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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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einfach machen.« Ich hatte nicht vor zu streiten, also blieb ich stehen und ließ zu, dass er mich als Freundin markierte. Hunde sind also doch nicht so klug. Er merkte gar nicht, dass er sich beim Feind einschmeichelte.
    Britney stand in der Ecke, mit dem Rücken zu mir, und war beschäftigt. Als sie sich umdrehte, hielt sie stolz einen Rucksack hoch, schwarz, mit allen möglichen aufgenähten Sachen und Aufklebern drauf.
    »Ich hab ein bisschen was eingepackt. Deine Klamotten, was zu essen und Wasser. Hier ist auch noch eine Decke, aber sie passt nicht rein. Ich schnür sie mit einem Band oben dran.« Sie fischte in einer Schublade rum, fand eine Schnurrolle und schlang sie um die zusammengerollte Decke. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Ist das deiner?«
    »Mein Schulrucksack.«
    »Brauchst du den nicht?«
    »Ich krieg schon einen neuen, sag einfach, der Riemen ist gebrochen. Ist schon okay.«
    Oben hörten wir die Badezimmertür. Wir sahen uns an. Ich wollte los, jetzt, sofort. Britney hob die Hand, um mich aufzuhalten. Die Klospülung rauschte, dann ertönte oben am Treppenabsatz eine männliche Stimme.
    »Wer ist da unten? Britney, bist du’s?« Mein Herz schlug wieder in der Kehle. Britney öffnete die Küchentür und rief nach oben.
    »Alles okay, Dad, ich bin’s. Der Hund hat gewinselt. Ich geh mit ihm raus.«
    »Okay. Danke, mein Schatz.«
    Sie kam wieder rein, verschnürte die Decke am Rucksack, dann hakte sie den Hund an die Leine und winkte mir, ihr zu folgen. Vorsichtig schloss ich hinter uns die Tür, geschockt von der kalten Luft auf der Haut. Ich hatte im Haus das Gefühl gehabt, fehl am Platze zu sein, so als würde ich ersticken, aber jetzt, als ich wieder draußen war, trat ich der ungemütlichen Realität aufs Neue gegenüber.
    Britney führte mich durch die Hintergassen. Sie hielt den Hund an der Leine und ich hatte den Rucksack auf. Wir gingen schweigend vor uns hin. Die Wege waren so schmal, dass man sowieso nur im Gänsemarsch gehen konnte; erst der Hund, dann Britney, dann ich. Nach ein paar Minuten Zickzack kamen wir an ein Gatter zu einer eingezäunten Wiese. Britney machte Ray los und er sprang drüber, als ob es nichts wär. Wir kletterten hinterher. Von der Leine befreit, wirkte er weniger berechenbar. Ich erwartete jeden Moment, dass er sich besann und auf mich losging, wozu er eigentlich ja erzogen war.
    »Ist das normal?«
    »Was?«
    »Läuft er immer so rum?«
    »Ja, dem geht’s gut. Wenn ich pfeife, kommt er zurück.«
    »Ich meine, ob keine Gefahr besteht?« Sie begriff, was ich meinte.
    »Klar. Du bist jetzt seine Freundin, der geht nicht auf dich los. Gleich jagt er Kaninchen, wenn er erst mal sein Geschäft gemacht hat. Der Weg führt zu der Ecke da.«
    Ich hatte erwartet, dass Britney umkehren würde, sobald wir die Wiese erreicht hatten, aber sie ging noch ein kleines Stück mit, der Hund fiel zurück und holte uns wieder ein. Wir redeten nicht viel – wir hatten uns das meiste schon letzte Nacht erzählt –, aber es war schön, zusammen zu gehen.
    »Wohin willst du jetzt?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ist besser, wenn ich es nicht tu. Nicht dass ich dir nicht traue.«
    »Nein, schon gut. Ich versteh das.«
    »Es ist ein Ort, über den wir gesprochen haben, Spinne und ich. Auch wenn er im Moment im Gefängnis sitzt, versuch ich weiter dort hinzukommen. Ich werd es allein tun und ich bin sicher, ich glaub ganz fest dran, dass er dort hinkommt. Irgendwie wird er’s schaffen.«
    »Ich hoffe es, Jem. Ich drück dir die Daumen.« Wir gingen noch ein Stück, dann sagte sie: »Das da ist der Kanal. Wenn du über den Zaun kletterst, ist auf der anderen Seite eine Brücke. Lauf rüber und folg dem Weg nach links, dann kommst du auf den Treidelpfad. Er führt bis nach Bath. Ungefähr zwanzig Kilometer. Ich geh jetzt besser wieder mit Ray nach Hause – die stehen bald auf.« Jetzt war es also so weit, der Moment, an dem wir uns verabschieden mussten.
    »Danke«, sagte ich und meinte es wirklich.
    »Schon gut.« Sie wandte den Kopf zur Seite und schaute rüber zum Kanal. »Viel Glück, Jem. Ich werde dich nie vergessen. War echt cool.«
    Irgendwie wollte ich den Arm ausstrecken, aber ich wusste nicht, wie ich es machen sollte, ohne dass es peinlich wirkte. Ich glaube, sie fühlte das Gleiche, und wir standen beide da, die Hände seitlich herabhängend, und schauten zu Boden, bis es nur noch albern und sinnlos schien. Da nickte ich

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