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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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stechender als je zuvor. Er fängt an, die Lippen zu bewegen.
    »Mum-my!«
    Mir gefriert das Blut in den Adern. Er lächelt, macht sich über mich lustig, und ich verstehe plötzlich – das Ganze, was ich in seinen Augen sehe. Vielleicht ist es ja Macht, vielleicht ist es auch Magie, doch es ist noch etwas anderes. Wahnsinn liegt in diesen Augen.
    »Saul«, sage ich.
    Er setzt sich gerade, streckt die Beine aus.
    »Sarah«, antwortet er. »Allein?«
    Wenn er hinter Mia her ist, werde ich nicht zulassen, dass er sie kriegt.
    »Ja«, sage ich. »Nur ich.«
    »Wo ist deine süße Tochter?«
    Wo ist sie? Halt still, Mia. Bleib in deinem Versteck, wo immer du bist.
    »Sie ist in Sicherheit.«
    Er lächelt wieder.
    »Wo ich sie nicht finden werde?«
    »Genau.«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Hast du es vergessen?«
    »Was vergessen?«
    »Sie hat einen Chip, Sarah.« Er bewegt die Hand und leuchtet mir grinsend mit seiner Taschenlampe ins Gesicht. »Ich kann ein paar Drohnen hochschicken. Ich kann selbst nach ihr suchen. Wenn ich will.«
    »Ich habe keinen Chip. Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    »Ich war nicht weit hinter euch, Sarah, und ich hatte dein schönes Bild, das mir geholfen hat.« Er fasst in seine Tasche und zieht ein Blatt Papier heraus. »Sehr freundlich von dir, mir so schöne Hinweise zu geben.« Er faltet das Blatt auseinander. Meine Nachricht an Adam.
    Ich verfluche Adrian und genauso verfluche ich mich. Ich war eine Idiotin, ihm zu vertrauen.
    »Was soll das Ganze, Saul?«
    »Wir zwei haben was zu erledigen, du und ich.«
    Er spielt jetzt mit seiner Taschenlampe und lässt den Strahl auf die Worte fallen, die in die benachbarten Grabsteine eingraviert sind.
    Eliza Sansom, 1893–1911. Von Engeln entführt.
    Bernard McAllister, der am 19. Februar 1932 Abschied von dieser Welt nahm. Ruhe in Frieden.
    Emily Barker, * 1854 † 1943. Geliebte Ehefrau von Rupert und geliebte Mutter von Violet und Isabel.
    »Ich hab nichts mit dir zu erledigen, Saul.« Der Schmerz breitet sich vom Rücken zum Bauch aus. Eine neue Wehe ist unterwegs. Ich will nicht, dass er mich so sieht. Unter Schmerzen. Verletzbar. »Ich gehe«, sage ich. »Und wag es nicht, mir zu folgen.«
    Doch ich schaffe nur ein paar Schritte, ehe ich vor Schmerz aufschreie.
    Saul springt hoch. Im nächsten Moment ist er neben mir, legt seinen Arm um meine Schulter. Ich kriege eine Gänsehaut.
    »Es kommt, nicht wahr?«, flüstert er.
    Atme. Atme. Atme weiter.
    Er packt meine Arme durch den Stoff des Mantels und drückt sie seitlich gegen meinen Körper.
    Ich kann nicht sprechen. Ich kann mich auch nicht bewegen.
    Der Schmerz lässt nach.
    Sein Gesicht ist jetzt dicht an meinem. Ich rieche seinen sauren Atem, sehe die Bartstoppeln an seinem Kinn. Er leckt sich über die Lippen, verpasst aber einen kleinen Tropfen Spucke im Mundwinkel.
    Die Bilder, die ich sehe, stimmen mit den Bildern in meinem Kopf überein. Es war Saul. Natürlich war es Saul.
    Er atmet fast genauso schnell wie ich.
    »Lass mich in Ruhe«, sage ich. »Ich mach das allein.«
    »Wie lange?«, fragt er. »Wie lange wird es dauern?«
    Mein Atem ist jetzt wieder unter Kontrolle, doch seiner nicht. Er hechelt wie ein Hund. Die Speichelblase schwillt an, platzt und rinnt an der Kinnseite runter. Er wischt den Speichel nicht weg.
    »Fünf Minuten? Zehn?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß es nicht. Vielleicht eine Stunde.«
    »Eine Stunde. Eine Stunde.« Seine Augen springen hin und her. »Ich weiß nicht, ob ich so lange warten kann.« Die winzigen Muskeln in seinem Gesicht bewegen sich lebhaft, sie zucken, und dieses Zucken scheint durch den ganzen Körper zu jagen.
    Was meint er?
    »Sarah«, sagt er, »eine Stunde ist eine Ewigkeit. Aber ich bin hier. Ich helfe dir.«
    Ich sitze in der Falle; ich habe Wehen, ich kann nicht weglaufen, ich kann mich nicht gegen ihn wehren. Ich will nicht, dass er hier ist. Aber, Scheiße verdammt, ich kann nichts dagegen tun. Genau so habe ich mich zu Hause gefühlt, jahrelang. Machtlos. Alle Macht genommen von einem Mann. Wut steigt in mir hoch. Ich wollte mich nie mehr so fühlen. Deshalb habe ich mein Zuhause verlassen. Alles verlassen: mein Zuhause, die Schule, meine Brüder.
    »Ich will deine beschissene Hilfe nicht, Saul. Ich will sie nicht und ich will nicht, dass du hier bist. Ich will, dass du abhaust.«
    Er grinst provozierend.
    »Ich bleibe, Sarah. Und wenn das Baby in einer Stunde nicht da ist, schneid ich es dir aus dem Leib.«
    »Was?«
    Er

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