren weißem Anzug. Beim Anblick ihrer zukünftigen Schwiegertochter strahlten ihre grünen Augen
auf. »Wir sind ja so aufgeregt über eure Hochzeit, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.«
Joe schaltete sofort die Kamera an und bedeutete den Beleuchtern und Tontechnikern, ihre Plätze einzunehmen. Er war nicht sicher, ob Rufus’ Eltern einen Schuss wert waren, aber er wollte wirklich nichts verpassen, was
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