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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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wenigen Minuten hier waren. Ich muss zu ihnen, sie einholen. Aber einer ist noch zwischen ihnen und mir. Saul.

SARAH
    Ich möchte es für sie wie ein Spiel wirken lassen, doch es gelingt mir nicht. Ich habe solche Angst. Sie nickt und ein finsterer Blick runzelt die Partie zwischen ihren Augenbrauen. Sie hat meine Angst bemerkt. Sie spürt meine Panik am Schweiß, der mir aus der Haut dringt, von meiner Hand auf ihre. Ich drücke ihre Hand noch stärker.
    »Lauf, lauf!«, sage ich und wir laufen, so schnell wir können, eine gewundene Straße hinab in die Stadt.
    Trümmerberge türmen sich, Straßenlaternen liegen kreuz und quer über der Straße wie Baumstämme aus Stahl, aber man sieht noch, dass dies mal ein hübscher Ort war. Teile der Stadt stehen noch. Hier und da gibt es noch unversehrte Gebäude, sie wirken wie gesunde Zähne in einem Mund voller Fäulnis. Während wir uns immer noch an der Hand halten, laufen wir an einer gewaltigen Kirche mit einem großen gewölbten Portal vorbei. Der Platz davor ist mit Zelten und provisorischen Hütten übersät – ein Flüchtlingslager, wie es nach der großen Katastrophe in jeder Stadt entstanden ist. Ein Lager, das eigentlich nur für ein paar Wochen gedacht war, bis alle wieder auf die Füße kommen würden. Zwei Jahre danach leben die Menschen immer noch in solchen Lagern.
    Ich überlege kurz, ob ich anhalten soll. Vielleicht könnten wir hierbleiben, uns in der Menge verlieren. Doch als wir uns hindurchschlängeln, trifft mich der Gestank. Es riecht wie auf einem Bauernhof. Instinktiv schau ich zu Boden. Die Pappkisten, die Plastikfolien, die Zeitungshaufen, alles liegt in einer stinkenden dünnen Brühe. Wir waten darin herum. Sie hängt schon an unseren Schuhen. Ich packe den Saum meines Mantels und halte ihn mir ans Gesicht.
    »Mia«, schreie ich. »Mach das auch. Nimm deine Decke und halt sie hoch.«
    Sie nörgelt nicht rum. Sie riecht es ja selbst. Ihre Augen tränen und sind ganz rot.
    Wir haben das Lager fast schon durchquert, als mir plötzlich ein Stich durch den Leib fährt. Ich bleibe stehen und stöhne auf, als mich der pressende Schmerz packt. Ich stehe da und beuge mich nach vorn, aber Mia zerrt an meiner Hand.
    »Mummy lauf«, sagt sie.
    »Gleich«, antworte ich und meine Worte sind nur noch ein Flüstern. Der Schmerz hat mir fast den Atem genommen.
    »Mum-my«, jammert Mia. Sie tänzelt nervös von einem Fuß auf den andern. Ich weiß, sie hasst es hier – ich auch –, aber im Moment kann ich mich nicht rühren.
    »Ich weiß, ich weiß. Warte noch einen Moment.«
    Ich versuche langsam und stetig zu atmen. Der Schmerz lässt nach, die Bauchmuskeln entkrampfen. Ich lasse mich von Mia an den letzten Hütten vorbeiziehen, an der Kirche vorüber und weiter die Straßen entlang. Doch ihr Fuß verfängt sich in der Decke, die auf der einen Seite herabhängt. Sie stolpert und die Decke fällt ihr aus der Hand auf die Gehwegplatten.
    »Mummy!«, jammert sie. Ihre kostbare Decke liegt in einer Pfütze, Wasser zieht ein und trübt das Blau, während wir dabei zusehen.
    »O Mia, um Himmels willen!«
    Sie schaut auf die Decke und tänzelt wieder von einem Fuß auf den andern.
    »Kein Grund zu jammern. Wir müssen sie dalassen.«
    »Nein, Mummy. Nein, nein!« Sie hört auf zu tänzeln und stampft mit dem Fuß auf. Jetzt weint sie und schlägt mit den Händen um sich.
    »Mia, komm. Wir haben keine Zeit …«
    Ich versuche sie wegzuziehen, doch sie stemmt sich so sehr mit den Hacken dagegen, dass ich sie praktisch über den Boden schleife.
    »Mia! Lass das!«
    »Mummy. Nicht!«
    Sie windet ihre Hand aus meiner und läuft von mir weg.
    »Mia, warte!«
    Sie dreht sich nicht um. Sie rennt wie der Blitz die Straße entlang, fort von der Kirche, fort von mir. Auch ich versuche zu laufen, aber ich schaffe nur ein paar Schritte, dann fährt mir ein neuer Stich in den Bauch.
    »Mia!«
    Ihr Rücken schreit mir den ganzen Trotz entgegen. Sie entfernt sich weiter. Die Straße ist gepflastert und glatt. Das Geräusch unserer Schritte wird vom Nebel gedämpft. Und jetzt, wo ich drauf achte, merke ich, dass auch sonst fast nichts zu hören ist. Die Stadt hat etwas Geisterhaftes – ein Ort, dem das Leben ausgesaugt wurde. Und auf einmal spüre ich ein Kribbeln im Hinterkopf, ein Gefühl, dass ich verfolgt werde. Ich schau mich um, während ich weitergehe. Aber was ich sehe, ist nichts als eine ewig lange, leere Straße, die vom Nebel verschluckt wird.
    Ich schaue wieder

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