Den Tod im Griffl - Numbers 3
sollte ich draußen machen? Aber trotzdem, viel Glück. Wir sehen uns in ein paar Monaten.«
»Dann wird es den Ort hier vielleicht nicht mehr geben.«
Eine weitere Explosion donnert durch den Bunker.
»Ich werde noch hier sein. Ist der sicherste Ort in ganz England.«
Wir verlassen Adrian und gehen den Flur entlang. Am Ende ist eine Tür. Sie steht offen.
Daniel bleibt abrupt stehen. »Da stimmt was nicht. Ich hatte die Tür abgeschlossen. Ich besitze einen Schlüssel.« Wir sehen uns an. »Jemand muss rein- oder rausgekommen sein. Vielleicht sind noch mehr von unseren Leuten hier, aber eigentlich war das nicht geplant.«
Ich setze Mia ab, damit ich mit Daniel reingehen kann, um nachzuschauen, was los ist. Aber er springt schon zurück und läuft auf Adrian zu, der noch dort steht, wo wir ihn verlassen haben, gegen die Wand gelehnt, den Kopf zur Decke gerichtet, die Augen geschlossen.
»Adrian«, sagt Daniel stinksauer. »Die Tür steht offen. Warst du das?«
»Nein«, antwortet Adrian und hebt beide Hände. »Ich hab nichts gemacht.«
»Komm mit und schau nach.«
»Ich muss zurück, Daniel.« Selbst auf die Entfernung sehe ich, dass er rot geworden ist.
»Daniel«, rufe ich. »Lass ihn. Komm weiter.«
Doch er hat jetzt eine Waffe auf Adrian gerichtet. Ich verstehe nicht, was das soll – ich dachte, sie wären Kumpel –, aber ich werde mich nicht einmischen, wenn Daniel so drauf ist.
»Adrian geht als Erster rein«, keift er. »Nicht wahr?« Er schiebt ihn auf uns zu. Als sie vorbeigehen, rieche ich den scharfen Geruch der Angst, der von Adrian ausgeht. Schweiß tropft ihm seitlich übers Gesicht.
Eine offene Tür zu einem unbewachten Ausgang. So einfach kann es doch unmöglich sein, oder?
Daniel nimmt die Waffe von Adrians Hals und stößt sie ihm in den Rücken. Adrian geht in den Raum.
»Alles sauber«, ruft er. »Hier ist niemand.«
Daniel folgt ihm hinein. Ich lasse Sarah und Mia als Nächste gehen und bilde die Nachhut.
Ich erstarre.
Wir alle erstarren.
Der Raum hinter der Tür ist keineswegs leer. Saul steht neben Adrian und er hält einen Revolver in der Hand.
»Willkommen«, sagt Saul. »Kommt nur herein. Kommt rein und schließt die Tür.«
SARAH
Ich drehe mich um und fasse nach dem Türrand. Die Tür ist ein gewaltiges, dickes Holzteil mit Nieten und altmodischen Schlössern. Schallgeschützt. Während ich die Tür zuschlage, stürzt Adam plötzlich auf Adrian zu. Er dreht ihm den linken Arm um und reißt ihn hinter dem Rücken nach oben, dass Adrian aufschreit. Dann fasst er ihm in die Tasche, zieht ein Messer heraus und hält es Adrian an den Hals.
»Adam, hör auf! Hör auf!«, schreie ich. Doch Adam hält ihn mit eisernem Griff und lässt nicht mehr los.
Daniel steht neben ihnen. Die Waffe ist noch in seiner Hand. Er zielt auf Saul.
»Sarah«, sagt er, dreht den Kopf in meine Richtung und spricht mit zusammengebissenen Zähnen. »Lauf los. Wir holen dich wieder ein.«
Adam reißt Adrians Arm hinter dem Rücken weiter nach oben. »Du hast das gewusst«, sagt er gepresst. »Du hast uns verraten.«
Ich drücke Mias Hand und schleiche mich hinter Adam, Adrian und Daniel vorbei.
»Es t-t-tut mir leid.« Adrian bringt die Worte kaum raus. Seine Stimme klingt vor Angst abgehackt. »Ich h-h-h-hatte keine W-W-W-Wahl.«
Adam drückt die Spitze des Messers tiefer in seine Haut. Sie sticht jedoch nicht ein. Noch nicht.
Mia und ich sind jetzt an ihnen vorbei und schlängeln uns, mit dem Rücken zur Wand, weiter in die Höhle.
»Du hast uns betrogen. Du hast deinen Kumpel Daniel betrogen. Sarah und mich. Und sogar Mia.«
»Nimm das Messer weg, Adam«, mischt sich Saul ein. »Du weißt genau, dass du es nicht benutzen wirst. Und Sarah, bleib, wo du bist.«
»Geh weiter, Sarah«, sagt Adam. »Und ob ich es benutzen werde, Saul. Wenn es sein muss, werde ich ihn töten, und ich werde auch dich töten.«
Diesen Adam kannte ich bis jetzt nicht. Ich habe erlebt, wie er in Rage zuschlug. Ich habe gesehen, wie er mit Dingen um sich warf und Sachen zerstörte, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich je erleben würde, wie er jemanden mit einem Messer bedroht. So wie ich ihn jetzt sehe – mit diesem Hass in den Augen, die Sehnen der Hand wie Geigensaiten gespannt und die Halsader pulsierend vor Wut –, bin ich mir unsicher, ob er das Messer nicht benutzen wird.
Es ist erschreckend, ihn so zu sehen, doch er hat auch etwas Edles an sich. Er verteidigt Mia und mich. Er wird bis zum Tod
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