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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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nicht stören, doch es war eine ziemliche Tortur, auf dem Sitzsack zu liegen.
    Nach ungefähr einer Viertelstunde hörte ich erleichtert ihre Stimme, ein sanftes Flüstern in der Dunkelheit.
    »Bist du wach?«
    »Ja.«
    »Ich auch.«
    »Ich kann einfach nicht einschlafen.«
    »Komm, leg dich mit her. Tu dein Kissen ans Fußende – dann können wir eine so rum, die andere andersrum liegen.«
    Es war unmöglich, auf dem Sitzsack zu schlafen, deshalb machte ich, was sie vorschlug, deckte mich dankbar zu und zog die Beine an, um nicht zu viel Platz einzunehmen. Noch vor ein paar Tagen hätte ich so was nie getan, mich mit einer Fremden ins Bett zu legen, aber jetzt war es in Ordnung für mich, in Ordnung, jemandem nahe zu sein, in Ordnung, jemandem zu vertrauen.
    »So hab ich früher oft mit meinem Bruder im Bett gelegen, als wir klein waren – der eine oben, der andere unten –, und meine Ma hat uns eine Geschichte vorgelesen. Hast du auch Familie?«
    »Ich wohn bei meiner Pflegemutter und zwei kleinen Jungs, Zwillingen.«
    »Wie ist sie? Deine Pflegemutter?«
    Sofort schossen die Worte aus mir heraus – reiner Reflex. »Karen? Schrecklich.«
    »Echt?«
    Dann dachte ich einen Augenblick über Karen nach. Wie war sie wirklich?
    »Na ja, ich glaub, eigentlich ist sie gar nicht so übel. Sie war ziemlich nett zu mir, hat versucht mir zu helfen. Aber … das war nicht die Hilfe, die ich wollte. Sie rafft nichts, versteht mich nicht.«
    In dem sanften Dunkel sah ich, wie Britney zustimmend nickte. »Wem sagst du das. Ich glaube, meine Eltern waren nie jung – die sind wahrscheinlich schon als Erwachsene auf die Welt gekommen.«
    »Aber sie sind doch ganz okay.«
    »Ja, schon. Sie haben viel durchgemacht. Ich glaube, ich sollte nicht so streng mit ihnen sein.«
    »Britney, sag ruhig, wenn ich die Klappe halten soll, aber … aber … wenn du gewusst hättst, dass du nur noch ein paar Jahre mit deinem Bruder zusammen verbringen kannst, hätte das was geändert?«
    Sie seufzte und ich dachte schon, ich hätt wieder die Grenze überschritten, doch dann sagte sie: »Wir wussten es ja eigentlich, zumindest meine Eltern – sie haben mir nur bis kurz vor seinem Tod nichts gesagt. Aber ich glaube nicht, dass es etwas geändert hätte, es zu wissen. Selbst als er krank war, haben wir Sachen zusammen unternommen, Spaß gehabt – zwischen den Behandlungen sind wir irgendwo hingefahren, haben Urlaub gemacht, das Übliche.« Sie schwieg, doch ich hakte nicht nach. Ich wusste, dass noch mehr kommen würde. »Und wir haben uns auf die wichtigen Sachen konzentriert – Jim wusste, dass ich ihn liebe, und ich wusste es umgekehrt auch. Nicht auf die blöde Tour, so von wegen Herzchen und Blumen, sondern ganz normal, wie Bruder und Schwester. Er konnte mich immer noch ganz schön auf die Palme bringen, bis, bis …«
    »Tut mir leid, du musst nicht …«
    »Nein, ist gut, drüber zu reden. Sterben ist so normal, ich weiß gar nicht, warum alle so ein Geschiss darum machen. Wir müssen da ja alle mal durch. Die meisten Leute, mit denen du sprichst, haben schon mal jemanden verloren, aber niemand spricht drüber.«
    Es war leichter, im Dunkeln zu reden. Ich fühlte mich nicht so gehemmt, die Worte purzelten einfach so raus. Oder vielleicht lag es auch an Britney, sie war gut im Reden und gut im Zuhören. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich ihr alles sagen.
    »Meine Ma ist gestorben«, hörte ich mich, »als ich sieben war, aber ich empfinde nichts, anders als du. Ich bin einfach … keine Ahnung … einfach nur leer, wütend. Als ob sie mich verlassen hätte. Sie hat sich entschieden, zu sterben.«
    »War sie krank?«
    »Nein, Überdosis. Es war ein Unfall. Jedenfalls bin ich mir ziemlich sicher, dass es ein Unfall war. Ich glaub nicht, dass sie sterben wollte, andererseits glaub ich auch nicht, dass ihr sonderlich dran gelegen war, weiterzuleben. Der nächste Schuss war ihr einfach das Wichtigste. Ich hab es immer gewusst, aber nie mit jemandem drüber geredet – ich war ganz unten auf ihrer Liste, nie ganz oben. Heroin war für sie viel wichtiger als ich.«
    »Aber sie hat sich das doch nicht ausgesucht. Du hast es gerade gesagt – sie war abhängig. Sie hatte es nicht unter Kontrolle. Sie war krank, so wie Jim krank war.«
    »Ich hasse sie trotzdem dafür, dass sie den Abgang gemacht hat.«
    »Das ist eine ziemlich lange Zeit, jemanden zu hassen. Vielleicht musst du einfach loslassen.«
    Ich nahm ihre Worte auf und

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