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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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der Flammen, das Bersten der Balken um uns herum. Ich rieche unsere versengte Haut, die verkohlten Haare.
    »Sie hat geglüht, stimmt’s?«, spricht er weiter und seine Stimme zittert ein wenig. »Richtig geglüht. Wie wir alle. Du bist hinausgegangen und ich hab Mia gehalten und versucht, sie vor den Flammen zu schützen. Dann bin ich durch die Flammen gegangen. Ich habe weder Oma noch sonst was gesehen. Gar nichts.«
    »Aber ich.«
    »Was?«
    Ich habe es ihm noch nie erzählt.
    »Also, ich habe Val nicht gesehen, aber ich hab ihre Stimme gehört. Und ich hab ihre Hand gespürt.«
    Er beugt sich zu mir herüber und packt meine Schultern, ganz fest.
    »Warum hast du das nie gesagt?«
    »Ich war mir nicht sicher, ob es wirklich passiert ist. Aber ich glaube schon. Ich war verwirrt, ich hatte in den Flammen die Orientierung verloren, doch jemand griff nach meiner Hand und zog mich herum, so dass ich wieder in die richtige Richtung schaute. Ich hörte ihre Stimme: ›Hier lang. Nur noch ein paar Schritte …‹«
    Er lässt mich los, sinkt in seinen Rollstuhl zurück und starrt mich mit leicht offen stehendem Mund an.
    »Sie war mit dir dort. Sie hat dich angefasst. Wieso hast du dann nicht ihre Zahl?«
    »Ich weiß nicht. Meine Zahl war ja nicht der Tag, an dem es geschah, oder? Aber Mias Zahl. Vielleicht hat Val die Hand auch nach ihr ausgestreckt.«
    Ich habe jetzt Tränen in den Augen, genau wie er.
    »Sie hat ihre Hand nach dir ausgestreckt«, wiederholt er. »Ich hätte nie geglaubt … ich hätte nie geglaubt, dass ich sie verlieren würde.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Es ist, als wäre es irgendwie meine Schuld. Ich fühle mich schuldig, keine Ahnung, weshalb. Aber wir können doch froh sein, dass wir Mia haben. Es ist ein Rätsel, dass sie noch da ist, und wir müssen sie beschützen, Adam. Wir müssen ihre Zahl geheim halten, sie bewachen.«
    »Ja, du hast Recht. Was sie getan hat, was mit ihr passiert ist – das ist Dynamit. Wir müssen es für uns behalten, niemand sonst darf davon wissen. Und wir müssen sie hier rausbringen.«
    Doch genau in dem Moment fliegt die Zellentür auf.
    Licht strömt vom Flur herein, als ein halbes Dutzend Soldaten eindringt. Sie sehen uns nicht an, sie sprechen nicht. Schneller als ich mit dem Auge blinzeln kann, werfen sie Adam aus dem Rollstuhl und nageln ihn am Boden fest.
    Er liegt da, mit dem Gesicht am Beton. Jemand rammt ihm ein Knie ins Kreuz und presst ihm die Luft aus der Lunge. Ich sehe, wie er Höllenqualen leidet. Ich schreie. Mia schreit auch.
    »Daddy! Daddy!«
    »Adam!«
    Ich bin so auf ihn konzentriert, dass ich erst merke, wie Saul hereinkommt, als eine tiefe, energische Stimme durch das Geschrei und Gebrüll dringt.
    »Bringt ihn weg.«
    Er steht da, mit verschränkten Armen, aber er schaut nicht zu Adam herab. Er sieht Mia und mich an. Ich kann nur noch an die Nacht am Feuer denken, als er sie aufweckte, um sie anzusehen. Ich habe ihn gehasst und ich hasse ihn jetzt. Ich ziehe Mia dichter an mich.
    Es braucht ein halbes Dutzend Männer, Adam hinauszuschaffen. Er dreht total durch, als Saul in der Zelle steht – brüllt ihn an, tritt um sich und seine Wut schaltet die Schmerzen, die von den Verletzungen stammen, aus.
    Ich schreie, doch es hilft kein bisschen. Ich kann nicht glauben, dass ich ihn wieder verliere. Ich hatte ihn doch gerade erst zurück. Ich kann nicht fassen, dass ich von neuem hier eingesperrt werde.
    Aber genauso ist es.
    Mia und ich. Eingesperrt in einen Raum, der fünf mal vier Schritte misst, mit einem Bad von zwei mal drei Schritten. Kein Fenster, wenn man das Gitter in der Tür nicht einrechnet. Kein Sonnenlicht. Keine Frischluft.
    Ich verliere mein Zeitgefühl. Mia hat heute eine Achterbahnfahrt durchlebt. Sie ist völlig verwirrt und wütend, doch schließlich hilft das Kuscheln und ein Lied, sie zu beruhigen. Wenn es doch auch bei mir helfen würde, aber als ich allein wach liege, kreisen die Gedanken im Kopf, immer weiter.
    Derselbe junge Soldat mit Bart bringt wieder das Essen – ich weiß nicht, was das für ein Essen sein soll. Suppe und Cracker. Für Mia Milch. Und es steht noch etwas auf dem Tablett – ein kleiner Plastikbecher mit einer weißen Tablette darin.
    »An deiner Stelle würde ich sie nehmen«, sagt er. »Dann kannst du ein bisschen schlafen. Besonders nach einem Tag wie heute. Wir nehmen alle welche.«
    »Nein, danke.«
    Die Aussicht auf eine weitere schlaflose Nacht ist schrecklich, aber ich werde

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