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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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anzuschauen, seit er mich gefilzt hatte. »Weißt du was, ich setz mal den Kessel auf. Milch, fürchte ich, haben wir nicht, aber ich könnte uns einen Tee oder schwarzen Kaffee kochen.«
    Er verschwand in der Toilette, ließ die Tür aber auf. Der Wasserhahn lief eine Zeit lang und ich hörte das Schmatzen der Seife, als er sich die Hände wusch. Dann erst erklang das unverkennbare Geräusch des volllaufenden Kessels. Ich weiß, ich war ziemlich dreckig vom Schlafen im Freien, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es das bisschen Matsch und Gras war, was er sich abwaschen musste.
    Er lächelte mich an, als er zurückkam. »So, jetzt geht’s wieder besser. Und, Tee oder Kaffee?«

KAPITEL 30
    »Ich werd nur unter einer Bedingung mit denen reden: Sie müssen meinen Freund Spinne freilassen. Ich muss ihn sehen. Er hat nichts getan. Wenn sie ihn freilassen, sag ich aus. Das können Sie denen ausrichten.«
    Der Rektor stieß den Atem aus, wie ein Druckkessel, aus dem man Dampf ablässt. »Müssen wir immer wieder alles von vorn durchkauen? Du steckst in ernsthaften Schwierigkeiten, junge Dame. Wenn du nichts getan hast, wenn du nichts zu verbergen hast, dann solltest du mit der Polizei reden. Es wird schon nicht so schlimm werden, wenn du ihnen die Wahrheit sagst.«
    Ich prustete. »Ja, klar.«
    Seine Nasenlöcher flatterten. »Mir gefällt deine Haltung nicht. Schreckliche Dinge sind geschehen. Unschuldige Menschen sind gestorben. Wir müssen die Wahrheit erfahren. Wir müssen diejenigen finden, die verantwortlich sind. Das ist nicht zum Lachen.«
    »Ich lach ja auch gar nicht«, sagte ich, »aber ich werd nicht mit denen reden. Ich trau denen nicht. Warum sollte ich? Die haben meinen Freund eingesperrt.«
    »Er war verdächtig«, sagte er und sein Mund artikulierte jedes Wort äußerst sorgsam, als ob er mit einem sehr kleinen Kind oder einem Ausländer spräche. »Natürlich haben sie ihn erst mal aus dem Verkehr gezogen. Aber wenn er nichts getan hat und die Wahrheit sagt, werden sie ihn auch wieder laufenlassen. Vielleicht …« Seine Stimme wurde jetzt weicher. »… vielleicht kennen wir ja einen Menschen auch nicht so gut, wie wir denken. Es ist doch möglich, dass dein … dein Freund dir nicht alles erzählt hat. Dass du in etwas hineingeraten bist, wovon du nichts wusstest …«
    »Nein!« Ich schrie und meine Stimme hallte durch die Kirche. »So war das nicht. Sie sind genau wie alle andern. Sie biegen sich die Dinge zurecht und versuchen ihm etwas anzuhängen. Das war nicht er am London Eye. Ich war das.«
    Sie sahen mich beide aufmerksam an. »Sprich weiter.«
    »Ich hab nichts gemacht. Ich wusste nur, dass an dem Tag was passieren würde. Ich hab gesehen, dass viele Menschen sterben würden.«
    »Woher wusstest du das?« Er wartete drauf, dass ich ihm sagte, ich hätt es getan, ich hätte die Bombe gelegt.
    »Ich kann den Tag sehen, das Datum, an dem ein Mensch stirbt.« Sie warfen sich einen schnellen Blick zu. »Ich könnt auch jedem von Ihnen sein Datum sagen, Ihren Todestag, aber das mach ich nicht. Ich sag es nie jemandem, das wär nicht richtig. Nur als ich sah, dass all die Menschen dasselbe Datum hatten, den Tag in London, bekam ich es mit der Angst. Ich wollte nicht dableiben, deshalb sind wir weggerannt.«
    »Was meinst du denn damit, dass du das Datum sehen kannst?«
    »Wenn ich jemanden anschau, seh ich eine Zahl. Sie ist irgendwie in meinem Kopf und gleichzeitig auch außerhalb von mir. Die Zahl ist ein Datum.«
    »Woher weißt du, was die Zahl bedeutet?«
    »Ich hab schon oft genug den Tod gesehen. Ich weiß es. Außerdem hatte ich doch Recht, oder? Ich meine, am London Eye. Es war doch richtig, wegzulaufen.«
    Sie sahen sich an.
    »Warum bist du nicht zur Polizei gegangen und hast ihnen erzählt, was du wusstest?«
    »Warum wohl? Ist ja auch ganz einfach! Man erzählt die Wahrheit und alles wird gut. Vielleicht ist das ja hier so, aber wo ich herkomm, ist es anders. Die sehn einen schwarzen Jugendlichen mit ein bisschen Geld, schon ist er ein Dealer. Die sehn ein paar junge Leute, die einfach bloß abhängen, schon sind es in ihren Augen Straßenräuber. Die müssen jemanden für ein Verbrechen drankriegen, also schnappen sie sich einfach einen – einen der üblichen Verdächtigen, jemanden, der ins Bild passt, spielt doch keine Rolle. Wahrheit, Lüge, wen kümmert’s? Niemand würde mir glauben.«
    »Das ist in der Tat … überraschend«, sagte der Rektor, seine Worte genau

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