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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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»richtigen« Anziehsachen zu holen, und steckte sie in eine Tüte, die Val für mich geholt hatte. Wir standen eine Weile verlegen da, dann räusperte sich Spinne. »Komm jetzt, wird Zeit, dass wir uns auf die Socken machen.« Er beugte sich runter und umarmte seine Oma. Sie drückte ihn fest. Ich versuchte nicht dran zu denken, dass sie sich wahrscheinlich zum letzten Mal sahen.
    Spinne schnappte sich die Tüten und ging zur Haustür. Val hielt mich am Arm fest. »Pass gut auf ihn auf, Jem.« Ihre haselnussbraunen Augen blickten tief in meine. Ich musste schlucken, sagte aber nichts. Ich konnte doch nichts versprechen, oder? »Beschütz ihn.« Ich schaute weg und sofort krallte sie ihre Fingernägel in meinen Arm. »Weißt du irgendwas? Weißt du etwas über Terry?«
    Ich schnappte nach Luft, sie tat mir weh.
    »Nein«, log ich.
    »Sieh mich an, Jem. Weißt du etwas?«
    Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    »O verdammt«, murmelte sie und ihre Pupillen weiteten sich vor Angst. »Tu einfach, was du kannst, Jem.«
    Sie ließ meinen Arm los und wir gingen in den Flur. Spinne hatte die Tür einen Spalt geöffnet und spähte hinaus.
    »Okay«, sagte er. »Ich glaub, alles ist sauber. Lass uns abhaun!« Er schoss hinaus und rannte zu einem roten Wagen, der halb auf dem Bürgersteig stand, klickte den Kofferraum auf und warf unsere Taschen rein.
    »Verdammt, was …? Ist das deiner?«, stotterte ich.
    Er schaute hoch und grinste. »Jetzt ja. Steig ein, mach schon.« Er schaute die Straße rauf und runter und zappelte wie verrückt.
    Val fummelte in ihrer Tasche und zog einen Fünfer raus. »Hier«, sagte sie und wollte ihn Spinne zustecken. »Nimm.«
    Er lächelte und schloss ihre Hand um den Schein. »Nee, mach dir keine Sorgen, Oma. Ich hab Geld.«
    »Ich mache mir keine Sorgen, Terry. Der ist von mir, er ist alles, was ich habe. Ich will, dass du ihn nimmst. Jetzt steck ihn schon ein.« Sie schob ihm das Geld in die Tasche.
    »Und wovon willst du leben?« Selbst in dieser Hektik hatte er Zeit, sich Gedanken um sie zu machen.
    »Keine Sorge, ich bekomme morgen meine Rente. Kein Problem. Er gehört dir. Kauf ein paar Chips oder so.«
    »Danke, Oma.« Er beugte sich wieder zu ihr runter, um sie zu umarmen. Sie schloss die Augen, als sie ihn zum letzten Mal an sich drückte. »Ich melde mich, bis dann, ja?«
    »Ja, ist gut, mein Junge.«
    Wir stiegen ein, Spinne fasste mit beiden Händen unter das Lenkrad und fummelte rum, bis der Wagen stotternd ansprang. Als wir losfuhren, schaute ich noch mal zurück. Val stand auf dem Bürgersteig und schaute nur, die Hand halb erhoben. Ihre Stimme hallte in meinem Kopf nach: Tu, was du kannst, Jem. Ich wollte Spinne sagen, er solle sofort anhalten. Ich wollte aussteigen und weglaufen, einfach immer weiterlaufen, bis ich einen Herzanfall bekäme oder mich jemand schnappte und nichts mehr in meiner Hand lag. Tief im Innern wusste ich, dass ich Spinne nicht beschützen konnte – seine Zeit würde kommen und es waren eher Tage als Wochen bis dahin.
    »Schalt das Radio an und such irgend ’nen Sender.« Seine Stimme durchbrach meine Gedanken.
    Ich schaute zu ihm rüber. Er sprudelte vor Energie, liebte die Aufregung an dem Ganzen – wegzulaufen, durch London zu fahren. Wenn er ein Hund gewesen wär, hätte er am offenen Fenster gehockt, den Kopf rausgestreckt und die Ohren im Wind flattern lassen. Ich schaltete mich durch die Radiosender. Alles Müll, also öffnete ich das Handschuhfach und suchte nach CDs. Es gab nur eine ziemlich trostlose Auswahl: Bee Gees, Elton John, Dire Straits. In dem Fach lag auch aller möglicher anderer Scheiß – Rezepte, eine alte Haarbürste, irgendwelche Unterlagen. Ich fischte ein Blatt raus, nur eine langweilige Rechnung. Ich wollte sie gerade auf den Boden fallen lassen, als mir plötzlich etwas ins Auge sprang. Oben war sie adressiert an Mr J. P. McNulty, 24 Crescent Drive, Finsbury Park, London.
    »Scheiße, Spinne. Das ist Nullers Wagen! Wie bist du denn drauf?«
    Seine Augen strahlten. »Konnt mich nicht zurückhalten. Krass, was?«
    »Bist du an der Schule gewesen?«
    »Ja, hab mich schnell reingeschlichen. Waren grad alle in der letzten Stunde. Hat nicht lange gedauert – ’n Astra brauchste eigentlich auch gar nicht abschließen.«
    »Der hat das doch bestimmt inzwischen gemeldet. Und jetzt suchen alle nach der Kiste.«
    »Ja, darüber hab ich auch nachgedacht. Ich glaub, Autobahnen sollten wir meiden, da sind

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