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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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er: »Dann komm, lass uns zusammen beten.« Er ging nach vorn in die Kapelle und kniete nieder.
    »Es tut mir leid, ich –«, wollte ich sagen, aber Simon legte seinen Finger an die Lippen und schüttelte den Kopf, dann führte er mich neben den Rektor und wir knieten uns ebenfalls hin.
    Der Rektor setzte zu einem Gebet an – einer Aneinanderreihung von Dingen, die ich nicht verstand –, als ob er mit jemandem spräche – jemanden irgendwas fragte –, aber natürlich war da niemand, nur wir drei. Und dann wurde er still. Ich hatte keine Ahnung, was von mir erwartet wurde. Ich hielt die Hände vor mich hin, Innenflächen zusammen, und kam mir albern vor. Ich wusste nicht, ob man die Augen offen hielt oder geschlossen, und warf heimlich einen Blick die Reihe entlang, um zu sehen, was die andern beiden taten. Sie knieten aufrecht wie zwei Engel auf einer Weihnachtskarte, die Augen fest geschlossen, in ihrer eigenen Welt. Meine Knie taten weh, besonders das eine, das ich mir verdreht hatte, als ich über den Zaun gestiegen war. Ich rutschte hin und her, um in eine bequemere Lage zu kommen, und dann setzte ich mich ordentlich hin und fragte mich, wie lange es dauern würde, bis mein Schicksal besiegelt war.
    Stunden später – oder waren es nur Minuten gewesen? – und ohne dass sie etwas zueinander gesagt hatten, öffneten sie beide zeitgleich die Augen und standen auf. Auch ich stellte mich hin. Der Rektor trat auf mich zu und nahm meine Hände in seine.
    »Sei willkommen in Gottes Haus, Kind. Du hast bei uns Asyl gesucht und du wirst es hier finden. Bis auf weiteres.« Simon strahlte. »Das wird für niemanden von uns einfach werden. Aber bevor wir weitermachen, verlange ich von dir eine ehrliche Antwort. Hast du irgendetwas bei dir, irgendwelche Waffen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Keine Pistolen oder Messer? Keinen Sprengstoff?«, fragte er und betrachtete meinen Rucksack, der auf dem Boden lag.
    »Nein.«
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich oder Simon nachschauen?«
    Es machte mir in der Tat was aus. Das waren nicht meine Sachen, sondern Britneys, und es war das Einzige, was ich besaß, aber ich war nicht in der Position, was dagegen zu sagen. Also öffnete ich den Rucksack, drehte ihn um und der Inhalt ergoss sich auf den gefliesten Boden: Essen, Wasserflaschen, meine Zigaretten, ein paar Ersatzhöschen von Britney.
    »Rauchen ist hier nicht erlaubt. Ich bin sicher, dafür hast du Verständnis.« Ich zuckte die Schultern. »Und deine Taschen? Würde es dir etwas ausmachen, die Taschen auszuleeren?«
    Ich schob die Hände in die Taschen meines Mantels und meiner Jeans und fügte dem Haufen auf dem Boden Taschentücher, mein Feuerzeug und den letzten Rest Kleingeld hinzu. Fünfzehn Jahre alt und das war alles, was ich besaß.
    »Ich fürchte, wir müssen dich abtasten.«
    Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. Jetzt geht’s aber los , dachte ich, schöner Vorwand, mich an Stellen zu begrapschen, wo ich es nicht leiden kann. Schmieriger Alter. Wenn die irgendwas vorhatten – ich war bereit, mich zu verteidigen. Keiner von beiden sah so aus, als ob er für mich ein gefährlicher Gegner wär.
    »Simon«, sagte der Rektor, »übernimmst du das?«
    Simon wirkte erschrockener als ich. Er trat vor und sagte: »Tut mir wirklich leid, das hier.« Vorsichtig tastete er meine Schultern ab und dann fuhren seine Hände unter meine Arme und den Körper hinab. Er ging in die Hocke und tastete erst das eine, dann das andere Bein ab, wobei er den Blick von meinem Intimbereich abwandte, aber trotzdem einen roten Kopf kriegte. Als er fertig war, hatte er Schweißtropfen auf der Stirn – reiner Stress, würde ich sagen. Jede Wette, dass er noch nie im Leben einer Frau so nahe gekommen war.
    »Nein, alles in Ordnung«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Nichts da.«
    »Gut, dann heb deine Sachen wieder auf, und wenn du, Simon, unseren Gast …«
    »Jem«, sagte Simon schnell.
    »Wenn du Jem in die Sakristei bringst, werde ich mit der Polizei sprechen und ihnen erklären, dass es hier keine Belagerung geben kann. Wir müssen öffnen, draußen stehen Menschen, die in die Morgenmesse wollen.« Er eilte fort Richtung Haupteingang, bemüht, den Tag wieder ins Lot zu bringen.
    Simon führte mich in einen Seitenraum, in dem ein Tisch und mehrere Stühle standen sowie ein Garderobenständer mit jeder Menge Roben und solchem Zeug.
    »Stell deine Sachen einfach ab.« Er hatte Schwierigkeiten, mich

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