Den schnapp ich mir Roman
finden, ein starkes, wenngleich unbewusstes
Bedürfnis, einfach nur geliebt zu werden, und den Wunsch nach Bestätigung.
JB starrte an die Deckenrosette und verschränkte die Arme im Nacken. Caro würde von ihm nicht bekommen, was sie so sehr ersehnte. Er mochte sie gut leiden – mehr, als er erwartet hatte. Sie machte ihm Spaß, und sie war ihm nützlich, aber er beabsichtigte, sie auf Abstand zu halten.
Jetzt löste Caro sich von ihm und zupfte sich das kurze, eisblaue Kleid über in dem Glauben, sie hätte JB nun um den kleinen Finger gewickelt.
JB grinste. Trotz ihres Selbstbewusstseins wusste er, dass er sie in der Hand hatte und mit einem Wort, einer Geste vernichten konnte.
JB war dies völlig klar, doch unverhofft zuckte er dabei leicht zusammen. Er schalt sich, nicht die Nerven zu verlieren. Fasziniert sah er Caro hinterher, die zur Tür ging. Ihr Kleid bedeckte nur den halben Schenkel – eine sehr schwierige Länge für eine Frau -, sie jedoch wirkte überzeugend mit ihren schlanken Beinen und den passenden eisblauen Schuhen mit hohen Absätzen, denn sie hielt sich kerzengerade. Das Seidenkleid war vorn tief ausgeschnitten, wie es nur sehr flachbrüstige Frauen tragen konnten, und betonte ihren schlanken Hals. Caro missachtete völlig die goldene Regel, dass man nicht gleichzeitg Beine und Busen zeigt, wirkte aber trotzdem sehr überzeugend in diesem Outfit. Sie hatte nicht den klassischen Stil einer Französin, aber ihren eigenen provokativen Chic, den er sehr anziehend fand.
»Ich nehme die’intertür«, sagte JB und griff nach seinen Boxershorts. Das »Loire«-Zimmer hatte eine nützliche Doppeltür auf einen Balkon hinaus, von dem aus eine Treppe in den Garten führte. Sie benutzten diesen Ausgang häufig, um sich durch den Garten fortzuschleichen.
Nicht, dass diese Heimlichtuerei nötig gewesen wäre. JB mied Caros Blicke, als er seine Jeans überstreifte. Er ärgerte sich darüber, dass er sie so genau betrachtet hatte, denn er wollte nicht, dass sein distanziertes Interesse an ihr als etwas anderes gesehen würde.
»Bis später, Liebster«, gurrte sie, hauchte ihm einen Kuss zu und deutete an, dass ihre geschürzten Lippen vor wenigen Sekunden noch seinen Schwanz umgeben hatten.
Als Caro die Tür hinter sich schloss, entdeckte sie erschrocken Jack in dem Sessel gegenüber dem Zimmer sitzen. Er wirkte gelassen, aber seine Augen starrten sie mit einer solchen Eindringlichkeit an, dass sie erstarrte.
»Jack … w…w…was machst du denn hier?«
Er saugte an seiner Unterlippe. »Ich habe gelauscht, wie du und dieser arrogante französische Scheißer euch gegenseitig angebaggert habt.« Er hasste sie, weil sie so schön war. Das eisblaue Kleid betonte ihre Augenfarbe und schmeichelte dem lebhaften Rot ihrer Haare. Er hätte es ihr am liebsten vom Körper gerissen.
Caro merkte, wie ihr Magen sich verkrampfte. Das verstieß gegen alle Regeln. Jack und sie verfolgten einander nicht und mischten sich nicht in die Affären des jeweils anderen ein. Nun gut, sie hatte es auch noch nie vor seinen Augen getrieben, aber seit wann verlor Jack über ihre Indiskretionen auch nur eine Bemerkung?
»Ist das vielleicht dein Problem?«, sagte sie spöttisch und stemmte die Hände auf die heraustehenden Hüftknochen. »Du kannst es nicht ertragen, dass ich mich im Haus mit JB treffe?«
Jack sah sie nur kalt und starr an. »Du triffst dich nicht mit JB, du fickst ihn. Wag es nicht, es als etwas anderes darzustellen.«
Caro errötete und biss sich auf die Lippe. Er hatte natürlich Recht, aber bei seinen Worten fühlte sie sich wie
eine billige Hure. Jack hatte es immer vermocht, sie bloßzustellen, und dafür hasste sie ihn.
»Da wir gerade darüber reden, ich finde es ziemlich billig, dir in unserem Zuhause die Kleider vom Leib zu reißen und den Knaben hier zu reiten, Caro.« Er verzog bitter den Mund. »Selbst für dich.« Seine grünen Augen verdunkelten sich zu zwei dunklen Olivenkernen. Er stand auf, denn es schien ihm schwerzufallen weiterzureden. »Ich habe immer gedacht, wir beiden, du und ich, hätten eine Abmachung«, fuhr er ernst fort und streckte hilflos eine Hand aus. »Aber du scheinst die Orientierungspunkte verschoben zu haben, ohne mir das mitzuteilen. Ich habe meine Affären niemals vor dir paradiert, niemals. Diese Sache hier geht zu weit. Es verändert alles.«
»Was kümmert dich das überhaupt?«, schrie Caro ihn schließlich an. »Das ist unser Leben, Jack, so ist das mit uns. Das
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