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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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Lippen kamen. Vielleicht waren all die Jahre als Journalistin doch keine Verschwendung gewesen. Will sah sie nun an wie eine Schnecke, die sich irgendwie auf seinen Teller geschlichen hatte, aber das war immer noch besser, als wenn er sie für schwach hielt. Oder? Tessa spürte den überwältigenden Drang, sich unter Wills Schreibtisch zusammenzurollen und unkontrolliert zu heulen, genau wie nach Adams Betrug.
    Will sah sie kühl an. Sein erster Eindruck war also richtig gewesen. Tessa war eine hartgesottene Journalistin, der es völlig egal war, wenn sie auf dem Weg an die Spitze alles zertrampelte – und seine Familie gehörte offensichtlich auch dazu.
    Gott, wie glücklich er sich schätzen konnte, mit jemandem
wie Claudette verlobt zu sein, dachte Will sehnsüchtig. Tessa sah vielleicht ungeheuer gut aus, aber sie entsprach wirklich in keiner Weise seiner Vorstellung von einer perfekten Frau. Er hatte nichts gegen Karrierefrauen. Claudette arbeitete für eine bekannte Wohltätigkeitsorganisation in Paris, daher war sie nicht mit ihm nach England gekommen, aber immerhin wusste sie, was im Leben wichtig war und was nicht.
    Tessa zuckte unter Wills kaltem Blick zusammen, fuhr aber trotzdem fort: »Ich möchte diese Reportage so rasch wie möglich beenden, damit ich in die Staaten ziehen kann. Da könnte ich wirklich groß rauskommen.«
    Will sah sie verächtlich an. »Wie schön für Sie. Erfolg in Amerika – na, größeren Erfolg kann man gar nicht haben, oder?«
    »Ich bin überrascht, dass Sie überhaupt wissen, was Erfolg ist«, schoss sie zurück. Will sah sie verdutzt an und beugte sich vor. Seine behaarten Arme verdeckten fast seinen Aktenstapel.
    »Wie bitte?«
    »Dieses Haus, das Anwesen – das haben Sie doch nicht selbst erarbeitet, oder? Oder dafür bezahlt.«
    Will sah sie verblüfft an.
    »Nein, nicht wahr? Die Antiquitäten, für die andere ein Vermögen ausgeben müssten, die waren doch alle schon hier, noch ehe Sie überhaupt geboren wurden.«
    Will runzelte die Brauen. »Natürlich! Dieses Haus ist seit hunderten von Jahren in Besitz der Forbes-Henrys, aber ich habe wirklich keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«
    Tessa verdrehte die Augen. »Ach, lassen wir es. Ich finde nur, dass jemand wie Sie keinerlei Recht hat, mich zu verurteilen, weil ich mir beruflichen Erfolg wünsche. Nicht jeder hat Millionen in der Familie, die einem den Rücken stärken, wissen Sie.«

    Millionen? Will starrte sie entgeistert an. Tessa hielt ihn offensichtlich für einen adligen Faulpelz, der sein ganzes Leben lang noch keinen Handschlag getan hatte. Diese Ungerechtigkeit ärgerte Will dermaßen, dass er überhaupt nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Sie starrten einander nun wütend an, bis Tessa dachte, Will würde im nächsten Moment auf den Schreibtisch springen und sich auf sie stürzen.
    Gerettet wurde die Situation durch Tristan, der wie ein aufgeregter kleiner Hund ins Zimmer tollte.
    »Da bist du ja, Tessa!«, keuchte er, beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und holte erst einmal tief Luft. »Ich bin nicht sehr fit. Du wirst überall gesucht, daher habe ich mich bereiterklärt, dich zu finden. Ohne zu ahnen, dass ich ein niederes Motiv dabei hatte.« Dabei richtete er sich auf und legte einen Arm um Tessas Taille, um sie kräftig zu drücken. »Himmel, dieser Designer, er hat mich gerade überhaupt nicht mehr losgelassen. Er hat jede Menge Ahnung, aber so enge Hosen habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.«
    Tristan redete weiter im Schnellfeuertempo, während Tessa ihre Notizen zusammenpackte, dabei aber nicht bemerkte, wie ein Blatt auf den Boden fiel. Sie konnte Will nicht mehr in die Augen blicken und rannte hinter Tristan her.
    Will hämmerte mit der Faust auf den Tisch. Dabei verschob er unfreiwillig das Buch, das seine Papiere zusammenhielt. Im nächsten Augenblick fegte ein Windstoß alles in die Luft. Will heulte auf vor Frustration und begann, sie eilig wieder zusammenzuraffen.
    Die meisten Papiere hatte er eingesammelt. Da blickte er stirnrunzelnd auf ein unvertrautes Blatt oben auf dem Stapel. Tessa hatte vermutlich unfreiwillig ein paar ihrer Notizen fallen gelassen, ehe sie aus dem Raum stürzte.

    »Nutzen der Forbes-Henrys«, las Will laut. Mit wachsendem Entsetzen las er weiter und lehnte sich dann nachdenklich zurück. Tessa war in der Tat genauso fürchterlich, wie er anfangs angenommen hatte – nur noch schlimmer. Sie beabsichtigte, seine Familie wie

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