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Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Sarah. Für alles. Für Gemma. Für Mia.«
    »Du musst dich nicht bedanken.«
    »Doch, ich muss. Ich habe so vieles in der Vergangenheit nicht gesagt, das bereue ich. Manches muss einfach gesagt werden. Ich liebe dich, Sarah.«
    »Ich liebe dich auch.«
    Mia neben mir ist unruhig. Ich schaue von oben auf ihr Profil. Ihre Lippen bewegen sich, aber ich kann nicht verstehen, was sie sagt. Ich beuge mich näher zu ihr.
    »Verlass nich«, murmelt sie.
    »Was meinst du, Süße?«
    »Verlass nich.«
    Ich küsse ihr Gesicht und drücke sie an mich.
    »Wir werden dich nie verlassen. Niemals. Jetzt bist du in Sicherheit. Alles ist gut.«
    Ich wiege sie hin und her und singe ganz leise. Nach ein paar Minuten wird ihr Atem schwerer, noch schwerer als vorher. Anfangs glaube ich, sie ist eingeschlafen, doch als ich ihr ins Gesicht sehe, sind ihre Augen weit offen. Es sieht aus, als ob sie sie nie wieder schließen wird.

ADAM
    Sarah flüstert mir zu.
    »Ich mache mir Sorgen um Mia.«
    Sie liegen zusammengekuschelt, aber Mia schläft nicht. Sie starrt ins Leere, ihre Haut ist blass, die Augen sind aufgerissen. Sie sieht aus wie ein kleines Gespenst.
    »Das wird schon«, sage ich, doch es sind leere Worte. Sie hat Dinge gesehen, die man als Zweijährige nicht sehen sollte. Sie hat Dinge getan, die niemand tun sollte. Ich spüre ihn wieder – diesen Angstschauer. Noch ist sie ein kleines Mädchen, aber sie wird ja nicht immer klein bleiben. Verdammte Scheiße, wie soll sie dann damit klarkommen? Und wie sollen wir mit ihr umgehen?
    »Glaubst du, sie weiß, was sie getan hat?«, frage ich.
    »Wie denn?«, antwortet Sarah. »Sie ist doch erst zwei. Es muss instinktiv passiert sein. Sie hat gesehen, dass es mir schlecht ging, und hat getan, was sie konnte, um mir zu helfen.«
    »Und das mit Saul?«
    »Vielleicht hat sie gedacht, sie hilft auch Saul. Er hat um Hilfe gerufen, ich hab ihn gehört.«
    Ich würde ja gern glauben, dass es stimmt – und vielleicht stimmt es ja auch. Mia ist ein sehr großzügiges Mädchen. Sie hilft aus dem Gefühl heraus.
    Ich würde es gern glauben, weil es viel beruhigender ist als die Alternative: Sie wusste irgendwie, dass Sauls Zahl schlecht war, und hat ihm seine zurückgegeben, um ihre eigene Haut zu retten. Ist es in Wahrheit so gewesen? Hat sie ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen? Der Gedanke lässt mir das Blut in den Adern gefrieren.
    Verdammt, wie sollen wir bloß damit umgehen? Mit einem Mädchen, das sein Schicksal verändern kann. Das Schicksal anderer verändern kann.
    »Vielleicht sind wir es ja beide«, sagt Sarah leise. »Ich habe inzwischen zwei Mal meine Zahl geändert.«
    »Scheiße. Hast du … kannst du …?«
    »Ich weiß es nicht. Es kommt mir nicht vor wie etwas, das ich steuern kann. Eher wie etwas, das mir angetan wurde. Ich weiß nicht, ob ich selbst eine Zahl verändern könnte.«
    »Was war das für ein Gefühl?«
    Sie stößt den Atem aus, als ob sie sämtliche Luft aus der Lunge pressen wollte – einen langen Atemzug, fast wie ein Seufzer.
    »Ich habe erst direkt, bevor es passierte, gemerkt, was geschah. Ich komm mir so blöde vor, als ob ich mit geschlossenen Augen durch die Welt gelaufen wäre. Das Baby nützte ihm nichts. Er hat es beiseitegeworfen und sich auf mich gestürzt. Ich war so verzweifelt. Er brauchte eine neue Zahl, deshalb hat er meine genommen. Er ist mir ganz nahe gekommen, richtig dicht ran. Ich hab versucht wegzuschauen, doch er hat mein Auge mit Gewalt geöffnet und es war, als ob er mir einen glühenden Draht in die Seele steckte. Es tat weh, körperlich weh. Er nahm mir etwas, riss es aus mir heraus. Er hat mir mein Leben genommen.«
    »Sarah –«
    »Ich habe bloß gespürt, was ich verlor. Meine ganze Kraft, meinen Willen zu leben – er nahm sie mir. Und in dieser letzten Sekunde sah ich seine Zahl, spürte sie. 16022030.« Sie schließt die Augen, drückt sie fest zusammen, und als sie sie wieder öffnet, sind ihre Pupillen weit und es liegt Schrecken und Angst in ihnen. »Ich habe sein Todesdatum gesehen, Adam, die Zahl, die er mir gab. Ich habe auch Mias Zahl gesehen. Ich verstehe jetzt, was du jeden Tag durchmachst.«
    Sie dreht sich um und legt ihre Hand auf meine Wange. Es liegt etwas Zärtliches in dieser Berührung. Kein Mitleid – sie weiß jetzt einfach, wie ich mich fühle. Sie hat es genauso gefühlt.
    »Er hat mir mein Leben genommen, aber Mia hat es mir zurückgegeben. Sie hat mir ihr Leben gegeben, ihre Zahl. Sie hat

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