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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Bestellung entgegennahm, wurde mir fast schlecht davon. Ich nahm die Sachen mit nach draußen, dankbar für die frische Luft, und lief die Straße wieder hoch.
    Es gab einen Torbogen, der zu einem Platz mit jeder Menge Bänken und einem riesigen Baum in der Mitte führte. Ich stand direkt vor einer großen Kirche und ihrem Turm. Ein Platz, so gut wie jeder andere. Ich setzte mich hin und stellte den Becher neben mich auf die Bank.
    Dann wickelte ich den Muffin aus. Das Eigelb war zerlaufen und quoll aus dem Brötchen. Ich hatte Hunger, aber essen konnte ich trotzdem nicht. Ich legte das Brötchen zurück auf die Bank, nahm stattdessen den Tee und hob den Plastikdeckel ab. Schließlich trank ich einen Schluck, verbrannte mir fast den Mund und merkte, wie kalt mir war.
    Ich schaute auf das riesige Gebäude links von mir. Auf den Schildern an beiden Seiten stand Bath Abbey . In der Mitte gab es eine große hölzerne Tür. Darüber befand sich ein gigantisches bogenförmiges Fenster. An den Seiten waren bis ganz nach oben horizontale Streifen in das Gemäuer gemeißelt, auf denen Figuren hockten, was ein bisschen wie Menschen auf einer Leiter aussah. Und genau darum ging es, um Steinleitern mit Menschen, die hochkletterten. Bei einigen fehlte ein Stück, deshalb sahen sie aus wie eine verschmierte Zeichnung, aber die, die noch heil waren, hatten Flügel. Engel? Sie versuchten eindeutig, nach oben zu kommen, obwohl einige auf dem falschen Weg zu sein schienen und aussahen, als ob sie jeden Moment runterfallen würden. Bescheuerte Trottel, wieso flogen sie denn nicht einfach hoch?
    Ich trank meinen Tee und betrachtete die seltsamen in Stein gehauenen Figuren. Die Flüssigkeit wärmte mich und gab mir wieder ein bisschen das Gefühl, ein menschliches Wesen zu sein. Ich griff nach dem Muffin. Er war inzwischen kalt und das flüssige Eigelb erstarrt. Ich nahm einen kleinen Bissen, doch es drehte mir schon beim Kauen den Magen um. Keine Chance. Ich spuckte, was ich im Mund hatte, in die Verpackung zurück.
    Inzwischen waren mehr Leute da. Sie gingen auf den Bereich seitlich der Kirche zu; hinter einem behelfsmäßigen Durchgang sah ich ein paar kleine Holzhütten, eine Art Markt. Ich spürte die Seitenblicke, das Unbehagen, und fühlte mich wieder wie auf dem Präsentierteller. Besser, ich ging weiter, suchte mir irgendwas anderes zum Sitzen, das abseitiger lag, solange ich nicht wusste, was ich als Nächstes tun sollte. Ich stand auf und schnallte mir den Rucksack auf. Ich wollte schon losgehen, als ich’s mir plötzlich anders überlegte, den leeren Becher und den grässlichen Muffin samt seiner Verpackung nahm und beides ein paar Meter weiter in einen Abfalleimer entsorgte.
    »Danke«, sagte ein Typ in langem Mantel und Schal, als er vorbeiging, »dass du den Platz vor unserer Kathedrale sauber hältst.« Er hob die Hand zu einer Art Gruß und huschte weiter zu einer kleinen Tür seitlich des Haupteingangs. Ein großes Bündel mit Schlüsseln baumelte ihm an der Hüfte. Ich wandte mich ab und ging auf eine Gasse links von mir zu, die von dem Platz wegführte.
    Am andern Ende stand jemand in Uniform.
    Ich wirbelte herum und ging auf den Torbogen zu, durch den ich gekommen war.
    Zwei Männer im Anzug kamen mir entgegen – hätten auch Angestellte auf dem Weg zur Arbeit sein können, aber sie sahen mich direkt an.
    Scheiße, das war’s dann. Die ganzen Leute, von denen ich gedacht hatte, sie würden keine Notiz nehmen. Einer von ihnen musste mich doch bemerkt haben, vielleicht auch mehrere. Oder die Frau auf der Wiese. Verdammte Wichtigtuerin. Ich wollte schreien: Nein! Hören, wie es über den Platz hallte. Ich warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob jemand hinter mir war. Der Typ mit den Schlüsseln war inzwischen reingegangen und gerade dabei, die Tür zu schließen. Ich rannte auf ihn zu.
    »Warten Sie, warten Sie. Bitte.«
    Er schaute auf, erschrocken, dann stoppte er mit seiner Hand die Tür, bevor sie zufiel.
    »Helfen Sie mir bitte. Ich hab Angst. Bitte, lassen Sie mich mit rein.« Meine Stimme brach. Seine blassblauen Augen suchten meinen Blick, dann schaute er an mir vorbei. Er zögerte einen quälenden Augenblick lang, dann griff er meinen Arm und zog mich hinein. Ich stolperte in die Dunkelheit, während er mit beiden Händen gegen die schwere Tür drückte, bis sie zuschlug. Danach schob er den Riegel vor. Von der andern Seite waren Schritte zu hören und Fäuste, die gegen das Holz

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