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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Gefühl, nie wieder rauszukommen, bis wir – von links, rechts und aus der Mittelspur angehupt – steil in eine Ausfahrt schossen. Und weiter ging es, die Autos Stoßstange an Stoßstange.
    »Ist uns jemand gefolgt, Jem? Ist noch wer rumgefahrn so wie wir?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du musst in den Spiegel gucken! Haben sie dir das Gehirn amputiert?« Ihm standen Schweißtropfen auf der Stirn. Ich wusste, er stand unter Stress, aber er führte sich auf wie ein Arsch.
    »Halt die Klappe!«, schrie ich. »Das Einzige, was ich erkenn, sind Scheinwerfer und die sehen alle gleich aus. Wie soll ich da wissen, ob wir verfolgt werden?«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und durch die Haare. »Wo sind wir?«
    »Keine Ahnung, fahr einfach weiter. Kommen bestimmt gleich neue Schilder.«
    »Ich glaub nicht, dass uns die Schilder helfen. Wir brauchen ’ne Karte.«
    »Hilft mir auch nichts. Ich hab keine Ahnung von Karten.«
    »Tja, dann müssen wir’s lernen. Verdammt, ich brauch ’ne Pause.« Spinne fuhr in eine Seitenstraße und hielt an. Er stellte den Motor aus und reckte sich in seinem Sitz, so weit er konnte, dann rieb er sich das Gesicht mit den Händen und atmete zwischen den Fingern hindurch tief aus. »Scheiße! Das ist echt hart, Mann.«
    »Zu fahren?«
    »Ja, man muss auf so viel achten, alles kommt von überall her auf dich zu. Mist, Mann.«
    Er wischte sich mit dem Ärmel Schweiß von der Stirn, lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    »Spinne«, sagte ich zögernd. »Du bist doch schon mal gefahren, oder?«
    »Klar!«, antwortete er, die Augen noch immer geschlossen. »Einmal in Spencers Wagen im Industriegebiet.«
    »Aber ich dachte, du hättst das schon oft gemacht, Autos klauen und so …«
    »Hab ich, Jem, aber ich war immer der fürs Kurzschließen. Fahren durft ich nie.«
    Ich sah ihn scharf an. »Das glaub ich dir nicht … du spinnst! Wir sind eben durch eine der verkehrsreichsten Gegenden der Welt gedüst und du hast erst ein Mal hinterm Lenkrad gesessen? O mein Gott …« Ich merkte, wie ich loslachte, erleichtert und leicht hysterisch.
    Jetzt öffnete er die Augen. »Was ist? Wieso lachst du? Ich hab uns doch hergebracht, oder?«
    Ich schwieg, um Atem zu holen. »Ich lach nicht über dich. Ehrlich.« Er wirkte so beleidigt, dass ich beruhigend meine Hand auf seinen Arm legte. »Du warst toll. Du warst ganz super, Spinne. Komm, lass uns mal nachschauen, was deine Oma eingepackt hat. Wir sollten was essen.«
    Er stieg aus, ging an den Kofferraum, holte die Tüte raus und warf sie mir auf den Schoß. Ich fischte drin rum. Der Inhalt war ziemlich trostlos – Cracker, Schokoladenkekse, eine paar Dosen, aber kein Öffner. Wenigstens eine Packung Zigaretten fand sich und irgendwas Schweres am Boden. Ich fasste noch tiefer rein und griff um den Hals einer Flasche. Ich zog sie heraus.
    Spinnes Gesicht hellte sich auf.
    »Auf keinen Fall, Mensch«, sagte ich und packte den Wodka wieder ein. »Ich glaub nicht, dass uns der im Moment weiterhilft.«
    »Ich hab aber Durst. Ist noch was anderes zu trinken drin?«
    Ich stöberte. »Nee.«
    »Magere Ausbeute«, sagte Spinne und schnaubte vor Lachen.
    »Was ist?«
    »Sagst du doch immer, wenn du nichts bekommen hast, stimmt’s? Ist einfach lustig.«
    Aus irgendeinem Grund fand er die Worte komisch und prustete wie verrückt. Es war ansteckend. Ich wusste zwar nicht so richtig, worum es ging, doch ich lachte mit. Wir saßen da wie zwei Vollidioten und kriegten uns eine Weile nicht mehr ein.
    Als wir aufhörten, war es, als hätte uns alle Kraft verlassen, als hätten wir sie weggelacht. Es war still im Wagen. Die Wirklichkeit sickerte durch, als würdest du etwas ganz Kaltes trinken und spüren, wie es dir die Kehle runterläuft und langsam in dich reintropft. Mir kamen plötzlich Zweifel und ich stellte alles in Frage. Wir wussten nicht, wohin wir unterwegs waren, wir hatten nichts Brauchbares dabei, alle Welt suchte nach uns. Ich wollte zwar nicht die sein, die es aussprach, aber ich konnte nicht anders.
    »Vielleicht sollten wir wieder zurückfahren«, sagte ich. »Vielleicht springen sie ja weniger hart mit uns um, wenn wir zurückkommen und uns stellen.«
    Spinne schüttelte den Kopf. »Ich fahr auf gar keinen Fall zurück. Geht nicht, Jem.«
    »Wie meinst du das, geht nicht? Klar, eine Weile wird es bestimmt übel. Die werden uns ausquetschen und dann haben wir auch noch den Wagen geklaut, aber was ist denn das Schlimmste, was

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