Den Tod im Griffl - Numbers 3
den Wärter hinweg und schlägt die Tür beinahe zu. Dann erreicht er mich, schlingt seine Arme um mich zu einer Männer-Begrüßung und schlägt mir mit der Hand auf den Rücken. Eine Minute lang verharre ich in seinen Armen und kann kaum glauben, dass er da ist.
»Ich bin gekommen, um dich rauszuholen. Bist du bereit?«
»Gott, ja. Ja! Aber wir müssen Sarah finden. Sie sind hinter unserem Baby her, Daniel. Die sind alle krank hier, der ganze Ort ist einfach nur krank.«
Er schaut düster. »Du kannst mir später alles erzählen. Sarah bekommt Hilfe von meiner Kontaktperson hier drinnen, meinem Lieferanten – Adrian. Wenn wir Glück haben, begegnen wir ihnen irgendwo. Wenn nicht, treffen wir sie draußen.«
»Ich muss sie sehen.«
»Adam, alles ist unter Kontrolle. Vertrau mir. Zieh das hier an.«
Er reicht mir eine Militärjacke. Die Taschen wölben sich. Ich fasse hinein und finde eine Taschenlampe, ein Messer und alles mögliche andere.
»Aber damit kann ich niemanden täuschen.« Ich deute auf mein Gesicht, das Gesicht, das in Millionen Wohnzimmern über den Bildschirm lief.
»Bind dir das Tuch hier um. Damit kommst du auf den ersten Blick durch. Und mehr brauchen wir nicht. Sie werden dich nicht beachten – sie müssen sich auf andere Dinge konzentrieren.«
Er hält seinen Arm hoch ins Licht, das durch die Türränder in die Zelle sickert, und schaut auf seine Uhr.
»Geben wir ihnen noch eine Minute.«
»Worauf warten wir?«
Die Antwort auf meine Frage kommt in Form einer Serie gewaltiger Explosionen.
Sofort heulen Sirenen los und wieder höre ich Gerenne auf dem Flur. Ich flehe zu Gott, dass sich niemand wundert, warum die Zellentür offen steht.
Daniel bewegt sich vorsichtig auf die Tür zu und späht hinaus.
»Komm. Fürs Erste laufen wir mit der Herde mit.«
Und dann sind wir draußen, fallen in einen Laufschritt, vor uns überall Soldaten. Daniel humpelt und auf einmal erinnere ich mich – vor drei Tagen hat Saul ihm ins Bein geschossen. Muss nur eine Fleischwunde gewesen sein, denn sie behindert ihn nicht stark. Wir rennen ein paar Minuten – am Ende der Kolonne –, dann wird Daniel langsamer, lässt die Soldaten Abstand gewinnen und läuft schließlich in einen Seitengang hinein. Ich folge ihm, werfe immer wieder einen Blick über die Schulter. Alles okay – niemand folgt uns.
»Ist jetzt nicht mehr weit«, sagt er, als ich ihn einhole.
»Wohin willst du?«
»Denselben Weg zurück, den ich reingekommen bin. Durch den Hintereingang.«
»Und Sarah?«
»Sie wird auch dort sein. Früher oder später. Versuch dir keine Sorgen zu machen.«
Es folgt eine weitere Serie von Explosionen und der ganze Bau erzittert.
»Scheiße! Was ist das?«
»Das sind Freunde, Adam. Freunde. Vielleicht schaffen sie es diesmal, reinzukommen und den Bau zu zerstören. Aber selbst wenn nicht, ist es eine perfekte Ablenkung.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich rausholst.« Ich hebe die Hand und wir klatschen uns ab.
»Glaub mir, Adam«, sagt er. »Wir brauchen dich. Wir konnten nicht zulassen, dass du verschwindest. Deshalb sind wir hier.«
Wir biegen um eine Ecke in einen weiteren Flur.
Auf halber Höhe stehen drei Leute mit dem Rücken zu uns, ein Soldat, eine Frau und ein Mädchen. Sie müssen uns gehört haben. Sie wirbeln herum. Der Soldat zieht eine Waffe aus seinem Gürtel. Gerade als er den Arm hebt und zielen will, ruft Sarah »Adam!« und Mia schreit »Daddy!«.
Adrian entspannt sich und steckt die Waffe weg. Ich renne auf Sarah und Mia zu. Sarah sieht erschöpft aus, mit tiefen Ringen unter den Augen, doch die Augen sind blau wie immer und strahlen jetzt. Sie legt ihre Hände um meinen Hals und zieht mich für einen Kuss zu sich runter.
Mia hängt an meinen Beinen und bettelt, dass ich sie hochnehme. Ich halte einen Arm weiter um Sarah und strecke ihr den andern nach unten entgegen.
Sarah sieht an mir vorbei. »Daniel, bist du das? Du lebst! Oh, Gott sei Dank. Wo sind Marty und Luke? Sind sie in Sicherheit?«
»Es geht ihnen gut«, antwortet er. »Du wirst sie bald sehen. Aber erst müssen wir durch diese Höhlen. An manchen Stellen ist es ein bisschen eng, aber das schaffst du. Es gibt weiße Markierungen an den Wänden, du musst ihnen einfach nur folgen. Hier –«
Er fasst in seine Jacke und reicht Sarah eine Taschenlampe.
»Und jetzt nichts wie raus hier. Kommst du mit?« Der Satz ist an Adrian gerichtet.
»Nein, Daniel«, sagt Adrian. »Ich bleibe. Was
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