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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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was ist da denn jetzt zwischen dir und Terry – Spinne? Ihr seid doch mehr als nur gute Freunde, oder?«
    Ich wollte nicht über ihn reden, nicht mit ihr, aber ich merkte, dass ich sie auf meiner Seite haben musste. Vielleicht konnte sie mir ja helfen, ihn wiederzusehen. Also sagte ich nicht, dass sie das nichts anging, wie ich es eigentlich gern getan hätte.
    »Nur Freunde«, murmelte ich, »gute Freunde.« Eine verhasste Hitze schoss mir in die Wangen. Scheiße, es ist so gemein, wenn dich dein Körper verrät. Sie sah es und lächelte.
    »Aber du magst ihn«, sagte sie gestelzt.
    Ich platzte innerlich. Ja, ich mochte ihn. Ich dachte jede Minute an ihn. Ohne ihn tat mir das Herz weh. Ich liebte ihn. Lauter Dinge, die ich unmöglich laut aussprechen konnte – außer vielleicht ihm gegenüber.
    »Ja, ich mag ihn sehr«, sagte ich und versuchte ruhig zu klingen, mich zu zwingen, wieder einen kühlen Kopf zu bekommen und normal auszusehen. »Und ich will ihn unbedingt wiedersehen. Es ist wichtig, Karen. Ich muss ihn sehen.«
    Sie sah mich mit einem zwinkernden, mitfühlenden Lächeln an. »Ich kenn das Gefühl. Ich war ja schließlich auch mal jung, weißt du.« Wie viele Erwachsenenklischees wollte sie denn heute noch auspacken? »Du wirst ihn wiedersehen, Jem. Die Polizei hält ihn zwar noch fest, aber niemand glaubt, dass einer von euch die Bombe gelegt hat. Sie wollen euch als Zeugen vernehmen. Und dann ist da natürlich noch die Sache mit den gestohlenen Autos und was immer ihr sonst noch in den letzten Tagen angestellt habt. Und wir haben auch noch nicht gehört, was sie wegen des Messers unternehmen wollen, das du mit in die Schule gebracht hast …« Sie seufzte. »Ich will nicht behaupten, dass das Kleinigkeiten sind, denn das stimmt nicht, aber wir kriegen das wieder hin. Du musst nur mit der Polizei kooperieren, dann erlauben sie dir auch irgendwann, dass du Spinne wiedersiehst.«
    »Irgendwann reicht aber nicht«, platzte ich heraus.
    »Du musst lernen, Geduld zu haben. Ich weiß, das ist schwer …«
    »Wir haben keine Zeit. Es muss vor dem Fünfzehnten sein!«
    »Sei nicht albern. Ihr seid beide gerade mal fünfzehn. Ihr habt doch noch alle Zeit der Welt.«
    »Nein, haben wir nicht. Du verstehst das nicht.«
    »Dann erklär’s mir.«
    Da ich keine andere Möglichkeit sah, machte ich’s. Ich erzählte ihr von den Zahlen, so wie ich Spinne, am Tag als das London Eye in die Luft flog, davon erzählt hatte.
    Ihr war die ganze Zeit unbehaglich, sie hantierte ständig mit der Folie von unserm Essen rum, und als ich fertig war, lachte sie mit so einem kurzen, völlig hysterischen Wiehern.
    »Hör mal, Jem. Das glaubst du doch selbst nicht, oder?«
    »Es geht nicht darum, was ich glaub oder nicht. Es ist einfach so.«
    Sie schnaubte und schaute nach unten auf ihre Finger, die nervös die Alufolie zusammendrückten und wieder auseinanderzogen.
    »Das kann doch nicht wahr sein, Jem. So was gibt es einfach nicht.«
    »Es ist wahr, Karen. Das hat fünfzehn Jahre lang mein Leben bestimmt.«
    »Jem, manchmal verwirren einen die Dinge. Ich weiß, wie schwer du es gehabt hast. Du hast so viel Unglück erlebt, so viele Veränderungen. Ich wusste das, als ich mich entschlossen hab, dich aufzunehmen. Manchmal, wenn alles sowieso schon verwirrend ist, versucht man den Dingen einen eigenen Sinn zu geben, einen Weg zu suchen, um damit fertigzuwerden …«
    Sie begriff noch immer nicht. »Ich hab das nicht erfunden. Glaubst du wirklich, ich will so leben?«
    »Schon gut. Beruhige dich. Du hast es bestimmt nicht bewusst erfunden, das weiß ich. Ich will ja nur sagen, dass unser Gehirn uns manchmal einen Streich spielt.«
    »Dann brauch ich also einen Psychiater?«
    »Nein, du brauchst ein richtiges Zuhause. Dir fehlt nichts, was nicht mit ein wenig Stabilität – und auch Liebe – in Ordnung kommen kann. Alles Dinge, die ich versuche dir zu geben.« Ihr Blick zuckte nervös zu mir. Sie war gewohnt, dass ich ihr in solchen Situationen irgendwas an den Kopf warf.
    Es war nur so, dass ich verstand, was in ihr vorging, obwohl ich vor Verzweiflung am liebsten losgeschrien hätte. Wenn mir jemand anderes meine Geschichte erzählt hätte, wär ich auch überzeugt gewesen, er will mich verscheißern oder ist nicht ganz dicht im Kopf. Geglaubt hätte ich sie jedenfalls nie. Karens Welt bestand aus Routine und Regeln. Sie stand mit ihrer Durchschnittsschuhgröße fest auf dem Boden der Realität. Natürlich ergab das, was

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