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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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stark genug. Er hatte sich wieder von mir entfernt. Der Gedanke, dass er hilflos war und Wasser in die Lunge atmete, brachte fast meinen eigenen Atem zum Stillstand. Seine Zahl, 15122010 – das war doch noch eine Woche hin. Verdammt, was war hier los? Ich lief weiter.
    Und überholte ihn um zehn, fünfzehn Meter. Niemand war in der Nähe. Nichts und niemand. Keiner, der helfen konnte. Ich hatte keine Wahl. Ich rutschte das Ufer runter ins Wasser. Es war nicht bloß die Kälte, die mich schockierte, sondern auch die reißende Kraft. Der Fluss schlug mit erschreckender Macht gegen meine Beine. Das Wasser reichte mir nur bis zu den Oberschenkeln, aber weiter konnte ich nicht rein, sonst riss es mich von den Füßen. Hier unten war es schwerer zu sehen, wo sich Spinne befand. Panisch suchte ich das Wasser ab, dann endlich nahm ich eine dunkle Gestalt wahr, die auf mich zuschwamm. Er würde links an mir vorbeitreiben; ich musste weiter zur andern Flussseite rüber oder er würde an mir vorbeigleiten, aber das Wasser wurde tiefer. Ich war zu langsam und ächzte frustriert. Spinne war jetzt nur noch ein paar Meter entfernt – Scheiße, ich würde ihn verpassen. Ich hechtete nach vorn. Doch meine Füße landeten auf etwas Glitschigem, und als Spinne in mich reinschoss, verlor ich den Halt und wurde mit ins Wasser gerissen.
    Alles war jetzt ein einziges Durcheinander – oben und unten, Wasser und Luft, Spinne und ich. Selbst als ich um mich schlug, klammerte ich mich an sein Kapuzenshirt. Was immer mit uns geschah, jetzt würde es wenigstens uns beide treffen – ich wollte ihn um nichts in der Welt wieder loslassen. Als mein Gesicht an die Oberfläche kam, holte ich schnell Luft. Ich stieß mit den Füßen um mich und versuchte verzweifelt den Grund des Flusses zu finden, doch die Strömung war gnadenlos. Spinne war wie eine tote Last, die mich immer wieder rammte und nach unten zog.
    Ich wollte ihn in die richtige Lage bringen, seinen Kopf über Wasser kriegen, doch es war aussichtslos. Ich konnte gerade mal nach Luft schnappen. Während ich Spinne noch immer festhielt, gelang es mir, in Rückenlage zu kommen, so dass mein Gesicht oben war. Ich versuchte ihn auch umzudrehen, aber das schaffte ich nicht. Wir wurden flussabwärts getrieben, um mehrere Flussbiegungen herum. Ich fragte mich gerade, ob das so weiterginge, bis wir ins Meer gespült würden, als ich plötzlich ein ekliges Kratzen den Rücken entlang spürte und mit einem Ruck liegen blieb. Wegen des Stoßes löste ich für einen kurzen Moment den Griff von Spinne, hielt ihn aber sofort wieder fest.
    Wir regten uns nicht. Der Fluss toste weiter um uns herum, doch wir waren auf eine Art Kieselstreifen getrieben worden, der vom Ufer in den Fluss ragte. Spinne lag mit dem Gesicht nach unten auf meinen Beinen. Ich zog ihn von mir runter und drehte ihn auf den Rücken, dann packte ich ihn unter den Achseln und zog ihn auf die Landzunge, raus aus dem Wasser. Er war schwer, ein lebloses Gewicht. Ich kniete mich neben ihn und sah ihn ungläubig an. Die Augen waren geschlossen. Er war tot.
    Das war doch alles falsch – so völlig falsch. Es hätte so gar nicht geschehen dürfen.
    »Spinne, wach auf!«, schrie ich. »Wach auf!« Nichts. »Wach auf! Verdammt noch mal, du darfst mich nicht verlassen! Das kannst du nicht tun!« Aus schierem Frust stieß ich meine Faust in seine Brust. Der Mund klappte auf und es rann Wasser raus.
    Ich riss mich hoch, beugte mich über ihn und presste ihm beide Handflächen tief in den Magen. Mehr Wasser kam. Ich machte es noch mal. Und noch mal. Und noch mal. Plötzlich spritzte eine Fontäne heraus, so wie bei einem Wal, und dann, als er tief Luft holte und sie in seinen wassergetränkten Körper sog, stieß er auf einmal den erbärmlichsten Laut aus, den ich jemals gehört hatte.
    Ich war von ihm weggesprungen, als das Wasser rausschoss, hockte eine Weile bloß auf den Fersen und schaute zu, wie sich seine Brust von allein hob und senkte. Er öffnete die Augen und versuchte den Blick zu fokussieren, dann sagte er: »Wieso weinste? Was haste?«
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich weinte, aber als ich mir mit der Hand durchs Gesicht fuhr, spürte ich heiße Tränen und Rotz.
    »Nichts«, sagte ich. »Ich bin glücklich.«
    Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. »Ich versteh das nicht. Was ist los?«
    »Du bist ins Wasser gefallen. Ich hab dich rausgeholt.«
    »Ach so«, sagte er. »Deshalb bin ich so nass und frier. Ich

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