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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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werden aber nichts Interessantes finden. Auf den meisten sehe ich aus wie ein arroganter Wichser in entsetzlichen Klamotten und mit einer exotischen Frisur. Entsetzlich peinlich und kaum einer Erwähnung wert, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Na, keine Sorge. Meine Chefin möchte nur ein paar Hintergrundinformationen über Sie beide.«
    »Ich … habe keine Fotos hier«, bemerkte Clemmie unsicher. Sie blieb vor einem Baum voller Birnen stehen. »Ich fürchte, sie sind alle in L.A.«
    Tessa gab sich redliche Mühe, trotz der Alarmsignale im Hinterkopf höflich und hilfsbereit zu bleiben. »Könnte vielleicht eine Ihrer Assisentinnen etwas herüberschicken? Nur ein paar Fotos von Ihnen als Kind. Es wäre fantastisch, wenn Sie so was haben, damit wir Ihr Leben vor Ihrer Hochzeit ein wenig schildern können …«
    Clemmie ging zögernd weiter. »Vielleicht … aber ich bin nicht sonderlich sentimental. Meine Eltern sind beide tot, und ich habe nicht viele Fotos von mir behalten.« Ihre Finger falteten hektisch den geblümten Rocksaum. »Ich war auch ein ziemlich hässliches Kind, ganz ungelenk, mit schiefen Zähnen und wilden Haaren. Nicht so wie Rufus. Der war schon als kleiner Junge entzückend. Vielleicht hat meine Mutter aus dem Grund kaum Fotos von mir.« Ihr Lachen klang hart und erstarb sehr rasch wieder.

    »Wie schade«, sagte Tessa leichthin. »Ich finde, Fotos sind wunderbare Erinnerungen.«
    »Ja«, erwiderte Clemmie mit einem knappen Nicken. »Ich kann Ihnen nichts versprechen, denn ich bin fast sicher, dass nichts für Sie von Interesse wäre. Aber ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.« Damit ging sie weiter und schnappte mit einer fast verzweifelten Geste nach Rufus’ Hand.
    Tessa fühlte sich gespalten. Es war mehr als ein bloßer Zufall, dass Clemmie keine Kinderfotos besaß, und es musste einen guten Grund geben, warum ihre Kindheit ein so gut gehütetes Geheimnis war. Einen so guten Grund, dass Hollywoods Gerüchteküche wilde Spekulationen anstellen würde, wenn sie der Sache nicht auf den Grund ging. Aber wollte sie das wirklich?
    Tessa verließ Rufus und Clemmie, und zwar keine Sekunde zu früh, denn sie sah noch, wie er ihr das Kleid von den Schultern zog. Warum sie das vor aller Welt und in jeder Situation tun mussten, konnte man nur ahnen, aber irgendwie tat Clemmie ihr dabei leid.
    Tessa spürte die vertraute Bürde der Enttäuschung, die sie wie ein Mantel umgab, und fragte sich, mit wem sie darüber reden konnte. Sophie war immer sehr hilfsbereit, aber vielleicht konnte sie nicht andauernd dort auftauchen und sich beschweren. Vor allem, wenn Gil im Hintergrund immer aufmerksam lauschte. Er war in ihrer Gegenwart immer sehr nett, aber Tessa war nicht sicher, ob sie ihm trauen konnte, nicht, wenn es um seine Fernsehkarriere ging. Konnte sie vielleicht mit Henny darüber reden? Der Gedanke, sich in Hennys warme, tröstende Arme fallen zu lassen und alles durchzusprechen, war ungeheuer verlockend. Das wäre genau so wie mit der eigenen Mutter, die ihr immer zugehört und sie getröstet hatte, ohne sie jemals zu kritisieren und zu verurteilen.

    Tessa ignorierte das Piepsen ihres Handys, indem sie es in ihre Tasche steckte. Konnte sie mit Tristan über ihre Arbeit sprechen? Vermutlich ja. Immerhin hatten sie neulich abends das Thema angerührt, und er hatte sehr verständnisvoll und freundlich reagiert. Das Problem war nur, dass sie irgendwie zusammen waren, doch über Unterhaltungen war es bisher nicht hinausgegangen. Auch nach der betrunkenen Knutscherei neulich hatten sie einander zum Glück weiterhin behandelt wie gute Freunde. Der Abend im See hatte ihr ungeheuer gutgetan und sie sämtlichen Stress vergessen lassen. Tessa hatte so gelacht, dass sie sich fast in die Hose gemacht hatte. Anschließend hatten sie sich in Handtücher gewickelt und waren wie zwei erschöpfte Kinder auf dem Boden von Tristans Studio eingeschlafen. Sie fühlte sich aber nicht sonderlich von ihm angezogen. Sie waren befreundet, er sah gut aus und war sehr komisch, aber Tessa wusste genau, dass sie nicht mehr von ihm wollte.
    Seufzend merkte sie, dass sie sich nach einem weiteren Sonntag mit den Forbes-Henrys sehnte, mit einem wunderbaren von Henny gekochten Familienessen, mit Jack und Caro, die einander so witzig bekriegten, mit Milly, die den gelassenen David mit sarkastischen Bemerkungen bombardierte. Dann ein Spaziergang mit Austin durch den Park des Schlösschens. Perfekt. Solange Will nicht dabei war,

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